Ungeduldig und leicht fröstelnd steht der Umzugstrupp am Dienstagmorgen vor dem Biergarten des „Brazil“ in den Wehranlagen. Es nieselt. Vor mehr als 40 Minuten sind Vertreter der Gaststätte, des FC Altstadt, deren Anwälte und der Gerichtsvollzieher im Gebäude verschwunden. Das Restaurant soll an diesem Tag zwangsgeräumt werden.
Erst nach knapp einer Stunde öffnet sich die Tür der Gaststätte wieder. Der Gerichtsvollzieher spricht mit den Mitarbeitern des Umzugsunternehmens und bestellt per Telefon einen zusätzlichen Container für Müll, übriggebliebene Möbel und Schutt. „Sie können mit der Räumung anfangen“, sagt er, „zunächst im Außenbereich, dann im Inneren der Gaststätte.“ Es ist das vorläufige Ende des Streits zwischen dem FC Altstadt und der Pächterin der Gaststätte, Chrysoula Voutsa. Der Verein hatte den Betreibern das Pachtverhältnis zum Ende des vergangenen Jahres gekündigt. Sie legte Einspruch ein und scheiterte, jetzt kam das endgültige Aus für das „Brazil“ in den Wehranlagen
FCA will wieder Sportgaststätte
Eine Nachfolgerin für die bisherige Pächterin hat der FCA bereits gefunden: Alexandra Zagwocki, Vorstandsmitglied des FC Altstadt. Nach Vorstellungen von Oliver Krecinszky, dem Vorsitzenden des Vereins, soll aus dem Lokal wieder eine Sportgaststätte werden, mit deutschem Essen. Die Möbel seien bereits bestellt. In den nächsten zwei Wochen wolle man das Restaurant vorläufig renovieren und dann die Gaststätte wieder eröffnen.
Chrysoula Voutsa, die das „Brazil“ dort über vier Jahre betrieben hat, ist an diesem Tag nicht in die Wehranlagen gekommen. Vertreten wird sie durch ihren Bruder, Konstantinos Voutsa, und ihren Anwalt. Mehrfach habe man versucht, den Räumungstermin ein paar Tage nach hinten zu verschieben, heißt es. Erfolglos. Schon der erste Blick zeigt: Man ist nicht fertig geworden mit der Arbeit, auch wenn der Termin seit Wochen feststand. Zierwände im Restaurant sind nur teilweise abgebaut, Schutt liegt auf dem Boden. Vor dem Restaurant stapeln sich Holzplatten, Sonnenschirme und Lampen, den Eingang ziert noch immer das gelbe „Brazil“-Schild und im Schuppen stehen noch immer Tische und Stühle, die das Umzugsunternehmen nach und nach in den Biergarten trägt. „Sie werden abgeholt“, sagt Konstantinos Voutsa. Die alten Sonnenschirme und Holzplatten hingegen könnten weg.
Detailliert haben Anwälte und Gerichtsvollzieher bei ihrem Rundgang aufgelistet, was die Pächterin mitnehmen möchte, was bleiben und was entsorgt werden soll. Nach monatelangen Streitereien herrscht an diesem Tag so etwas wie Einigkeit zwischen den Parteien. Es wird abgewickelt.
Natürlich sei die Enttäuschung bei seiner Mandantin groß, erzählt der Anwalt von Chrysoula Voutsa. Sie hätte das Mietverhältnis gerne aufrecht erhalten, doch das Gericht habe anders entschieden. Momentan konzentriere man sich auf den Auszug, ob man später noch einmal rechtliche Schritte unternehme, werde man sehen. Fest stehe: Durch die Kündigung sei seiner Mandantin erheblicher Schaden entstanden, doch „Rachegefühle gibt es nicht“, betont der Anwalt.
Mietvertrag bis Ende 2011
Noch ist unklar, wie es mit der Gaststätte in den Wehranlagen in den nächsten Jahren weitergeht. Denn der FC Altstadt ist selbst nur Mieter der Gebäude, die er wiederum – gewinnbringend – an einen Gaststättenbetreiber weiterverpachtet. Eigentümer der Immobilie ist die Stadt – und der Mietvertrag zwischen ihr und dem Verein läuft nur noch bis Dezember 2011. Eigentlich sollte der Vertrag bereits Ende dieses Jahres auslaufen, durch einen Fehler in der Kündigung jedoch verlängerte er sich bis Dezember nächsten Jahres.
Damit hat die Stadt nun keine Eile mehr. Man will sich Zeit lassen, bevor man entscheidet, wie es in den Wehranlagen weitergehen soll und ob man den Vertrag mit dem FC Altstadt verlängert, sagt der Leiter des Liegenschaftsamts, Hans Schnabel. Zwar habe der Erhalt des Vereins Priorität und die Stadt nicht die Absicht, den FCA „herauszukegeln“, allerdings seien noch einige Fragen ungeklärt. Deshalb brauche man „Beobachtungs- und Bedenkzeit“, sagt Schnabel.
Unter anderem wolle man sehen, wie sich der FC Altstadt als Sportverein entwickelt, ob es eine Jugendarbeit gibt und wie viele Mitglieder aktiv sind. Deshalb wolle man den Mietvertrag jetzt nicht gleich um zehn Jahre verlängern.
Das aber ist das Ziel des FC Altstadt. „Wir wollen die Gebäude langfristig mieten“, sagt Krecinszky. Rund 80 000 Euro wolle man investieren, allerdings erst wenn Klarheit herrscht. „Denn diese Summe“, so der Vorsitzende, „investiert doch niemand, wenn er im nächsten Jahr wieder raus muss.“