Eindrucksvoll und facettenreich war das Konzert der Zigeunerband „Talisman“ im Schloss.
Stilistisch ist die Gruppe nicht einzuordnen, aber es sind deutliche Jazz-, Flamenco- oder tieftraurige, russische Folkloreeinflüsse in den Eigenkompositionen. Die Stücke des Quartetts mit Violine, Knopfakkordeon, Bassgitarre und Percussion halten an sich ein Grundthema, aber sie beinhalten Ausflüge in unterschiedlichste Musikregionen.
Bezeichnend heißt ein Titel „Walzer-Tango“, bei dem die ständigen Wechsel schemenhaft fließend, dann wieder abrupt kommen. Hatten sich die begeisterten Zuhörer kurz an einen Takt gewöhnt, so kam gleich der Übergang.
So wie die Musiker aus verschiedenen Ländern kommen, alle Musik und jeder mehrere Instrumente studiert haben, so interpretieren sie ihre Kompositionen in Mosaikstücken zu präzisen Einheiten. Ist ein Song in traditioneller Richtung wie im Tangotakt, so treibt ihn die Rhythmusabteilung mit dem Deutschen Tom Auffarth am Bass und dem Schweden Jan Zimmermann an den Schlaginstrumenten in Geschwindigkeit hoch. Der Ukrainer Oleksandr Klimas an der elektrisch verstärkten Violine und Oleg Nehls aus Russland mit dem Akkordeon ziehen in der Lautstärke mit. Plötzlich stoppen alle, und es geht mit einem leisen Teil in einer sanften Melodie weiter. Das als Stilbruch zu bezeichnen, wäre zu einfach. Vielmehr zeichnet es diese „New Gypsy Art“-Musik aus, alle Richtungen zu verbinden. Die Zuhörer waren gefesselt und lauschten gespannt, wie die Stücke sich entwickelten.
Mitunter setzte die Gruppe ihre Instrumente zur Vermittlung von Situationen ein. So fühlten sich die Zuhörer am Meer, als Jan mit den Besen über die Trommel strich und Oleg das Akkordeon ohne Ton vor dem Mikro auf- und zuzog. Zu dem Meeresrauschen erzeugte Oleksandr auf der Geige Mövengeschrei, leichte Bassanschläge von Tom vermittelten das Schlagen der Wellen, und die Töne waren ganz leise. Zum unheimlichen und melancholischen „Gang zum Schafott“ hatte der Violinist eine Eisenkette am Fuß. Glocken, Öffnen von Türen oder Schläge einer Uhr kamen vom Percussionist.
Dass die Violine auch als Zupfinstrument eingesetzt wird, der Bass ein Soloinstrument ist, der Schlagzeuger beim Solo viele „Zusatzinstrumente“ einbringt, all das ist für die vier Vollblutmusiker selbstverständlich. Schade war nur, dass nicht mehr Zuhörer zum Besuch dieses Feuerwerks mit Musik kamen. Der seltene Gesang der Interpreten floss in die Werke ein, manchmal als Solostimme, manchmal im Chor. Zigeunermelodien dominierten manche Stücke, harte Rockrhythmen tauchten zwischendurch auf, und bei den Soli spielten die drei Begleiter optimal zu.