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SCHWEINFURT: Zum Aufschnitt gibt's Witze dazu

SCHWEINFURT

Zum Aufschnitt gibt's Witze dazu

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    Damals: Die Theke war in der Metzgerei Seufert noch anders angeordnet, die üppige Schaufenster-Dekoration sollte Kunden anlocken.
    Damals: Die Theke war in der Metzgerei Seufert noch anders angeordnet, die üppige Schaufenster-Dekoration sollte Kunden anlocken. Foto: Foto: Seufert

    Alte Schweinfurter dürften sich noch an Alfons Seufert sen., Wirt der längst nicht mehr existierenden Gaststätte Paul, und Bäcker Lohmann erinnern. Lohmann war Stammgast in der Gaststätte am heutigen Wichtermann-Platz (damals Postplatz) und Grundstücksbesitzer in der Deutschhöfer Straße. Das war insofern ideal, als Wirt Seufert sen. bauen wollte.

    Irgendwann waren sich Bäcker und Gastwirt einig. Der Sohn, der wie der Vater Alfons heißt, hatte das Metzgerhandwerk in der Rückertstraße beim Metzger Heinrich Müller erlernt. Alfons Seufert sen. baute deshalb nicht nur ein Wohnhaus für die ganze Familie, sondern gleich auch einen Metzgerladen für Seufert jun. ins Gebäude.

    Anfangs – 1957 – wohnte in der heutigen Deutschhöfer Straße 38 1/2 die komplette Familie Seufert im neuen Heim, die Metzgerei betrieb noch einige Jahre der Röthleiner Metzger Fehlbaum. Seufert jun. wollte noch Erfahrung sammeln, „fünf Stellen in ganz Deutschland“ klapperte er ab, erinnert sich der mittlerweile 75-Jährige.

    Im Oktober 1961 war es dann soweit: Alfons Seufert jun. war bereit zur Übernahme der Metzgerei, was auch damit zu tun hatte, dass er zuvor Ute Anding, auch sie aus Schweinfurt, kennengelernt hatte. Sie arbeitete in einem Herrenbekleidungsgeschäft in der Keßlergasse. Alfons jun. soll sich dort seinerzeit sehr oft nach neuen Kleidern umgeschaut haben.

    Ute und Alfons wurden ein Paar, Ute lernte (bei Metzger Kirchberger) zur Fleischfachverkäuferin um, 1961 Heirat. Fünf Jahrzehnte ist das nun her, und obwohl die im Jahr 2000 vom früheren Lehrling Thomas Hemmerich gepachtete Metzgerei vor zwei Jahren auch seinen Namen trägt, sind Ute – mittlerweile 70 – und der 75-jährige Alfons Seufert immer noch täglich präsent.

    Die Anfänge waren schwierig, erinnert sich Ute Seufert. Die Metzgerei lag damals noch am Rand von Schweinfurt, man musste alle Technik neu anschaffen und sich erst einen Namen machen. Und dann kam – 1963 – auch noch doppeltes Glück dazu: Im Januar wurde Sohn Adrian, im Dezember Tochter Susann geboren.

    „Zu kämpfen hatten wir immer“, blickt Ute Seufert zurück. 1965 schon baute man erstmals um, 1979 ein zweites Mal, das „hat Geld gekostet“. Vor 50 Jahren gab es noch 50 Metzgereien in Schweinfurt, „jetzt sind es noch sechs“, sagt Alfons Seufert. Der Grund fürs Metzgersterben sind die Supermärkte mit eigenen Fleisch- und Wurstabteilungen, die Discounter und auch die Fast-Food-Welle, sagt er. Überlebt „haben wir, weil wir Qualität anbieten“, sagt seine Frau, die es erfreulich nennt, dass „sehr viele junge Menschen genau wegen dieser Qualität Kunden geworden sind“.

    Daneben begegnet dem Kunden aber vor allem auch Alfons Seufert, eines dieser Schweinfurter Originale. Der Mann mit dem Markenzeichen weiße Gummistiefel hat Witz und mitunter hanebüchene Einfälle, auf die die Kunden geradezu warten. Wer beispielsweise während der Fußball-WM vor sechs Jahren mit irgendetwas Schwarz-Rot-Goldenem das Geschäft betrat, erhielt einen Nachlass auf seine 150 Gramm Aufschnitt. Oder: Als Guttenberg entlarvt war, jammerte er im Laden, dass er wohl auch bald zumachen müsse, weil Nachfolger Thomas Hemmerich alle seine Rezepte abgeschrieben habe. Auch Betty Walther, seit über 20 Jahren Verkäuferin, lacht da laut mit.

    Als sich Sohn Adrian, obwohl auch er das Metzgerhandwerk erlernte, dazu entschied, die Familientradition nicht fortzusetzen – er arbeitet in der Branche als Fleischtechniker –, hat Alfons Seufert das zwar wehgetan, aber er hat akzeptiert. Thomas Hemmerich, Stift von 1990 bis 1993, kam seinerzeit zufällig in die Metzgerei, er wollte dem Meister Seufert seinen Meisterbrief zeigen. 2000 übernahm der heute 36-Jährige die Metzgerei. Mittlerweile hat er den Betrieb des Onkels in Geldersheim, zwei weitere Metzgereien in Oberwerrn und Sömmersdorf übernommen. Das Gut Obbach ist der Schlachtbetrieb.

    Auch für Hemmerich ist Qualität das A und O. Der Bio-Betrieb ist Naturland zertifiziert (keine Chemie), die Schlachttiere kommen allesamt aus hiesigen Landwirtschaftsbetrieben und Wild kommt auch aus der Region. Dass Ute und Alfons noch mitmachen, ist für Hemmerich „ein Gewinn, ich kann mich auf sie verlassen“. Viele Kunden kennen sie „vom ersten Tag an, man freut, wenn man sich sieht“, begründet Ute Seufert in anhaltendes Engagement.

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