So manches regelt sich bei einem guten Schoppen und in lockerer Atmosphäre leichter. So auch eine segensreiche Einrichtung der Psychosozialen Krebsberatungsstelle, die seit fünf Jahren der Zonta-Club Bad Kissingen-Schweinfurt ermöglicht. Auf einer Feier trafen sich die Leiterin der Krebsberatungsstelle, Doris Göb, und die damalige Präsidentin, Doris Engelbrecht.
Göb erzählte von ihrem Wunsch, eine Entlastungsgruppe für ihre Patientinnen einzurichten, und Engelbrecht nahm dieses Anliegen mit in die Versammlung der Zontafrauen und stieß schnell auf offene Ohren, erinnert sich Schatzmeisterin Franziska Bickel. Zunächst einmal für ein Jahr, dann aber erkrankten auch zwei Zontafrauen an Krebs. Die Unterstützung ging weiter. Inzwischen ist das eine „perpetuierende Spende“, betont die Schatzmeisterin. Jährlich gehen 500 Euro an Göb, die damit eine Stabilisierungsgruppe finanziert.
Bickel und die Vizepräsidentin des Zontaclub, Angelica Richter, kamen nun in die Krebsberatungsstelle, um sich persönlich ein Bild von der Aktion zu machen. Es ist ein Anliegen der Zontafrauen, nicht nur Geld zu überweisen, sondern auch Kontakt zu halten, sich zu informieren und Aktionen ein Stück weit zu begleiten. Für Göb hatten sie ein besonderes Geschenk im Rucksack. Nämlich die Aussicht, dass sie noch eine Extra-Spende aus dem Verkauf der diesjährigen Benefiz-Adventskalender bekommt. „Alle unsere Projekte sind förderwürdig“, erklärt Richter. Aber gerade für den Adventskalender suche man etwas, „mit dem sich die Leute identifizieren können und wo alle dahinter stehen.“
Für Göb ein Geschenk des Himmels, sie kann jeden Cent brauchen. Zumal sie jetzt ohnehin Sorgen hat. Ihre Stelle wird für 20 Stunden vom Leopoldinakrankenhaus refinanziert, fünf Stunden zahlt die Bayerische Krebsgesellschaft aus Spendengeldern. Diese fünf Stunden wöchentlich sollen jetzt gestrichen werden. „Das wird stressig“ weiß Göb, denn der Beratungsbedarf wird ja nicht kleiner. Vielleicht braucht sie dann selbst ab und zu einmal einen Besuch in der Stabilisierungsgruppe, um den Kopf frei zu bekommen.
Die Ehe-, Familien- und Lebensberaterin Brigitte Lenhard-Scheithauer leitet die Gruppe, die sich einmal im Monat trifft. Sie gibt Frauen mit einer Krebsdiagnose „Handwerkszeug mit, um mit den Belastungen besser umgehen zu können.“ Eigentlich ist es eher Kopfwerkzeug, denn, so betont Göb: „Krebs ist kein Thema, das nach der Behandlung abgeschlossen ist.“ Sie weiß, die Angst und das Gedankenkarussell im Kopf drehen sich permanent weiter. Und sie betont: „Das ist keine Gesprächsgruppe.“
Das unterstreicht Gisela Walter, sie ist eine Frau der ersten Stunde. Von Beginn an hat sie die Stabilisierungsgruppe besucht. „Man muss seine Geschichte nicht erzählen, man kann einfach reingehen und sich führen lassen.“ Die Gruppe sei ihr Anker geworden, erzählt sie. Es hätten sich auch schöne Freundschaften gebildet. „Wir reden nicht über unsere Krankheit. Wenn‘s jemand braucht, o.k.“, dann werde er abgefangen, aber das sei die Ausnahme.
Die Stunden in der Gruppe beginnen immer mit Wahrnehmungs- und Entspannungsübungen. Es geht um ein Ankommen im Hier und Jetzt, um ein Ganz-bei-sich-Sein, beschreibt die Lebensberaterin. Und lädt gleich zu einer kleinen Übung ein. In einem zweiten Schritt geht es darum, das Gedankenkarussell im eigenen Kopf zu stoppen, sich davon zu distanzieren. In einer gelenkten Fantasiereise führt sie ihre Klientinnen beispielsweise auf ein Hochhausplateau, wo sie Überblick und Weitblick bekommen. Walter hebt dann in ihrer Vorstellung gerne Dächer ab und beobachtet, wie die Leute darunter so wohnen. Es geht darum, den Geist zu beschäftigen, erklärt Lenhard-Scheithauer.
In einem dritten und letzten Teil geht es dann darum, sich einen imaginären sicheren Ort zu gestalten. Einen Rückzugsort, wenn‘s mal wieder schwierig wird. Elsbeth Kempf ist erst jüngst zu der Gruppe gestoßen Aber sie hat schon nach der ersten Schnupperstunde gesagt: „Ich komm wieder.“ Man müsse regelmäßig üben, um es zu lernen, das weiß sie inzwischen. Aber noch viel wichtiger: „Es hat mir gut getan, ich bin viel ruhiger.
“ Das einzige, was noch nicht so gut funktioniert, ist: „Die tollen Gedanken sind immer noch da.“ Die auszuschalten, das wäre optimal, aber Kempf ist sicher: „Das lern ich noch.“