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SCHWEINFURT/GELDERSHEIM: Ziel: Neue Jobs für möglichst viele Ex-Zivilbeschäftigte

SCHWEINFURT/GELDERSHEIM

Ziel: Neue Jobs für möglichst viele Ex-Zivilbeschäftigte

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    Mario Roosingh
    Mario Roosingh Foto: Foto: Hannes Helferich

    Mit dem Abzug der US-Army Ende September verlieren Zivil-Amerikaner und jahrelang bei der Army beschäftigte Deutsche – insgesamt rund 600 – ihren Job. Um möglichst viele wieder in Arbeit zu bringen, wird ein Großteil der deutschen Zivilmitarbeiter ab Oktober 2014 in einer Transfergesellschaft beschäftigt, wo sie sechs Monate beschäftigt sind. Ziel der Transfergesellschaft ist, möglichst viele wieder in Arbeit zu bringen (wir berichteten).

    Ein paritätisch mit je zwei Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern besetzter Beirat überwacht alle Aktivitäten dieser Transfergesellschaft und ist für die reibungslose Vertragsausführung zuständig. Die beiden Gewerkschaftsvertreter schickt die in Wiesbaden sitzende Hauptbetriebsvertretung der USAREUR (steht für US-Army Europa). Einer davon ist das Vorstandsmitglied Mario Roosingh aus Schweinfurt.

    Der 56-Jährige kam 1978 als gelernter Elektriker zur Army in Schweinfurt. In der örtlichen Betriebsvertretung engagierte er sich früh, zuletzt fungierte er als Stellvertreter des Vorsitzenden Michael Dörfer. Vor einem halben Jahr nahm Roosingh ein Weiterbeschäftigungsangebot der US-Garnison in Ansbach als Elektriker an. Er übt den Job aber nicht aus, weil er als gewähltes Vorstandsmitglied der Hauptbetriebsvertretung Wiesbaden (bis Mai 2014) freigestellt ist. Es ist anzunehmen, dass Roosingh das bleibt: Bei der anstehenden Wahl ist er auf Listenplatz eins aufgestellt.

    Erfolgsgeschichte

    Bei einem Gespräch mit dieser Zeitung erläuterte Roosingh, der sich für die Grünen um ein Stadtratsmandat in Schweinfurt bewirbt, Hintergründe und bisher Unbekanntes auch über die Entstehung der Transfergesellschaften. Anfang 2007 wurde die erste Transfergesellschaft (TG) der US-Army mit der „U. S. Army Franconia Würzburg Refugio“ aus der Taufe gehoben. „Das war eine einzige Erfolgsgeschichte“, schildert Roosingh. Die Firma Refugio konnte in Würzburg immerhin rund 70 Prozent der Teilnehmer wieder in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse vermitteln. Basis zur Gründung der ersten TG war ein von Roosingh, Dörfer und verdi erstellter Beschäftigungs-Leitfaden.

    Wegen des Abzugs der Amerikaner auch andernorts war Refugio mit weiteren Transfergesellschaften recht erfolgreich. Schweinfurt und Bamberg sind die Transfergesellschaften zehn und elf, in beiden vertritt Roosingh die Hauptbetriebsvertretung als die oberste Interessenvertretung der Zivilbeschäftigten in Deutschland.

    Für Schweinfurt erhofft er sich, dass bis zu 50 Prozent der Zivilbeschäftigten untergebracht werden. Hauptgrund für die vorsichtige Prognose ist das Alter. „Die meisten Betroffenen haben die 50 überschritten, das ist das Problem“, sagt er.

    Roosingh berichtet, dass von den 486 Zivilbeschäftigten rund 100 bereits „versorgt“ sind – durch Auflösungsverträge, Wechsel in die Rente oder andere Standorte. Für die aktuell noch 386 von der Schließung des US-Standortes Schweinfurt Betroffenen findet am 5. Mai eine Information durch Mitarbeiter der Firma Refugio über die Transfergesellschaft statt. Dabei geben auch Vertreter der so genannten „Lohnstelle ausländische Streitkräfte“ einen Überblick zu Abfindungszahlungen und Hinweise zum Tarifvertrag zur sozialen Sicherung (TASS).

    Am Ende der Veranstaltung können sich die Akteure laut Roosingh gleich auch zur Transfergesellschaft anmelden. Die Überleitung der Beschäftigten erfolgt durch einen Vertrag zwischen dem Arbeitnehmer, der Army, und der TG. Dadurch wird das Arbeitsverhältnis mit dem alten Arbeitgeber zum Tag der Standortschließung – das ist der 30. September 2014 – durch einen Aufhebungsvertrag beendet und gleichzeitig mit Wirkung zum 1. Oktober 2014 durch einen Anstellungsvertrag ein befristetes Arbeitsverhältnis von sechs Monaten mit der TG begründet. Das so genannte „Transferkurzarbeitergeld“ zahlt die Agentur für Arbeit, die Aufzahlung auf rund 80 Prozent des bisherigen Nettoverdienstes steuert die US-Army bei.

    Die Beschäftigung in der Transfergesellschaft ist also eine reguläre, sozialversicherungspflichtige Erwerbstätigkeit. Die Beiträge zur Sozialversicherung – Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteile – trägt die Army.

    Arbeitsmarktgipfel

    Roosingh ist voll des Lobes über das Engagement der US Army und begrüßt ausdrücklich den gebildeten „Schweinfurter Arbeitsmarktgipfel“, dem neben Army und Arbeitsamt auch die Stadt und der Landkreis Schweinfurt angehören. Alle mit dem gleichen Ziel: Möglichst vielen bald Ex-Zivilbeschäftigten zu einem neuen Job verhelfen.

    Überhaupt nicht schmeckt Roosingh allerdings, dass die Beschäftigten der AAFES außen vor bleiben. Diese rund 60 bei der Army Air Force Exchange Services (AFFES), einem halbstaatlichen Unternehmen, Beschäftigten arbeiten beispielsweise in den Supermärkten auf US-Gelände. Roosingh nennt es „unakzeptabel“, dass sie nur die tariflich garantierte niedrigere Abfindung erhalten. Er fordert auch für sie „Zugang zu Transfergesellschaften“. Der Gewerkschafter ist deshalb dieser Tage beim obersten Befehlshaber der Landstreitkräfte in Europa, Generalleutnant Donald M. Campbell, vorstellig geworden.

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