„Wie Sie sehen, sehen Sie nichts.“ Rundgang durch das Museum Georg Schäfer nach der knapp dreiwöchigen Technikrevision. Hans Schnabel, Amtsleiter für die städtischen Liegenschaften, zitiert den berühmten Fernsehmoderatoren-Spruch, um eines deutlich zu machen: Der Besucher soll von den Veränderungen möglichst wenig sehen. Ganz unsichtbar sind sie nicht, aber wer nicht weiß, worauf er achten muss, dem fallen sie vielleicht gar nicht auf.
Vom 2. bis 19. August war das Museum Georg Schäfer geschlossen. Nach zehn Jahren ununterbrochenem Betrieb mussten Brandschutz und Diebstahlsicherung auf den neuesten Stand gebracht werden. Über das Resultat im Bereich Diebstahlsicherung zu berichten, ist ein wenig heikel, schließlich sollen potenzielle Einbrecher nicht aus der Zeitung erfahren, wo welche Sicherungen sitzen. Ein bisschen was gibt Werner Duske aber preis. Duske ist Leiter der Kämmerei und zuständig für alle städtischen Versicherungsfragen.
So ist der „Widerstandszeitwert“ der zweiten Türen erhöht worden, also der Türen, die vom Treppenhaus in die Ausstellungsräume führen. Bedeutet: Ein Einbrecher soll möglichst lange brauchen, um diese Hürde zu überwinden. Dafür hat man zusätzliche Riegel eingebaut. Direkt hinter diesen Türen sitzen außerdem weitere Bewegungsmelder.
Es ist unmöglich, sich abends in einem der Räume, in denen Bilder hängen, einschließen zu lassen. Das würde den Sicherheitsleuten abends beim Zuschließen unweigerlich auffallen. Wer aber irgendwie von außen bis zu diesen zweiten Türen vordringt, der löst auf jeden Fall Alarm aus. Wenn er also damit rechnet, bis zum Eintreffen der Polizei ein paar Bilder einpacken und türmen zu können, dann sollte das nun durch den hohen Widerstandszeitwert der Türen vereitelt werden.
Fünf Firmen haben während der Schließung des Museums unter der Leitung des Instituts für angewandte Sicherheitstechnik (IfAS) aus Mülheim an der Ruhr für 360 000 Euro Hard- und Software ausgetauscht. Es gibt neue Einbruch- und Brandmeldezentralen. In zehn Jahren hat sich auf dem EDV-Sektor jede Menge getan, sagt Duske, da war ein allgemeines Aufrüsten an der Zeit. So kann jetzt das so genannte kapazitive System, das die einzelnen Bilder schützt (und das diese schrillen Pfiffe auslöst, die durch Mark und Bein gehen), noch präziser vor unerwünschter Annäherung schützen.
Die Versicherungen haben sehr klare Vorstellungen davon, was sie sich unter vernünftiger Einbruchsicherung wünschen. Das Thema Sicherheit hat somit auch einen wirtschaftlichen Aspekt, erläutert Werner Duske. Jeder Mangel würde mit höheren Prämien bestraft. Wenn das Museum außerdem wertvolle Leihgaben bekommt und eine perfekte Sicherheitstechnik vorweisen kann, sinken die Prämien.
Als im Frühjahr 2009 Manets Zola-Portrait zu Gast war, musste extra ein zusätzlicher Wachmann abgestellt werden. Das Bild war mit 50 Millionen Euro versichert, die Prämie betrug 30 000 Euro, wie Museumsleiterin Sigrid Bertuleit einmal bei einer Ausstellungseröffnung berichtet hat.
Jeder sichtbare Eingriff muss mit dem Berliner Architekten Volker Staab abgeklärt werden. Der hat das Haus entworfen und ist Inhaber des Urheberrechts. Sein Konzept der Klarheit und Schlichtheit macht einen wesentlichen Reiz des Museums aus: Die Räume als solche sind so leer wie möglich, technische Installationen so unsichtbar wie möglich – Bewegungs- und Rauchmelder, zusätzliche Lampen verschwanden bislang in der Deckenverkleidung. Das geht so weit, dass die Beschriftung für Aufzug und Toiletten auf Ebene 1 im selben Grau gestaltet ist wie der Sichtbeton.
Rauchtests, so berichtet Hans Schnabel, haben nun gezeigt, dass die – versteckten – Rauchmelder schlicht nicht anschlugen, weil der Rauch nicht zu ihnen vordrang. Deshalb sitzen sie nun – für den Eingeweihten sichtbar – außen an den Decken. Und unter dem großen Oberlicht, das hoch oben die Eingangshalle durchschneidet. Stangen, gestrichen im dunkelgrauen Ton der Rahmung, halten sie auf Abstand von der Decke, auch hier, damit der Rauch sie erreichen kann. Und machen sie dadurch zum vielleicht auffälligsten Teil der Neuerungen.
Wie gesagt, ein bisschen sieht man schon. Wenn man weiß, wo man hinschauen muss.