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SCHWEINFURT: Zauberland ist abgebrannt

SCHWEINFURT

Zauberland ist abgebrannt

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    Was ist von den Idealen der linken Musikszene geblieben, 14 Jahre nach dem Tod von Rio Reiser, Frontmann der „Ton Steine Scherben“? Ein Vierteljahrhundert nach Bandauflösung? Ein Haufen Scherben zumindest – wie das Duo „Scherbe kontra Bass“, mit Gitarrist und Ex-Scherbe Marius del Mestre sowie Akki Schulz am Kontrabass.

    Zum ersten Mal weilen die zwei Mitglieder der Nachfolgetruppe „Scherbenfamily“ in Bayern. Das Publikum in der Disharmonie ist allerdings so zahlreich, als hätten die nostalgischen Utopisten zu einem Workshop Marxismus-Leninismus eingeladen. Die Nordlichter überspielen es tapfer: Gleich ob Stuttgart 21 oder nimmersatte Turbo-Kapitalisten, ein bisschen Wiederauferstehung feiert der zivile Ungehorsam heute schließlich schon. Die Lieder: herber, knautschig-radikaler Krautrock der ersten Stunde, als Musik noch Message und Pathos hatte, damals in den 70ern, und seien es nur schöne, naive Strophen über Liebe oder Freiheit.

    Ansonsten waren die Rio-Reiser-Songs ein Scherbengericht über die real existierende Republik, auch wenn der flatterhafte Rio bei allen scharfen Parolen zuletzt doch immer mehr in die Legalität abglitt.

    Die Zeit der unbeschwerten Kindereien ist jedenfalls lange vorbei. „Zauberland ist abgebrannt und brennt noch lichterloh“, seufzt das Duo. Manchmal rocken del Mestre und Schulz einfach nur unplugged, zischen ein Bierchen dazwischen, schmeißen sich die Stichworte zu und ihr gut abgelagertes Liedgut in den halbleeren Saal. Zehn Leute applaudieren am Schluss für hundert. Links zu sein, muss wohl immer ein bisschen weh tun. Uwe Eichler

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