Der Weiße Ring kümmert sich um die Opfer von Straftaten. 2016 stand das Team der Außenstelle Schweinfurt 25 neuen Kriminalitätsopfern bei. Die Taten waren Vergewaltigung, häusliche Gewalt, Stalking, Kindesmisshandlung, Körperverletzung und Mordversuch. Die Opfer waren zwischen 18 und 65 Jahre alt, die meisten weiblich.
Die meisten sind misshandelt, sexuell missbraucht worden. Oft schon in der Kindheit. Berichtet werde aber zuvorderst über die Tat und den Täter. „Die Opfer kommen meist zu kurz“, sagt Klaus Wanka. Der früher bei der Diakonie Beschäftigte kam vor anderthalb Jahren zur Opferhilfe. „Ich habe die Seiten gewechselt“ schmunzelt er und klärt auf: Als Sozialarbeiter hat er sich 25 Jahre lang auch in der Villa Rosa um Inhaftierte, also Täter gekümmert. Jetzt steht Wanka den Opfern bei.
Start einer kleinen Artikelserie über die Arbeit der Opferhilfe
Er hat neben der Betreuung die Öffentlichkeitsarbeit übernommen und eine kleine Serie über die Arbeit der derzeit zwölf Ehrenamtlichen angeregt. Die von ihnen betreuten Opfer spielen darin, natürlich anonymisiert, eine große Rolle. Und Opfer, die sich beim Weißen Ring melden, gibt es viele. „Ehrenamtliche Helfer können wir gar nicht genug haben“, verpackt Wanka sein erstes Anliegen in diesen Satz. Auch frühere Opfer, die wieder im Leben stehen, könnten Mitarbeiter werden, sagt er.
Was muss der Ehrenamtliche mitbringen? „Engagement und eine gewisse Lebenserfahrung“. Nach einem Grund- folgt ein Aufbaukurs an drei Wochenenden. Es geht dabei auch um die Gesetzeslage und die von vielen Opfern gewünschte Begleitung zu einem Gerichtstermin. Anfangs unterstützt ein „alter Hase“ den neuen Mitarbeiter. Über 100 Fälle kommen jedes Jahr neu hinzu, bei denen der Weiße Ring helfen soll, Tendenz steigend. Bis zu drei Jahren ist mitunter eine solche Begleitung nötig, berichtet Wanka.
Die Schweinfurter Außenstelle (420 gibt es deutschlandweit) ist mit knapp 700 Mitgliedern eine der größten. Wanka erinnert, dass jeder Opfer von Kriminalität und körperlicher Gewalt werden kann. Man wird bedroht, überfallen, beraubt, misshandelt und eben auch sexuell missbraucht.
Wie der 30-Jährige, der nach dem Besuch des Schweinfurter Weinfestes ohne Grund von mehreren Männern im nahen Park brutal niedergeschlagen wurde. Erst drei Stunden später gegen 2 Uhr fanden Passanten den Bewusstlosen. Zähne eingeschlagen, Nasen- und Jochbeinbruch, und die Geldbörse mit 60 Euro Bargeld und – noch schlimmer – EC-Karte und Ausweis weg. Auch das Handy fehlte.
Den oft auch psychisch belasteten Opfern hilft eine ausgestreckte Hand enorm
Der dadurch psychisch belastete Mann folgte dem Rat der Polizei und wandte sich an den Weißen Ring. Der ehrenamtliche Mitarbeiter Gerhard Witzleben half bei der Auswahl eines Anwaltes, bei der Beschaffung neuer Papiere. Die Außenstelle Schweinfurt, die seit 2011 Werner Leuerer leitet, gewährte eine Soforthilfe von 250 Euro.
Das Opfer war auch dankbar, als Witzleben über die vom Gesetzgeber geschaffene Möglichkeit der Opferentschädigung aufklärte. Der Weiße Ring stellte für den Mann einen Antrag. Der Anteil der nicht von der Krankenkasse gezahlten Behandlungskosten wurde übernommen. Als später noch eine Zahnnachbehandlung nötig wurde, gelang es, dass diese 700 Euro noch gezahlt wurden. Dem Opfer geht es auch deshalb mittlerweile so weit gut, er ist dankbar für das Engagement des Weißen Ring, berichtet Witzleben.
Auch bei Wanka meldete sich die zuletzt von ihm betreute Frau, die von Sozialhilfe lebt. Ausgerechnet bei ihr war eingebrochen worden. Der Täter fand nichts, aber der Schaden war beträchtlich. Die Opferhilfe gewährte 250 Euro. Das Geld, mehr aber noch das Zeichen der Solidarität, halfen der Frau über das Erlebte hinweg.
Eine Broschüre klärt über die vielfältigen Hilfsmöglichkeiten auf
Wanka nennt weitere Hilfen des gemeinnützigen Vereins: Scheck für kostenlose anwaltliche und psychotraumatische Erstberatung; Übernahme der rechtsanwaltlichen Erstberatung und eben die Begleitung zu Terminen bei der Polizei, Staatsanwaltschaft und vor Gericht.
Neben der Beratung spielt die Prävention eine große Rolle. Eines der Hauptthemen ist dabei derzeit das Cybermobbing, also die üble Nachrede, das Streuen von Gerüchten und Lügen, gefälschte Fotos. Der Weiße Ring berät hier persönlich, eine gut gemachte Broschüre klärt auf, bietet Hilfe.
Kontakt: Weißer Ring Schweinfurt, Werner Leuerer, Tel. (0 97 21) 29 53 478 oder Mail wrsw.wleuerer@gmail.com,
Klaus Wanka, Tel. (0 97 20) 95 14 50, E-Mail: wankaklaus@kabelmail.de