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HAMBACH: Werner Mander erinnert sich: Als Stefan Edberg in der Umkleide schlief

HAMBACH

Werner Mander erinnert sich: Als Stefan Edberg in der Umkleide schlief

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    Den Überblick bewahren: Werner Mander bei den Stuttgart Classics im Jahr 1988.
    Den Überblick bewahren: Werner Mander bei den Stuttgart Classics im Jahr 1988. Foto: Fotos: Guido Haug

    Steffi Graf, Gabriela Sabatini, John McEnroe, Ivan Lendl, Jana Novotna, Michael Stich, Boris Becker: Werner Mander hatte sie alle – in seiner Rolle als Tennis-Schiedsrichter. Der Mann, der heute in Hambach wohnt, hat während des großen Tennis-Booms in den 80er-Jahren viele Stunden im Schiri-Stuhl verbracht. Vor allem im Stuttgarter Raum, wo er damals lebte, war er aktiv. Viele Weltstars spurteten unter ihm über den Platz.

    Zum Beispiel der damals gerade einmal 17 Jahre alte Stefan Edberg, der in seiner Karriere sechs Grand-Slam-Siege geholt hat. Zum „Longines Tennis Winter-Circuit“ in Bietigheim-Bissingen sei der junge Schwede alleine und mit einem Rucksack und zwei Taschen angereist, erzählt Mander. „Er hat gefragt: ,Macht's was aus, wenn ich in der Umkleide schlafe?‘“ Es machte nichts aus, der Hallenwart stellte sogar noch eine Liege zur Verfügung und Edberg gewann das Turnier inklusive 25 000 Mark Preisgeld. Schon in der ersten Runde kegelte er mit 6:2 und 6:4 einen raus, den man ebenfalls kennt: Boris Becker. Fast zwei Jahre jünger, dafür zwei Jahre später Wimbledon-Sieger.

    Mander hat sich als Schiri hochgearbeitet. Er schiedste einige kleinere Turniere, bis er 1980 beim Damentennisturnier in Filderstadt überraschend ein wichtiges Match leiten durfte – die eigentlich eingeteilte Schiedsrichterin war ausgefallen. Danach folgten dann auch größere Turniere, darunter das Stuttgarter Weissenhof-Turnier – heute Mercedes Cup – und der Davis Cup, der wichtigste Wettbewerb für Nationalmannschaften im Herren-Tennis. Viele Stars verdienten sich unter seinem Regiment ihre Sporen. Bei den Stuttgart Classics wachte Mander über ein Match von Ivan Lendl gegen John McEnroe – zwei Legenden, die eine ebenso legendäre Rivalität verbindet.

    Sein wichtigster Grundsatz als Schiri? „Diskretion und Autorität“, sagt Mander sofort. Bei Turnieren der 1990 eingestellten WTC-Serie sei er oft mit den Spielern im selben Hotel gewesen. „Es ist okay, mal auf ein Bier mit den Spielern zu gehen“, erzählt Mander, „aber es wird immer nur über das gesprochen, was war. Niemals über das Spiel, das noch kommt.“ Ein nettes, freundschaftliches Verhältnis sei okay, aber eben auch nicht mehr. Das gelte natürlich auch für's Schiedsen bei Damen-Turnieren, sagt Mander und lacht.

    Den Turnierplan aus Bietigheim-Bissingen mit Becker und Edberg hat Werner Mander heute noch. An der Wand in seiner Hambacher Wohnung hängen zahllose Turnier-Ausweise und Erinnerungen als Trophäen. Der Gang durch Manders Flur ist auch ein bisschen eine Reise in seine Vergangenheit.

    Schon früh kam der heute 65-Jährige mit dem Tennis in Berührung. Am Weg von seinem Elternhaus in Kassel zur Grundschule lagen ein paar Tennisplätze, und so sah er täglich die Filzbälle fliegen. Schon damals war Tennis ein eher elitärer Sport, aber über seinen Onkel bekam er Zugang zum Club. Mit sieben oder acht Jahren fing Mander als Balljunge an, spielte natürlich auch selbst und mit 15 Jahren saß er dann zum ersten Mal auf dem Schiri-Stuhl. „Ich habe mich hochgedient“, sagt er. Nach der Schule machte er eine Lehre als Technischer Zeichner, verpflichtete sich dann bei der Bundeswehr.

    Er spielte nebenher weiter, „aber wegen der Bundeswehr konnte ich am Wochenende oft nicht mitspielen“. Selbst professioneller Spieler werden – daraus wurde nichts. Das Tennis rückte etwas in den Hintergrund, bis er schließlich als Ausbilder an die Artillerieschule nach Idar-Oberstein ging: „Ich war ein Hörsaal-Feldwebel.“ Da blieb ihm dann wieder mehr Zeit für den Sport. „Der Inspektionschef und der Major haben immer gerne mal Tennis gespielt – und so war öfter mal um 14, 15 Uhr Dienstschluss“, erzählt Mander mit einem Grinsen. Nebenher machte er erst die Ausbildung zum staatlich geprüften Tennislehrer und eine Schiri-Lizenz. Der Tennis-Boom nahm gerade Fahrt auf und Mander entschied, dass der Sport sein neuer Beruf sein sollte. „Eine Minute, eine D-Mark – das war so der Tarif für einen guten Tennislehrer“, sagt Mander.

    Spiele leiten, das machte er bis Ende der 80er, in den 90ern dann immer weniger. Der Schiri-Job stand seinem Trainer-Job im Weg. Gleichzeitig bekam er Probleme mit den Halswirbeln und musste 1997 schließlich aufhören. Nach Hambach kam er dann der Liebe wegen. So ganz ließ er den Sport aber nicht los, von 2006 bis 2010 betrieb er das Tennis-Zentrum im Ort. Wegen seiner Gesundheit musste er das dann aber auch aufgeben, so Mander. In seinen Gedanken und an den Wänden seiner Wohnung ist das Tennis aber immer präsent.

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