Der Antrag wurde in Bausch und Bogen abgelehnt. Nur Claus Bebersdorf (FBU) stimmte mit Wirth. Trotz Ablehnung in der CSU-Fraktion und in der Verwaltung hatte der Ehrenobermeister der Bäckerinnung einen im Vorjahr noch einstimmig abgelehnten Antrag der SPD aufgegriffen. Im Sinne der Kernstadt, sagte der Bürgermeister, da man vor Inbetriebnahme der ECE-Stadtgalerie ein Zeichen setzen müsse – und im Sinne der Bürger, weil sich der Autofahrer bei kurzen Einkäufen oft verschätze und dann zur Kasse gebeten werde.
Referent Jürgen Montag rechnete vor, was die Erfüllung seines Antrags für die Stadtkasse bedeuten würde: 50 000 Euro einmalig für die Umstellung der Parkautomaten, 25 Prozent weniger Einnahmen, jährlich 270 000 Euro, mit der „Brötchentaste“ sowie 360 000 Euro weniger im Jahr aus dem Betrieb der Tiefgaragen und Parkhäuser. Welche dann, so Baureferent Jochen Müller, nicht mehr kostendeckend arbeiteten.
Laut Jürgen Montag stellt sich dieses Problem für die Stadt Gerolzhofen, die die „Brötchentaste“ deshalb lieber heute statt morgen aufheben würde. Bad Kissingen habe sie seit einem Jahr wieder aufgehoben, weil sie Jugendliche missbraucht hatten, indem sie auf dem Schulweg fleißig „Tasten“ drückten.
SPD-Fraktionschef Werner Bonengel regte kürzere Taktschritte wie in Bayreuth an, 10 und 20 Cent für kürzere Parkzeiten, statt 50 Cent eine halbe Stunde. Uwe Wolters, der Leiter des Servicebetriebs, veranschlagte dafür etwa 10 000 Euro Umstellungskosten. Einen diesbezüglichen Antrag stellte Bonengel nicht, weil er die Meinung vertritt, die Stadt habe ausreichende Parkmöglichkeiten in der City geschaffen. Da zehn Minuten Parkuhr-Überschreitung als Karenzzeit gelten, wiege der angestrebte Vorteil für die Bürger geringer als der Vorteil durch die Kostenpflicht, die den Umschlag der Parkplätze belebe und damit das Geschäft in der City. Für die Konkurrenzfähigkeit mit ECE würde mehr erreicht, wenn die Innenstadt-Geschäfte ihren Kunden die erste Parkstunde vergüten würden.
Laut Oliver Schulte, CSU, will ECE die erste Stunde in der Stadtgalerie kostenlos parken lassen. Die Verwaltung habe diesbezüglich noch keine Information von ECE, erklärte dazu Wirtschaftsförderer Hans Schnabel. Laut Wolters bedingt die ECE-Eröffnung ein neues Konzept für die Parkraum-Bewirtschaftung. Das Thema Parkgebühr beschäftige derzeit auch die Lenkungsgruppe Kernstadt, sagte Schnabel. Er kündigte für 2008 einen Vorschlag an und versicherte gleiche Bedingungen für den Handel in der Kernstadt, wenn ECE im Frühjahr 2009 eröffnet.
Die Oberbürgermeisterin nannte Wirths Anliegen ehrenhaft, jedoch schon deshalb nicht praktikabel, da die „Brötchentaste“ enorm viel Park-Such-Verkehr in die Innenstadt ziehen würde. Finanzreferent Martin Baldauf warnte mit Hinweis auf Risiken wie den Verlust des Stadtwerke-Querverbundes davor, die strukturellen Ziele des Haushalts durch die Annahme des Antrags zu konterkarieren.
Er hätte sich mehr Zivilcourage seitens der Verwaltung bei der Abstimmung mit ECE gewünscht; „die Brötchentaste wäre ein grober Unfug“, stellte FDP-Stadtrat Georg Wiederer fest.
Den zweiten Teil seines Antrags, 30 Minuten kostenloses Parken in den Tiefgaragen und Parkhäusern, zog Otto Wirth zurück.