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Schweinfurt: Wohngemeinschaften gegen die Einsamkeit

Schweinfurt

Wohngemeinschaften gegen die Einsamkeit

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    Pfarrer Markus Vaupel aus Üchtelhausen (von links), die Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Inge Reichert-Deurer aus Bad Kissingen, Sozialpädagogin Helmtrud Hartmann aus Schweinfurt, Elfriede Ment, stellvertretende Vorsitzende des Schweinfurter Seniorenbeirats, und Moderator Pfarrer Jochen Keßler-Rosa diskutierten über Wohnformen im Alter.
    Pfarrer Markus Vaupel aus Üchtelhausen (von links), die Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Inge Reichert-Deurer aus Bad Kissingen, Sozialpädagogin Helmtrud Hartmann aus Schweinfurt, Elfriede Ment, stellvertretende Vorsitzende des Schweinfurter Seniorenbeirats, und Moderator Pfarrer Jochen Keßler-Rosa diskutierten über Wohnformen im Alter. Foto: Diana Pfister

    Bei den Vorbereitungen und der Durchführung der Versperkirche, die aktuell in der St. Johannis-Kirche stattfindet, ist Diakonie-Vorstand Pfarrer Jochen Keßler-Rosa vermehrt darauf aufmerksam geworden, wie viele ältere Menschen es gibt, die einsam sind. So habe ihm eine Person berichtet, sie säße jetzt nach einem Jahr einmal wieder mit jemand anderem am Esstisch. Diese Erfahrungen waren der Anlass, die Thematik in das Rahmenprogramm der Vesperkirche aufzunehmen.

    So fand nun ein Diskussionsabend zum Thema "Zusammenleben im Alter - Geht das?" statt. Als Podiumsgäste waren Pfarrer Markus Vaupel aus Üchtelhausen, die Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Inge Reichert-Deurer aus Bad Kissingen, Sozialpädagogin Helmtrud Hartmann aus Schweinfurt und Elfriede Ment, stellvertretende Vorsitzende des Schweinfurter Seniorenbeirats, vor Ort. Unter Einbeziehung des Pubikums, etwa 50 Interessierte waren gekommen, erörterten sie verschiedenste Wohnformen im Alter mit einem besonderen Blick auf die Option der Senioren-Wohngemeinschaft (WG).

    Keßler-Rosa stellte eingangs die Frage, wie sich die Anwesenden vorstellen könnten, in zehn Jahren beziehungsweise im Alter zu wohnen. Hartmann brachte hier die Seniorenresidenz ins Spiel. Drei Zuhörer aus dem Publikum konnten sich das ebenfalls vorstellen. Im Eigenheim zu bleiben bevorzugten Reichert-Deurer und sechs Gäste. Ment und etwa zehn andere denken über ein Seniorenstift beziehungsweise über ein betreutes Wohnen nach. Mehr als zehn aus dem Publikum zogen das Zusammenleben in einer WG in Erwägung. Einigkeit herrschte jedoch vor allem darüber, dass keiner der Anwesenden einsam sein möchte.

    Unterschied zwischen "Allein wohnen" und "Einsam sein"

    Allerdings wurde in der Diskussion deutlich, dass es einen Unterschied zwischen "Allein wohnen" und "Einsam sein" gibt. So ist nicht jeder, der alleine wohnt, automatisch auch einsam. Sozialpädagogin Helmtrud Hartmann brachte es auf den Punkt: "Manche leben besser in der Gemeinschaft, manche leben besser allein. Aber wer allein lebt, ist auf Beziehungen außerhalb angewiesen." Elfriede Ment harkte ein und erzählte, dass sie sich in der Seniorenarbeit sehr darum bemüht, die Menschen zu den angebotenen Veranstaltungen zu bringen, räumte aber ein: "An manche kommt man einfach nicht ran."

    Bestimmt gibt es einige, die schlicht nicht wollen. Doch manche trauen sich womöglich auch nicht. Keßler-Rosa stellte die Frage nach aufweichenden, nachbarschaftlichen Strukturen und der Scheu, nebenan einmal zu klingeln. Hartmann denkt, vor allem in der Stadt hätten sich diese Strukturen verändert. "Die Menschen haben verlernt, Hilfe anzubieten und Hilfe zu suchen." So bleibt die Überlegung, ob es nicht einfacher wäre, sich gegenseitig zu helfen und gemeinsam Dinge zu unternehmen, wenn man etwa in einer Senioren-WG schon zusammenwohnt. Das kann man sich so vorstellen: Jede Person hat ihr eigenes Zimmer. Räume wie Bäder, Wohnzimmer und Küche teilen sich aber alle Mitbewohner.

    Allerdings wurde in der fortlaufenden Diskussion deutlich, dass einige Dinge beachtet werden müssten, wenn man diese Wohnform wählt. Pfarrer Markus Vaupel riet ganz praktisch: "Brechen Sie mit den Personen, mit denen Sie zusammenleben möchten, zu einem vierwöchigen Segelturn auf. So lernen Sie sich wirklich kennen." Hartmann ergänzte, dass Punkte wie Privatsphäre, Sauberkeit und Ordnung, Lautstärke oder auch die politische Einstellung geklärt sein müssten.

    Geld ist immer wieder ein Streitfaktor

    Geld sei auch immer wieder ein Streitfaktor, warf Psychotherapeutin Inge Reichert-Deurer ein. Das Publikum murmelte zustimmend. Sie wies zudem darauf hin, dass viele ein Problem hätten, sich abzugrenzen und zu sagen, wenn es ihnen zu viel wird. Aus dem Publikum kam die Anmerkung, es sei womöglich auch Angst vor Konflikten dabei. Man traut sich nicht seine Meinung zu sagen. Denn dann herrsche eine schlechte Stimmung in der Gemeinschaft. Um aber überhaupt Menschen zu finden, schlägt Elfriede Ment vor, eine Zeitungsanzeige zu schalten und dann einen Stammtisch ins Leben zu rufen, um sich kennenzulernen und Pläne zu schmieden.

    Es wurde deutlich, dass sich Vor- und Nachteile gegenüber stehen. Auf der einen Seite: Die Gemeinschaft und Geselligkeit, das Bewusstsein, dass jemand da ist, wenn man einmal Hilfe braucht. Auf der anderen Seite: Einschränkungen und Rücksichtnahme und das Risiko, dass es zum Streit kommt. So konnte auch die eingangs gestellte Frage "Zusammenleben im Alter - Geht das?" nicht allgemeingültig beantwortet werden. Für einige wird eine Senioren-WG funktionieren, aber nicht für alle.

    Die nächste Veranstaltung im Rahmen der Vesperkirche findet am Donnerstag, 7. Februar, um 19 Uhr in der St. Johannis-Kirche statt. Zu hören ist ein Musikalischer "Ohrenschmaus" mit Pfarrerinnen und Pfarrern aus dem Dekanat.

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