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HAUSEN: Wo die Gesangbücher Henkel haben

HAUSEN

Wo die Gesangbücher Henkel haben

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    Zweiter Biergartengottesdienst: Die Ökumene sicherten der katholische Pfarrer Alfred Östreicher (vorne) und sein evangelischer Kollege Marcus Döbert im Biergarten von Ulrich Martin in Hausen. Hinten lauscht Wolfgang Düringer von der Kärwa-Musik Gochsheim ihren Worten.
    Zweiter Biergartengottesdienst: Die Ökumene sicherten der katholische Pfarrer Alfred Östreicher (vorne) und sein evangelischer Kollege Marcus Döbert im Biergarten von Ulrich Martin in Hausen. Hinten lauscht Wolfgang Düringer von der Kärwa-Musik Gochsheim ihren Worten. Foto: Foto: Hannes Helferich

    Der Unterstützung der gut 150 Besucher des „2. Ökumenischen Biergarten-Gottesdienstes“ in der Brauerei Martin kann sich Pfarrer in Ruhe Alfred Östreicher sicher sein. Weil die katholische Seite dem evangelischen Pfarrer der Christuskirche Schonungen, Marcus Döbert, die Entsendung eines Seelsorgers verweigerte, machte sich der heute in Haßfurt lebende Ruheständler Östreicher auf den Weg nach Hausen – „der Ökumene willen“. Sollte er deshalb von seiner Amtskirche Ärger bekommen, merkte der 76-Jährige am Ende der Open-Air-Veranstaltung an, mögen ihm die Gottesdienstbesucher beistehen. Der große Beifall bedeutete: Den Beistand kriegst Du.

    Rückblende: Im Frühsommer 2013 saßen Döbert und seine Frau Barbara Bedacht mit Brauereichef Uli Martin im Biergarten beieinander und schnappten vom Nebentisch diesen Spruch auf: „Ich gehe lieber in die Kirche, in der die Gesangbücher Henkel haben“. Warum nicht beide Gesangbücher mal an einem solchen Ort zusammenbringen? Das dachte sich das Trio und der erste Biergarten-Gottesdienst war geboren. Er fand am 11. August 2013 unter dem logischen Motto „Wo die Gesangbücher Henkel haben" statt.

    Den musikalischen Part übernahmen wie jetzt wieder die Kärwa-Musikanten Gochsheim. Einige Mitglieder saßen im Frühsommer 2013 zufällig an einem anderen Tisch im Biergarten und boten sich an. Auch Diakon Joachim Werb von der katholischen Pfarreiengemeinschaft war schnell gewonnen. Hinzu kam der Sängerkranz Mainberg.

    Wegen der Resonanz bei der Premiere war für Döbert eine Wiederholung klar. Aber: Pfarrer Thomas Amrehn, der die Ökumene sehr ernst nahm, wie er sagt, war gegangen und die „nun amtierende Belegschaft unter Pfarrer Andreas Heck setzt deutlich andere Akzente“. Für den Biergartengottesdienst sei trotz vieler Gespräche mit der katholischen Seite jedenfalls kein ökumenischer Partner entsandt worden, der Termin nicht im Pfarrbrief angekündigt und zu seinem Erstaunen zeitgleich eine Eucharistiefeier in Hausen angesetzt worden, berichtete Döbert im proppenvollen Biergarten. Von einer angeblichen Verpflichtung dazu sei ihm als ökumenischem Beauftragten des Dekanats nichts bekannt, erzählet er später am Rande.

    Beifall und Gelächter

    „Weil wir den Gottesdienst aber im ökumenischen Geist durchführen wollten“, sei nun „nicht offiziell, aber auch nicht zufällig“ Pfarrer Östreicher gekommen, der „ohnehin erste Wahl gewesen wäre“. Da gab es Beifall und gleich danach ebenso viel Gelächter, als Döbert die Ökumene aller anderen Beteiligten abfragte. Er selbst konnte glänzen, seine Frau ist katholisch. Die Kärwa-Musikanten aus Gochsheim, musste Wolfgang Düringer einräumen, sind allesamt katholisch. Die Band Holy-Wood, die sich mit Kärwa Gochsheim ablöste, glich das durch Überhang auf evangelischer Seite aus.

    Ökumenisch ging es weiter. Die Christuskirche-Konfirmanden sammelten die Kollekte ein. Döbert baute in seine Predigt ein fiktives Interview mit dem katholischen Bischof Jacques Gaillot ein. Als Titularbischof von Partenia – das Bistum ist seit dem fünften Jahrhundert im Sand der Sahara verschwunden – lebt und arbeitet der Kirchenrebell heute in Paris, tritt dort nach wie vor für die Freiheit des Gewissens ein und engagiert sich für die ausgegrenzten Menschen ohne Papiere und Obdach.

    Nächstes Jahr geht's weiter

    Döbert entlieh sich die Antworten aus dem Buch „Machtlos, eher frei“ von Jacques Gaillot, der vielfach schon in St. Michael in Schweinfurt bei Pfarrer Roland Breitenbach zu Gast war. Eine der Antworten war das berühmte Zitat des Franzosen: „Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts“. Döbert merkte an, dass Gaillots Botschaften heute unter dem neuen Papst Franziskus „Wertschätzung erfahren“. Auch die evangelische Seite könne von ihm noch lernen, weil Gaillot aufzeige, was „es heißt, das Evangelium beim Wort zu nehmen“. Bei den Fürbitten kam auch Brauereichef Ulrich Martin zu Wort. Danach wurde er am Zapfhahn benötigt. Zum Bier gab's Weißwürste mit Senf und die Mitteilung etlicher Besucher, dass sie nächstes Jahr zum 3. Biergarten-Gottesdienst „sicher wiederkommen“. Die katholische Seite war am Sonntag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

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