Litschi, Kräuter, Ingwer-Orange, Quitte oder eben Holunder: Mit diesen Noten wird das alkoholfreie und biologisch hergestellte Erfrischungsgetränk aus der Rhön äußerst erfolgreich vertrieben. Dort sah vor einigen Jahren auch das Geldersheimer Ehepaar die Holunderfelder, die etliche Bauern für die ehemalige Ostheimer Brauerei Peter anlegten, aus der die Bionade GmbH hervorging. „Das war die Zeit von BSE und Flüssigei-Skandalen", erinnert sich Sigrid Jakob, die mit ihrem Mann Jürgen einen kleinen landwirtschaftlichen Nebenerwerb betrieb.
Auf biologischen Anbau umzustellen, war daher ihr überzeugtes Ziel; die Flurbereinigung in Geldersheim machte es möglich, dass ihre kleinen Äcker zu einem großen Feld zusammengelegt werden konnten. Für ihre insgesamt 22 Hektar (in Geldersheim, Kützberg und Heidenfeld) eignete sich als Hauptfrucht eine Sonderkultur am besten, zumal die Flächen für Getreideanbau zu gering waren. Also pflanzten die beiden 4500 Holunderbäumchen, etwa vier Hektar in Geldersheim, sechs Hektar in Heidenfeld.
Das Wissen um den Anbau dieser Frucht holten sie sich in der österreichischen Steiermark, „dort wird schon seit 1960 Holunder angebaut und dort hat man viel Erfahrung", erzählt die 45-jährige Geldersheimerin, die früher als Chefarztsekretärin arbeitete und sich binnen zwei Jahren an der Schweinfurter Landwirtschaftsschule fortbildete. Die österreichischen Bauern rieten zur Holundersorte „Haschberg", die als relativ ertragreich, vor allem aber robust gilt und von Vögeln gemieden wird. 20 Jahre werden die Bäumchen alt, bis zu 70 Dolden tragen die etwa 1,40 Meter hohen ausgewachsenen Bäumchen. Was bei der Ernte im späten August bis Ende September kein Bücken und daher keine Rückenschmerzen verursacht.
Auch wenn das Paar mit seinen vier Kindern die viele Arbeit nicht scheut, landwirtschaftliche Helfer braucht es dennoch, etwa für das „Brachen", wie Jürgen Jakob zeigt. Von Hand wird nämlich das Unkraut um das Bäumchen herum ausgehackt, von Hand werden die reifen Beeren geerntet. „Das muss dann ganz schnell gehen, denn Holunder ist sehr empfindlich", weiß seine Frau. Innerhalb von zwölf Stunden muss die Frucht verarbeitet werden, sonst gärt sie. Mit Kühllastern wird deshalb die Fuldaer Kelterei Elm die Beeren direkt am Feld abholen und gleich pressen, erläutert die agile Frau.
Mit der Kelterei und der Bionade GmbH hat das Paar einen langfristigen Vertrag abgeschlossen. Der Getränkehersteller verlangt nicht nur die EU-Bio-Norm, sondern auch die Zertifizierung durch einen deutschen Bio-Verband: An GÄA, einen vor allem in Ostdeutschland verbreiteten Anbauverband, haben sich die Jakobs angeschlossen.
Offiziell befindet sich der biologische Holunderanbau noch in der Umstellungsphase, die Bäumchen auf der neuen Fläche sind erst zwei Jahre alt. Erst im dritten Jahr darf nach biologischen Richtlinien vermarktet werden. Obwohl auf einem Teil des neu bepflanzten Feldes früher Stilllegungsfläche war, allerdings auf einem anderen Teil auch intensiv konventionelle Landwirtschaft betrieben wurde.
Das heißt, dass die diesjährige Ernte nur als konventioneller Holunder an die Kelterei geliefert werden darf. Oder dass die jetzigen weißen Blüten an die regionale Gastronomie für „Hollerküchle" weitergegeben werden können, wie Sigrid Jakob soeben bei einer Direktvermarkterbefragung durch den Landkreis anbot.
Viel Neugier, aber auch Skepsis im Ort haben die Jakobs als erste Biobauern in Geldersheim erfahren. Entmutigen lassen sich die beiden davon nicht. Ihr Ziel heißt, die biologische Landwirtschaft noch auszubauen, Obstbäume zu pflanzen und einen Mutterkuhstall zur biologischen Kalbfleischerzeugung zu bauen.