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SCHWEINFURT: Wenn Oma in den Kindergarten geht

SCHWEINFURT

Wenn Oma in den Kindergarten geht

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    Hoffnungsvoll war die Aktion „Oma im Kindergarten“ damals, vor zwölf Monaten, angelaufen. Mittlerweile hat das Interesse nachgelassen, weswegen sich das Seniorenbüro um eine Neuauflage bemüht. Wir sprachen mit Helga Kneuer, die nach wenigen Monaten aus gesundheitlichen Gründen aufhören musste und andere Senioren für das Projekt „Alt und Jung“ begeistern will.

    „Hast du uns einen Pfannkuchen mitgebracht?“, rufen Mergin und Knytim, als sie Helga Kneuer kommen sehen, denn die beiden erinnern sich noch genau an die Geschichte, die sie wenige Tage zuvor von der „Oma“ hörten. Um einen großen Bauernhof mit vielen Tieren war es da gegangen, in dem es natürlich auch eine große Küche gab, wo die Bauersfrau allerlei Leckereien für ihre Familie zubereitete.

    Ein bestimmtes Thema so vielfältig wie möglich zu beleuchten, Bilder von den Tieren des Bauernhofes zu zeigen und über ihre Laute zu sprechen, zu fragen, woher die Milch und die Eier kommen, die für den Pfannkuchenteig benötigt werden, vielleicht sogar noch das Märchen von den Bremer Stadtmusikanten zu erzählen – in solcher Beschäftigung sieht Helga Kneuer die Aufgabe des Projekts, das im September 2006 startete.

    Mit Hilfe des Seniorenbüros hatten Kindergärten am Bergl und in Oberndorf Freiwillige gesucht, die gerne kochen, basteln, musizieren oder erzählen und sich bereit zeigten, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten als „Omas“ oder „Opas“ an Vorschulkinder weiterzugeben.

    Problem Deutschkenntnisse

    Im AW-Kindergarten am Bergl stammten 56 Prozent der Kinder aus Migranten-Familien, sagt Leiterin Renate Koch. In neun Nationen reichten ihre Wurzeln zurück, und weil in diesen Familien oft noch die Sprache der früheren Heimat gesprochen wird, könnten 90 Prozent dieser Kinder nur sehr schlecht Deutsch. So muss viel Zeit auf die Vermittlung von Deutschkenntnissen verwenden – Zeit, die anderswo fehlt.

    Vor allem mit den Größeren und in Gruppen von nur fünf bis acht Kindern sollen die „Omas“ und „Opas“ mit ihrem Wissen und Ideen Themen vertiefen, die durch die Jahreszeit vorgegeben sind und von den Erzieherinnen in der großen Gruppe vorbereitet wurden. Dies erfolge in Absprache mit den hauptamtlichen Kräften, erklärt Renate Koch, aber keinesfalls so, dass die „Großeltern“ zu „Ersatz-Angestellten“ würden. Denn die Senioren seien ehrenamtlich und nur ein- bis zweimal pro Woche tätig. Bewusst, so Koch, liege die Dauer der Tätigkeit in der Regel unter zwei Stunden.

    Sieben interessierte Frauen hatten sich nach dem ersten Zeitungs-Aufruf durch das Seniorenbüro für eine solche Tätigkeit gemeldet. Sie schilderten im Gespräch mit den Leiterinnen der Einrichtungen am Bergl und in Oberndorf ihre Interessen und Fähigkeiten. Meistens habe schon Erfahrung im Umgang mit Kindern bestanden.

    Nicht nur im AW-Kindergarten, sondern auch in anderen Einrichtungen etablierten sich Lese-Omas und -Opas, im Kindergarten von Gustav-Adolf gibt es gar einen Senior, der Werkarbeiten erledigt.

    Die sehr selbstständige Arbeitsweise und eine mitreißende Art gegenüber den Kindern gefiel Renate Koch bei „Oma“ Helga, die ein halbes Jahr lang sechs Fünfjährige im AW-Kindergarten betreute. Während ihre „Kollegin“, Carmen Dvorak, großen Spaß am Backen hat, kümmerte sich Helga Kneuer lieber ums Erzählen, machte Spiele, malte, sang und begeisterte mit ihrem Spiel auf der Mundharmonika.

    Im Herbst 2006, als ihre Arbeit mit den Kindern gerade begonnen hatte, sprach sie über Früchte, ließ Birnen versuchen oder brachte frisch gepressten Apfelsaft mit. Zum Weihnachtsfest wurden Stroh-Sterne gebastelt und die traditionellen Lieder erlernt, und zu Ostern war natürlich das Auspusten und Bemalen von Eiern angesagt. Dann lockte die warme Jahreszeit nach draußen, wo sich ein Versteck-Spiel mit der Geschichte vom Wolf und den sieben Geißlein verbinden ließ.

    Gerade auf den Gesichtern der Jüngsten seien noch so viel Staunen und Dankbarkeit zu lesen, wenn sie wieder etwas gelernt hätten. Das bereite Freude, ganz abgesehen von dem Vorteil, dass man ab und zu aus seinem geregelten Alltagstrott heraus komme und sogar noch Einblick in die neuen, besonders die elektronischen Spiele, erhalte. Auch lange verschüttete Kenntnisse würden mitunter aufgefrischt.

    Wer sich für eine Tätigkeit als „Oma“ oder „Opa“ im Kindergarten interessiert, erhält Informationen im Seniorenbüro, Petersgasse 5, Tel. 26 91 5.

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