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Werneck: Wie evakuiert man ein Krankenhaus? Üben für den Ernstfall am Bezirkskrankenhaus Werneck

Werneck

Wie evakuiert man ein Krankenhaus? Üben für den Ernstfall am Bezirkskrankenhaus Werneck

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    Eine gerettete Person wird von den "Helfern vor Ort Mühlhausen" erstversorgt und nach dem Grad der Hilfsbedürftigkeit kategorisiert.
    Eine gerettete Person wird von den "Helfern vor Ort Mühlhausen" erstversorgt und nach dem Grad der Hilfsbedürftigkeit kategorisiert. Foto: Maria Reinhart

    Ein Brand ist im Untergeschoss eines Hauses des Klinikums Werneck ausgebrochen. Um 18.15 Uhr löst der Hausalarm aus, die Betriebsfeuerwehr des Krankenhauses rückt aus. Automatisch würde im Ernstfall die Leitstelle alarmiert werden, sagt Holger Mai vom Team Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Feuerwehr Werneck.

    Keine fünf Minuten später rollt eines der Wernecker Feuerwehrautos an. Kurz darauf treffen die Feuerwehren aus Ettleben, Eßleben und Waigolshausen, sowie die "Helfer vor Ort" Mühlhausen ein. Das sind ehrenamtliche Rettungssanitäter Ortsgruppe des Roten Kreuzes Schweinfurt, die als Ersthelfer im Ernstfall auf dem Land schneller als ein Rettungswagen vor Ort sind.

    Zuerst wird nun die Brandmeldeanlage ausgelesen, um den Brandort zu lokalisieren. Der Einsatzleiter koordiniert alle Aufgaben, zeichnet eine Lagekarte und überblickt, wie viele Personen und Einsatzkräfte im Gebäude sind. Für Sondergebäude wie dieses verfügt die Feuerwehr über Lagepläne, die die Koordination vereinfachen.

    Der Einsatzleiter koordiniert die Anzahl der Personen im Gebäude, überblickt die örtlichen Gegebenheiten und verteilt Aufgaben.
    Der Einsatzleiter koordiniert die Anzahl der Personen im Gebäude, überblickt die örtlichen Gegebenheiten und verteilt Aufgaben. Foto: Maria Reinhart

    Personenrettung hat oberste Priorität

    Ein erster Atemschutztrupp betritt circa zehn Minuten nach Alarm das Gebäude. Schwierig sei dabei die Orientierung in einem verwinkelten Gebäude bei fast keiner Sicht durch den Rauch. Der Weg wird daher mit dem Wasserschlauch markiert. Systematisch suchen die Einsatzkräfte alle Räume nach Personen ab und bringen sie per Drehleiter oder über das Treppenhaus nach draußen. In Gebäudeteile, die nicht verraucht sind, harren die Menschen mit Feuerwehrleuten gemeinsam aus.

    Hier wird die Dichte des Rauchs ersichtlich: Das Bild entstand nur Zentimeter entfernt von den fotografierten Einsatzkräften. Trotzdem sind diese kaum zu erkennen. Dabei war das Gebäude noch erleuchtet. Im Ernstfall käme es zum Stromausfall und völliger Dunkelheit.
    Hier wird die Dichte des Rauchs ersichtlich: Das Bild entstand nur Zentimeter entfernt von den fotografierten Einsatzkräften. Trotzdem sind diese kaum zu erkennen. Dabei war das Gebäude noch erleuchtet. Im Ernstfall käme es zum Stromausfall und völliger Dunkelheit. Foto: Maria Reinhart

    Gelöscht wird das Feuer, sobald ein Trupp nicht mehr zur Personenrettung gebraucht wird. Je nach Situation beginnen auch die Personenretter bereits mit dem Löschen oder schaffen Abluft für den Rauch, um sich besser orientieren zu können oder sich den Weg zu den Personen freizumachen.

    Herausforderungen des Klinikums für die Feuerwehr

    Zehn bis 20 Mal pro Jahr rücke die Feuerwehr ins Bezirkskrankenhaus aus, wegen kleinerer Brände, Fehlalarmen oder auch kleineren Rettungseinsätzen von Patienten, sagte Mai. Außerdem könnten geschlossene Abteilungen oder die Forensik nicht einfach geräumt werden: Solange dies möglich ist, würden die Patienten innerhalb des Krankenhauses in Brandschutzabteile gebracht. Herausfordernd sei für Feuerwehrleute zudem der Umgang mit psychiatrischen Patienten in solchen Ausnahmesituationen. Daher übt die Feuerwehr Grenzbelastungen in solch besonders herausfordernden Einrichtungen, um Schwachstellen auszumerzen.

    Das Albert-Schweitzer-Haus der Klinik hat nach einer kürzlich abgeschlossenen Sanierung seinen Betrieb noch nicht wieder aufgenommen. Daher war die Übung hier möglich. In diesem Haus würden sich im Regelbetrieb 96 ältere, psychiatrische Patienten plus Personal und Besucher befinden. Dabei sei das Haus noch relativ gut zugänglich und überschaubar.

    Bei einem deutlich größeren Haus, dem Leopoldina-Krankenhaus etwa, wäre die Personenrettung noch einmal deutlich komplexer: Es bräuchte einerseits eine immens hohe Anzahl an Einsatzkräften und Atemschutzträgern. Um etwa einen Intensivpatienten zu evakuieren, braucht es neben mehreren Atemschutzträgern auch solche mit medizinischer Expertise, um lebenserhaltende Maschinen in den Notbetrieb zu versetzen.

    Die Feuerwehr Werneck rettet mit der Drehleiter die "Verletzten" aus dem zweiten Stock.
    Die Feuerwehr Werneck rettet mit der Drehleiter die "Verletzten" aus dem zweiten Stock. Foto: Maria Reinhart

    Aufzüge fallen im Brandfall zur Evakuierung weg, es müssten also lange Treppen genommen werden und das alles bei sehr schlechter Sicht und unter dem Gewicht der Atemschutzausrüstung und dem der zu rettenden Person. Aufgrund der Brandschutzmaßnahmen in solch großen Gebäuden sei es allerdings äußerst selten, dass das ganze Gebäude evakuiert werden muss. Es handle sich meist um einzelne Bereiche und man könnte Patienten innerhalb des Krankenhauses verlegen.

    Kategorisierung der Patienten

    Im Ernstfall würden die geborgenen Patienten dann nach Dringlichkeit und Überlebenschancen kategorisiert, durch den Rettungsdienst und medizinisches Personal des Krankenhauses erstversorgt und auf umliegende Krankenhäuser verteilt werden. Auch das war Teil der Übung.

    Die letzte der 20 zu rettenden Personen wurde eine Stunde nach Alarmierung aus dem Gebäude gebracht. Eine halbe Stunde musste anschließend abgebaut werden, dann war die Übung beendet. Wäre das Szenario wirklich eingetreten, "wäre es ein langer Abend" geworden, sagt Mai. Oft dauere das Abbauen noch einmal so lang wie der Einsatz. Oft verpflegen dann Anwohner die Einsatzkräfte. Diese Wertschätzung freut Mai.

    Bei der Einsatznachbesprechung im Schlosshof lobte Kreisbrandrat Holger Strunk die gute gemeinschaftliche Zusammenarbeit und Koordination der vier Feuerwehren. Die Übung sei gut gelaufen. Die rund 70 Einsatzkräfte würden sich über Verbesserungspotentiale austauschen. Begeistert spielten übrigens Jugendfeuerwehrler die Opfer.

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