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SCHWEINFURT/SENNFELD: Windhunddame Diva (8) seit Monaten verzweifelt gesucht

SCHWEINFURT/SENNFELD

Windhunddame Diva (8) seit Monaten verzweifelt gesucht

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    Verwittertes Suchblatt für Diva nahe des Hockey-Clubs Schweinfurt, aufgenommen am 13. Januar 2017.
    Verwittertes Suchblatt für Diva nahe des Hockey-Clubs Schweinfurt, aufgenommen am 13. Januar 2017. Foto: Julia Haug

    Zweieinhalb Monate ist es her, dass Diva sich davongemacht hat. Seither fehlt von ihr jede vielversprechende Spur. Im Schweinfurter Stadtgebiet, aber auch in Schonungen oder Üchtelhausen – an Zoo- und Blumenläden, wo viele Menschen vorbeikommen – hängen seither Flugblätter, mehr oder minder verwittert. Sie sollen Spaziergänger und Anwohner auf den verschwundenen Hund aufmerksam machen: „Vermisst“ steht da in roten Buchstaben, „Name: Diva“. Welche Geschichte steckt hinter dem Gesuch?

    Menschen ist sie nicht gewohnt

    Am 27. Oktober war Diva aus dem abgesperrten Garten der Parterrewohnung von Christine Keller in der Schweinfurter Roßbrunnstraße losgelaufen. Erst ins Haus, durch den Hausflur, und dann durch die Haustüre nach draußen. Christine Keller ist immer noch fassungslos, wie schnell das gegangen ist. Doch Diva war ihr ein Rätsel. Heran ließ sie niemanden an sich. Die achtjährige Hündin der Rasse Galgo hatte erst knapp zwei Wochen bei Christine Keller gelebt, bevor sie davongelaufen ist.

    Über den Vermittler-Verein Greyhoundhilfe Deutschland war sie über Zwischenstation in Heidelberg zu Christine Keller nach Schweinfurt gekommen. Die Schweinfurterin hatte vor ihrem Ruhestand hauptberuflich für einen Tierschutzverein gearbeitet, und traute sich deshalb zu, mit einem Windhund aus widrigen Verhältnissen in Spanien klarzukommen.

    Flugblatt an der Ausfahrt des Nahkauf-Lebensmittelmarktes Schützenstraße, Ecke Oberer Marienbach. Das aufgedruckte Bild zeigt die Hunderasse Galgo mit den für Diva markanten weißen Flecken an der Brust und an der Schwanzspitze, es zeigt kein Originabild von Diva.
    Flugblatt an der Ausfahrt des Nahkauf-Lebensmittelmarktes Schützenstraße, Ecke Oberer Marienbach. Das aufgedruckte Bild zeigt die Hunderasse Galgo mit den für Diva markanten weißen Flecken an der Brust und an der Schwanzspitze, es zeigt kein Originabild von Diva. Foto: Horst Breunig

    „Die Liebe zu Tieren ist mein Leben“, sagt Keller. Ihre beiden anderen Hunde Mops Lily und Mischling Seppl liegen neben dem Kaffeetisch auf einer Decke. Auch sie stammen aus dem Ausland, „aus Budapest aus der Tötung“, erzählt Keller. Windhunde liebt sie besonders. Dabei ist der Hund, den Keller Diva taufte, definitiv keine Schönheit: Die Galga – weiblich für Galgo – ist noch dürrer als für die Rasse typisch und das Gesäuge hängt tief.

    Ihre markanten weißen Flecken auf der Brust und an der Schwanzspitze stehen auch auf den hundert Flugblättern, die Keller und ihre Freundin Petra Nuspl-Gratz aus Sennfeld in der Umgebung aufhängten. Nuspl-Gratz hatte 2015 bei der Suche nach Mischlingshündin Bella geholfen. Doch auch von Bella fehlt zwei Jahre später jegliche Spur.

    Dass Diva schwierig zu halten war, zeichnete sich von Beginn an ab: Sie ließ sich nicht anfassen, verweigerte ein Geschirr. Das wollte Keller ihr erst mit der Zeit angewöhnen, doch dazu kam es nicht mehr. Die Galga hatte ihr Leben lang Welpen geworfen, war „Vermehrerhündin“ gewesen – und an Kontakt mit Menschen nicht gewöhnt.

    Diva schon einmal verschwunden

    Einen Tag vor ihrem Verschwinden am 27. Oktober war Diva schon einmal ausgebüxt, hatte das Gartentor eigenständig aufmacht: „Ich habe sie mitten auf der Niederwerrner Straße rennen sehen“, erzählt Keller. Diesmal hatte sie noch Glück: Hundeführer der Polizei konnten Diva in eine Ecke treiben und einfangen. Danach verriegelte Christine Keller das Gartentor, doch Diva fand einen anderen Weg.

    Keller vermutet, dass sie sich auf die Suche nach ihren zuletzt geworfenen Welpen machte. Das bezweifelt Petra Schmid vom Verein Greyhoundhilfe: Auch schlechtgehaltene Mutterhündinnen würden erst nach acht bis zwölf Wochen von ihren Welpen entzogen. Da sei die Suche nach Welpen kein Thema mehr.

    Versuch mit Futterstelle erfolglos

    Fest steht: Diva ist verschwunden. Am 27. Oktober war sie noch in der Luitpoldstraße gesehen worden. Dann verliert sich ihre Spur. Nach einer gemeldeten Sichtung am Hockey-Club-Gelände am Deutschhof stellen Nuspl-Gratz und Keller im Umkreis von 400 Metern zwei Futterstellen auf. Doch die Pfotenspuren zum Futter sind jedesmal andere. Nach fünf Tagen lösen sie die Futterstellen wieder auf. Ihre Zweifel sind groß, dass es Diva war, die gesehen worden war, in der Nachbarschaft lebt ein ähnlicher Windhund. Dann folgt noch ein Anruf aus der Gartenstadt. Doch auch aus dieser Meldung ergibt sich nichts. Und ein Totfund zweier Radfahrer zwischen Schonungen und Mainberg stellt sich als Reh heraus.

    Hundesuchhilfe Franken

    Ende Januar ist es ruhig geworden. Auch Annoncen in einem Anzeigeblatt nützten nichts. Anrufe gehen kaum mehr ein. Drei Telefonnummern stehen auf den Flugblättern: die beiden von Petra Nuspl-Gratz und Christine Keller – und außerdem, in fett gedruckter Schrift, die von Andrea Schöpf. Die Frau aus dem mittelfränkischen Weißenburg hat im März 2016 die Facebook-Gruppe „Hundesuchhilfe Team Franken“ gegründet und ist Ansprechpartnerin für verzweifelte Tierhalter aus ganz Nordbayern. Ihre Handynummer ist 24 Stunden erreichbar, nächtliche Spaßanrufe inklusive. Sie weiß sofort, um welchen Fall es geht, als sie der Anruf dieser Redaktion im Auto erreicht.

    Bella, seit Januar 2015 verschwunden.
    Bella, seit Januar 2015 verschwunden. Foto: Foto: Christine Wenker

    Schöpf gestaltet die Flugblätter für die Suchaktionen, teilt sie über die Facebook-Kanäle und berät bei der Suche. Auch Nuspl-Gratz und Keller holten sich bei ihr Tipps: etwa die heiligen drei Regeln „nicht ansehen, nicht ansprechen, nicht drauf zugehen“.

    Aber auch die Empfehlung, alle Tierheime, Tierärzte, Jäger und das Haustierzentralregister TASSO zu informieren. Diva ist geimpft, gechipt und besitzt einen EU-Ausweis. Gefahr oder Krankheiten gehen von ihr nicht aus.

    Dennoch schloss Keller rückwirkend eine Haftpflichtversicherung für die Hündin ab. Inzwischen rechnet sie damit, dass Diva in einem Radius von 20 Kilometern um Schweinfurt untergeschlüpft ist. „Wenn wir eine neue Sichtung hätten, könnten wir wieder etwas tun“, sagt Petra Nuspl-Gratz.

    Zum Warten verdammt, schwindet Christine Kellers Hoffnung: „Mir geht es nur darum, zu wissen, was mit ihr passiert ist.“ Doch Andrea Schöpf kennt mehrere Fälle, in denen die Gesuchten nach Monaten bis Jahren doch wieder auftauchen und gesichert werden konnten.

    Kontakt

    Wer Flugblätter aushängen möchte, bekommt diese unter der Mail-Adresse Hundesuchhilfeteam.franken@yahoo.de, unter anderem unter Tel. 0176/61 95 70 47 oder im pdf-Download.

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