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SCHWEINFURT/FRIEDRICHSHAFEN: Zeppelin-Stiftung langt bei ZF kräftig zu

SCHWEINFURT/FRIEDRICHSHAFEN

Zeppelin-Stiftung langt bei ZF kräftig zu

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    Stefan Sommer.
    Stefan Sommer. Foto: Foto: ZF

    Dass das Verhältnis zwischen dem Vorstandsvorsitzenden der ZF Friedrichshafen AG Stefan Sommer und Friedrichshafens Oberbürgermeister Andreas Brand nicht das Beste ist, weiß man spätestens seit Juni dieses Jahres. Da hat Stefan Sommer nämlich der Schwäbischen Zeitung ein Interview gegeben und unverblümt gesagt, die Stadt Friedrichshafen solle sich aus dem operativen Geschäft des Konzerns heraushalten.

    Das war schon starker Tobak, muss man doch wissen, dass ZF zu 93,8 Prozent der Zeppelin-Stiftung gehört und die wiederum steht im Eigentum der Stadt. Ihr Vorsitzender ist der parteilose Oberbürgermeister.

    Inzwischen ist auch bekannt, warum wohl Sommer so deutliche Worte fand. Nach der 2014 eingeleiteten und schnell gelungen 10 Milliarden Euro schweren Integration des amerikanischen Automobilzulieferers TRW sollte ZF weiter wachsen und zwar um den amerikanisch-belgische Bremsenhersteller Wabco. Der Aufsichtsrat, in dem Brand eine wichtige Rolle spielt, hat dies verhindert.

    Jetzt ist die Situation weiter eskaliert. Der Gemeinderat der Stadt Friedrichshafen mit ihren knapp 60 000 Einwohnern hat in seiner Sitzung in der vergangenen Woche beschlossen, dass ZF die Dividende deutlich erhöhen muss. Auf 18 Prozent des Gewinns nach Steuern. Das würde ab dem nächsten Jahr bedeuten, dass nicht mehr nur 50 Millionen an die Stiftung überwiesen werden, sondern rund 160 Millionen Euro. Dem gegenüber stehen die Gewerbesteuereinnahmen, die 2016 bei 55 Millionen Euro lagen.

    Ziel eine Milliarde Rücklage

    Mit dem Geld fördert die Stiftung Kindergärten, Museen, Schulen und Büchereien. Um das bisherige Niveau zu halten, braucht sie jedoch 85 Millionen Euro, hat Brand errechnet. Es gibt jedoch ein weiteren Grund für die Begehrlichkeit. Brand will die Stiftung unabhängig von konjunkturellen Schwankungen machen und in der neugegründeten gemeinnützigen „Stiftung Ferdinand“ eine Milliarden Euro ansammeln. Das soll innerhalb von sieben bis zehn Jahren gelingen. Nach neuestem Recht könnte „Ferdinand“, anders als die Zeppelin-Stiftung, das Geld am Kapitalmarkt anlegen und Zinsen und andere Erträge erwirtschaften. Wie Brand laut Südkurier vor Journalisten sagte, habe ZF seine „finanzielle Leistungsbereitschaft“ bestätigt.

    Das freilich heißt nicht, dass Sommer und das Management die Dividendenerhöhung gutheißen. Der Vorstandsvorsitzende des nach Bosch und Continental mit knapp 40 Milliarden Euro Umsatz und 140 000 Mitarbitern drittgrößten Automobilzulieferers hat immer wieder erklärt, dass er ein rein organisches Wachstum nicht für ausreichend hält, er weiter zukaufen will. Und dafür ist ein starkes Eigenkapital von großer Bedeutung.

    Thema für Schweinfurt

    Bedarf an innovativen Ergänzungen sieht ZF für die zukunftsträchtigen Bereiche Autonomes Fahren und E-Mobilität. Und damit gewinnt die Auseinandersetzung zwischen Vorstand und Stiftung auch Bedeutung für den Standort Schweinfurt mit seinen 9200 Mitarbeitern. Dort ist die Unternehmensdivision E-Mobility angesiedelt, die in der nächsten Woche eine neue Produktionslinie in Betrieb nimmt und weiter kräftig wachsen soll. Und dies auch mit Hilfe von Unternehmen, die auf Sommers Einkaufsliste stehen.

    Weder Sommer noch Brand wollen sich zu diesem Konflikt weiter äußern, heißt es in Presseberichten. Geäußert hat sich jedoch der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende, der Schweizer Unternehmer Giorgio Behr, und ist in einem Interview mit dem Handelsblatt Sommer zur Seite gesprungen. Ein Unternehmen, das in der sich so schnell veränderten Welt in vielen Bereichen die Nummer eins bleiben will, könne nicht nur organisch wachsen, „sondern muss gezielt wieder eine Akquisition machen“.

    Mahnung an den Eigentümer

    Behr lehnt zwar die Erhöhung der Quote nicht grundsätzlich ab, mahnt aber, dass der Eigentümer „dem Unternehmen für strategische oder kritische Fälle auch die Möglichkeit lässt, Eigenkapital zu beschaffen. „Die Ausschüttungsquote ist eng verknüpft mit Eigenkapital, Investition und Eigenmittelbeschaffung.“

    Eine Dividende von 18 Prozent ist übrigens nicht ungewöhnlich. Continental beispielsweise schüttet 30 Prozent an die Aktionäre aus. Das Stiftungsunternehmen Bosch belässt es bei sechs Prozent.

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