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OBEREUERHEIM: Woher stammt die Schatzkiste im Wohnzimmer?

OBEREUERHEIM

Woher stammt die Schatzkiste im Wohnzimmer?

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    Alt ist sie und schwer, die Eisentruhe im Wohnzimmer von Wilfried Hessberg in Obereuerheim. Erworben hat er sie aus dem Antiquitätenhandel des ehemaligen Teppichhändlers Hetzelt in Sennfeld..
    Alt ist sie und schwer, die Eisentruhe im Wohnzimmer von Wilfried Hessberg in Obereuerheim. Erworben hat er sie aus dem Antiquitätenhandel des ehemaligen Teppichhändlers Hetzelt in Sennfeld.. Foto: Foto: Irene Spiegel

    Es war einmal ein König, der besaß eine wunderschöne Schatztruhe . . . . So beginnt das Märchen von der „geheimnisvollen Schatztruhe“. Wilfried von Hessberg besitzt auch eine Schatztruhe. Er ist zwar kein König, aber von adeligem Geschlecht, derer von und zu Hessberg in Obereuerheim. Und was seine Schatztruhe anbetrifft, ist diese in jedem Fall geheimnisumwittert.

    Die Geschichte – sie ist kein Märchen – beginnt so: Es war einmal, so etwa vor zehn Jahren, da stöberten Wilfried und Lilli von Hessberg beim Räumungsverkauf der Sennfelder Firma Hetzelt in den Antiquitäten des Teppichhändlers. Und da entdeckten sie eine große, schwere Eisentruhe. „Die will ich haben“, stand für Lilli von Hessberg sofort fest. Eigentlich hatte sie nach einem kleinen Holztischchen gesucht, das sie neben das Wohnzimmersofa stellen wollte. Dass sie „eine richtige Schatzkiste“ finden würde, damit hatte sie nicht gerechnet.

    Einst waren Bonbons für die Kinder drin

    Ein Schatz war natürlich nicht mehr in der Kiste, die gut und gerne an die 200 Jahre alt sein dürfte. Bei Teppich Hetzelt stand sie im Eingangsbereich neben der Kasse und war mit Bonbons für die Kinder gefüllt, erzählt Alexander Hetzelt, der mit seinem Onkel Winfried zuletzt das Geschäft geführt hatte. Er kann sich noch gut an die Eisentruhe erinnern und auch an die Eheleute von Hessberg, die das Stück 2007 beim Räumungsverkauf des von den vier Brüdern Winfried, Georg, Lorenz und Andreas im Jahr 1965 gegründeten Familienunternehmens kauften. Heute würde er die Truhe nicht mehr hergeben. Aber damals,„da musste alles raus, wir hätten ja nicht alle Antiquitäten einlagern können“, erklärt Alexander Hetzelt. Wenn er sie zurückkaufen könnte, würde er das sofort tun. Bei Ebay werden solche Eisentruhen für einige tausend Euro gehandelt.

    Wilfried und Lilli von Hessberg wollen ihren „Schatz“ aber nicht mehr hergeben. Sie haben sich vielmehr an diese Redaktion gewandt, um seine Geschichte zu erforschen. Doch das gestaltet sich schwierig, weil keine Unterlagen zur Herkunft dieser Antiquität zu finden sind und auch Alexander Hetzelt nicht weiß, wie die Eisentruhe in den Besitz seiner Familie gekommen ist. Vielleicht haben sie Vater und Onkel, die neben Teppichen auch mit Antiquitäten handelten, von privat gekauft? Vielleicht wurde sie auch von der ehemaligen Sandbaggerei Blum in Schweinfurt aus dem Main gebuddelt? Dort war der jüngste Bruder des Vaters beschäftigt. Er habe in den 1960er-Jahren auch mal ein Steinbeil aus der Steinzeit herausgefischt. „Ich schätze, die Truhe war im Main gelegen“, meint Alexander Hetzelt.

    Das kann sich auch Wilfried von Hessberg vorstellen. Vielleicht sei sie beim Bau der Staustufe gefunden worden? Damals wurden viele Schätze aus dem Fluss geborgen – Handwerkszeug, Kriegsgerät, Schmuck und Taler. Wilfried von Hessberg glaubt, dass seine Schatzkiste eine Kriegskasse aus der Zeit des bayerisch-preußischen Bruderkriegs um 1866 ist. Damals dienten solche Schmiedeeisentruhen zur sicheren Aufbewahrung des Solds für die Soldaten und Kriegsknechte. Nach Kriegsende wurde die geplünderte Kriegskasse dann vielleicht in den Main geworfen.

    Verziehrungen an den Griffen

    Die Truhe könnte aber auch älter sein, vielleicht aus der Zeit des Barock stammen. Darauf deuten die Verzierungen an den seitlichen Griffen hin. In jedem Fall war sie für die Aufbewahrung von Wertgegenständen gedacht, was der achtfache Schließmechanismus im Truhendeckel nahelegt. Dieser wird mit zwei Schlüsseln betätigt, um es Dieben besonders schwer zu machen. Und forttragen kann man die Eisentruhe sowieso nicht, „sie ist locker über 100 Kilo schwer“, meint Wilfried von Hessberg.

    Die beiden Schlüssel sind allerdings keine Originale mehr. Wer sie nachgebaut hat, weiß Vorbesitzer Alexander Hetzelt nicht. „Vielleicht Schafferhans in Biebelried, dort haben wir viele Antiquitäten restaurieren lassen.“ Die Restaurationsfirma gibt es aber heute nicht mehr.

    Kabinett mit Doppelschloss

    Die Schatzkiste im Wohnzimmer von Wilfried Hessberg in Obereuerheim weist noch eine andere Besonderheit auf. Im Innern befindet sich ein Kabinett mit schmuckvoll verziertem Deckel. Das Doppelschloss ist besonders trickreich, es kann nur mit einem Extraschlüssel geöffnet werden, den man einmal links herum und einmal rechts herum drehen muss. „Wahrscheinlich lagen hier die Goldstücke drin“, vermutet von Hessberg.

    Die Geschichte der Obereuerheimer Schatzkiste endet übrigens ähnlich wie die des Märchens. Als der Diener des Königs einmal heimlich die Kiste öffnete und nachschaute, was der König darin wohl verborgen hat, entschwebten lauter schöne Märchen. Als Wilfried von Hessberg für uns seine Schatzkiste öffnet, entfleuchten zwar keine Märchen, aber eine interessante Geschichte für unsere Leser.

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