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100 Jahre Abitur am Röntgen-Gymnasium

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100 Jahre Abitur am Röntgen-Gymnasium

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    Ein bisschen komisch ist das schon: 1983 hat das Röntgen-Gymnasium das 150-jährige Bestehen gefeiert – und nun, 2010, das 100-jährige?! Schulleiter Hans Reinfelder kann den scheinbaren Widerspruch auflösen: Vor 27 Jahren habe man das Jubiläum der Schule mit all ihren Vorgänger-Einrichtungen begangen. Heuer wird zum einen das Schulhaus am Sanderring 100 Jahre alt. Außerdem hat die Oberrealschule, so hieß das Röntgen bis 1960, 1910 die ersten Abiturienten ins wahre Leben geschickt.

    Rund 9000 sind es bis heute gewesen, schätzt Reinfelder, „in einigen Familien haben drei Generationen bei uns gelernt“. Viele Ehemalige nutzen die Gelegenheit, zum 100-Jährigen mal wieder die alte Wirkungsstätte, in der sie ihre Sturm- und Drangzeit verbrachten und auch ein bisschen fürs Leben gelernt haben, zu besuchen und dabei ehemalige Mitschüler und Lehrer zu treffen. „Weißt Du noch damals . . .“

    „Königliche Kreis-Oberrealschule“ nannte sich der Bau, der im September 1910 gemeinsam mit der benachbarten „Königlichen Kreis-Bauschule mit Maschinenbauschule“ (der heutigen Fachhochschule) eröffnet wurde. Der Generalanzeiger lobte die „schlichten hübschen Formen“ des dreigeschossigen Neubaus mit den damals üblichen Reminiszenzen an die barocke Architektur, die modernen Klassenzimmer, allen voran die „mit allem technischen Komfort“ ausgestatteten Fachräume für Chemie und Physik. Die ersten Abiturienten waren da schon fertig; sie haben ihre Zeugnisse noch in den Räumen der Maxschule (später Standort des Mozart-Gymnasiums) erhalten.

    In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte sich nach teilweise heftigem Streit die Erkenntnis durch, dass die humanistische Bildung wie sie auf den Alten Gymnasien gelehrt wurde, nicht die einzig wahre ist. Und so wurde in allen deutschen Landen neben dem Humanistischen Gymnasium mit dem Schwerpunkt Alte Sprachen und Theologie zunächst das Realgymnasium eingeführt, wo neben Latein moderne Sprachen gelehrt wurden, eingeführt, bevor als dritte Säule der höheren Schulbildung die Oberrealschule hinzukam.

    Eine vertiefte Beschäftigung mit den Naturwissenschaften war der Schwerpunkt des neuen Schultyps, dessen Einführung in Bayern etwas dauerte. Doch der Druck aus Wirtschaft und Industrie wuchs. 1907 fiel die Entscheidung, acht bayerische Kreis-Realschulen, unter anderem in Würzburg, zu neunklassigen Oberrealschulen aufzuwerten. Ihre Absolventen hatten an den Universitäten weitgehend die gleichen Möglichkeiten wie die Abiturienten der anderen Typen.

    „Die Standort-Debatte hat gezeigt, wie sehr sich viele Ehemalige mit ihrer Schule identifizieren.“

    Hans Reinfelder Schulleiter

    Für modernen naturwissenschaftlichen Unterricht waren die Räume der Maxschule ungeeignet, schreibt Schulchronist Ulrich Neuhaus. Also musste der Neubau her. Das Haus am Sandering etablierte sich in kurzer Zeit als Bildungseinrichtung. Die Schülerzahl, knapp 700 waren es 1910, wuchs schnell. Das „Abitur an der alten OB“ wurde ein Markenzeichen.

    Ab 1933 bestimmte der Nationalsozialismus das Schulleben – inklusive Führerbüste vor dem Direktorat. Das Röntgen-Gymnasium – seit 1960 trägt die Schule den Namen des Würzburger Nobelpreisträgers – bekennt sich auch zu dieser Geschichte. In der Jubiläumswoche hat man am Johanniterplatz einen Stolperstein gestiftet, der an den ehemaligen jüdischen Mitschüler Benno Strauss erinnert, der 1942 in Treblinka von den Nazis ermordet wurde.

    In der Bombennacht vom 16. März 1945 ausgebrannt, wuchs das Gymnasium in den Nachkriegsjahren rasant. 1957 war das Gebäude mit über 1000 Schülern im Grunde ausgelastet. 1970 besuchten aber fast 2000 Schüler das Röntgen, das damals als größtes Gymnasium in Bayern galt. Die Klassenzimmer waren auf die ganze Stadt verteilt. Viele Schüler erinnern sich an diese „Wanderjahre“. 1973 war die Schulteilung perfekt: das Friedrich-Koenig-Gymnasium öffnete seine Pforten, mit der Hälfte der RGW-Schüler ging die Hälfte der Lehrer in die Zellerau. Für weitere Entlastung sorgte ab 1975 das Deutschhaus-Gymnasium.

    Für heftige Diskussionen sorgten in den 90er Jahren die Pläne der Stadt, das Röntgen an den Herrieden neu zu bauen und auf dem bisherigen Schulgelände die Fachhochschule zu erweitern. Eine emotionale Debatte gipfelte in einem Bürgerentscheid am 8. Juni 1997, bei dem die Würzburger mit klarer Mehrheit gegen die Verlegung stimmten. Für Oberstudiendirektor Hans Reinfelder, seit 1998 Leiter der Schule, hat die Auseinandersetzung gezeigt, wie sehr sich viele Würzburger, allen voran die Ehemaligen, mit ihrer Schule identifizieren.

    Die jüngste pädagogische wie bauliche Herausforderung war die Einführung des achtjährigen Gymnasiums: Der gläserne Stelzenbau, der seit 2007 Teile des Schulhofs überdacht, setzt nicht nur einen architektonischen Kontrapunkt zum alten Gemäuer. Er bietet neben mehr Platz für den Ganztagesbetrieb auch die lang gewünschte zentrale Begegnungsstätte.

    Gefeiert wird das Schuljubiläum an diesem Freitag um 16.30 Uhr mit einem Gottesdienst im Neumünster; um 18 Uhr beginnt das Ehemaligentreffen im Bürgerspital. Der Festakt mit Staatssekretär Marcel Huber und dem Physiker Prof. Dr. Eberhard Umbach findet am Samstag um 10 Uhr im Vogel Convention Center statt; ab 15 Uhr bietet das Röntgen-Gymnasium Führungen durchs Schulhaus an. Zum Jubiläum ist auch eine opulent gestaltete Festschrift erschienen. Mehr Infos: www.roentgen-gym.de

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