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UNTERWITTIGHAUSEN: 111 Jahre: Das Lebensmittelgeschäft der Familie Landwehr

UNTERWITTIGHAUSEN

111 Jahre: Das Lebensmittelgeschäft der Familie Landwehr

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    Mehr als 100 Jahre später ist das Lebensmittelgeschäft der Familie Landwehr ein moderner Supermarkt. In diesem Jahr wird das 111-jährige Bestehen des Geschäftes gefeiert. Mit Matthias Landwehr übernimmt in Kürze ein Profi das Ruder. Der 27-Jährige hat den Kaufmannsberuf in Tauberbischofsheim erlernt und bereits viele Erfahrungen gesammelt. Mehrere Jahre lang arbeitete er als Absolvent eines Programmes für Nachwuchsführungskräfte für den Inhaber mehrerer Einkaufscenter nahe der Schweizer Grenze. Schon mit 21 Jahren wurde er Marktleiter in einem der Geschäfte. Sein Wirken im Einzelhandel begann allerdings schon viel früher.

    Modernisierung

    „Mit sechs Jahren habe ich in unserem Geschäft die Abteilung Tiernahrung übernommen“, erzählt Matthias Landwehr. Der Bub betreute drei Meter Regalfläche und wurde nur vier Jahre später von seinem Vater Robert schon mit der verantwortungsvollen Aufgabe des Kassierens betraut. Auch die drei Schwestern halfen damals im Familienbetrieb mit. Doch nur Matthias Landwehr entschied sich nach seinem Realschulabschluss auch für eine Ausbildung als Kaufmann im Einzelhandel.

    Ihm mangelt es weder an Qualifikationen noch an Ehrgeiz. Nach seiner Zeit an der Schweizer Grenze studierte er an der Bundesfachschule des Lebensmittelhandels in Neuwied, wo er in elf Monaten zum Handelsbetriebswirt ausgebildet wurde und als Semesterbester abschloss.   In einem Einkaufscenter bei Koblenz übernahm er 2006 die Stelle des Hausleiters. Er war dort verantwortlich für 110 Angestellte auf einer Fläche von 5500 Quadratmetern und sehr zufrieden mit seinem Berufsleben.

    Dann kam Weihnachten 2007. Die Eltern rückten mit der Absicht heraus, das Geschäft in absehbarer Zeit schließen zu wollen. Matthias Landwehr stand nun vor der Entscheidung: Hausleiter des großen Centers bleiben oder das kleine Geschäft seiner Eltern in Unterwittighausen zu übernehmen.   Unter der Bedingung, einiges modernisieren zu dürfen, kehrte der 27-Jährige zu Beginn des Jahres 2009 nach Hause zurück.

    Mit dem Modernisieren hat er auch gleich angefangen. Mehr noch: 95 Prozent dessen, was er geplant hatte, sind schon fertig. Vor dem Geschäft ist ein großer Parkplatz entstanden, die Wände wurden in modernen Farben gestrichen, die Regale scanner-tauglich gemacht. Bezahlt werden kann nun auch mit EC-Karte. Die neue Obstabteilung ist ebenfalls schon fertig, und es gibt jetzt auch Feinkost in Wittighausen. Nur die Metzgerei bedarf noch der Überarbeitung. Hier plant Matthias Landwehr einen für die Kunden einsehbaren Vorbereitungsraum.

    Zucker und Gewürze

    Den Unterschied zwischen dem großen Einkaufscenter und dem elterlichen Betrieb beschreibt der 27-Jährige als enorm. Es sei eine ganze andere Welt. „Hier muss man jeden Kunden mit seinen speziellen Wünschen kennen“, sagt Matthias Landwehr. Den Eltern fällt das nicht schwer: „Sie kennen jeden mit dem Vornamen“, sagt der Sohn. Er, der so lange in der Fremde war, müsse das erst noch lernen. Außerdem muss er mit seinen Lieferanten oft Preise aushandeln, denn das Geschäft bezieht zahlreiche frische Waren wie Obst und Gemüse von Bauern aus der Umgebung.

    Das Geschäft versorgt die Wittighäuser schon seit sehr langer Zeit mit Lebensmitteln. 1898 öffnete in der Wittigostraße 6 die Kolonialwarenhandlung des Johann Georg Landwehr ihre Pforten. Dort war erhältlich, was die deutschen Kolonien produzierten: Reis, Zucker, viele Gewürze. „Damals gab es alles in Säcken“, sagt Irma Landwehr, die mit ihren 87 Jahren das Geschäft noch immer jeden Tag mit ihrer Anwesenheit beehrt. „Ein paar dieser Jutesäcke haben wir sogar noch“, verrät die alte Dame.

    1907 wurde die Edeka als Zusammenschluss mehrerer Einkaufsgenossenschaften in Berlin gegründet, nach dem Ersten Weltkrieg entstand die Genossenschaft auch in Tauberbischofsheim. Ein Vorfahre der Landwehrs war Gründungsmitglied. Seither gehört das Geschäft zur Edeka. Auf einer alten Fotografie ist zu erkennen, wie klein das Lädchen damals war: Nur der Raum links neben dem Eingang diente als Verkaufsraum, auf der anderen Seite lebte die Familie.

    Als der derzeitige Inhaber Robert Landwehr das Geschäft 1988 von seinem Vater Eugen übernahm, platzte das nur 65 Quadratmeter große Ladenlokal aus allen Nähten. Deshalb bauten Landwehrs in der Brunnengasse ein neues Geschäft mit 400 Quadratmetern Verkaufsfläche. 1998 wurde der Getränkemarkt ausgelagert, so dass noch einmal 400 Quadratmeter hinzukamen. Matthias Landwehr ist jetzt nach Feiern zumute. Die Familie begeht das 111-jährige Bestehen ihrer Firma deshalb mit vielen Aktionen, die über das Jahr verteilt sind.

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