Würzburg

160 Jahre SPD: Festredner spekuliert über Ministerposten in Bayern für die Unterfranken Rützel und Halbleib

Die SPD kann stolz auf ihre Geschichte sein. Warum Landtagsvizepräsident Markus Rinderspacher auch heute keinen Grund zum Klagen sieht.
160 Jahre SPD: Zur Feierstunde in Würzburg hielt Landtagsvizepräsident Markus Rinderspacher (Mitte) die Festrede. Unterfranken-Chef Bernd Rützel (rechts) und seinen Vize Volkmar Halbleib empfahl er schon mal für Ministerposten.
Foto: Michael Czygan | 160 Jahre SPD: Zur Feierstunde in Würzburg hielt Landtagsvizepräsident Markus Rinderspacher (Mitte) die Festrede.

Ganz objektiv betrachtet, steht die SPD in Bayern momentan so super nicht da. Elf Prozent Zustimmung in der aktuellen Umfrage des Bayerischen Rundfunks, da darf keine Genossin, kann kein Genosse zufrieden sein. Markus Rinderspacher wollte davon nichts wissen, als er bei einer Feierstunde zu "160 Jahren SPD" im Würzburger Felix-Fechenbach-Haus die Festrede hielt. Voller Stolz und Selbstbewusstsein tauchte der Vizepräsident des Bayerischen Landtags in die Geschichte seiner Partei ein. Die älteste Partei Deutschlands sei bis heute "Quelle und Zentrum von Freiheit und Demokratie".

"Es gab schon schwierigere Zeiten für die SPD", findet  Rinderspacher. Aktuell jedenfalls fahre Deutschland angesichts von Krieg, Inflation und Energiekrise gut damit, dass mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundesratspräsident Peter Tschentscher die drei höchsten Staatsämter von Sozialdemokraten bekleidet werden.

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"Zum großen Glück" fehle nur noch die Regierungsverantwortung in Bayern, sagte der Festredner und spekulierte schon einmal, Bernd Rützel, der Vorsitzende der Unterfranken-SPD, könne im Oktober bayerischer Arbeitsminister werden, sein Vize Volkmar Halbleib Wissenschaftsminister. Rinderspachers Vision ließ die 120 Zuhörerinnen und Zuhörer kurz träumen, die harte Realität holte sie früh genug wieder ein.

Die Geschichte der SPD ist eng verknüpft mit der Historie der Arbeiterbewegung. Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern, Meinungs- und Versammlungsfreiheit, kostenloser Schulunterricht für alle Kinder und die Trennung von Staat und Kirche: Um dies durchzusetzen, haben sich Mitte vergangenen Jahrhunderts Arbeitervereine als Vorgänger der SPD gegründet - auch in Unterfranken, wo man sich wegen des starken Einflusses der Kirche allerdings schwerer als anderswo getan habe, sagte Rinderspacher.

Sozialdemokraten riefen in München und in Berlin die Republik aus

Die Demokratie in Deutschland ist nicht denkbar ohne den Einsatz von Sozialdemokraten. Kurt Eisner rief am 8. November 1918 in München den Freistaat Bayern aus, Philipp Scheidemann einen Tag später in Berlin die Weimarer Republik - und damit das Ende der Monarchie. 1933 waren es sowohl im Berliner Reichstag als auch im bayerischen Landtag mutige SPD-Frauen und Männer, die als Einzige mit Nein gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz stimmten - und dafür Verfolgung und Konzentrationslager in Kauf nahmen. "Der Antifaschismus ist und bleibt unsere DNA", für dieses Bekenntnis erntete Rinderspacher in Würzburg den meisten Applaus.

Die SPD stellte den ersten Ministerpräsidenten nach dem Krieg

Nach 1945 waren es wieder Sozialdemokraten, die entscheidend am Wiederaufbau demokratischer Strukturen arbeiteten, in Bayern allen voran Wilhelm Hoegner, der erste bayerische Ministerpräsident nach dem Krieg und Vater der bayerischen Verfassung, in Bonn Kurt Schumacher, Carlo Schmid und der Würzburger Hansheinz Bauer.

Rinderspacher erwähnte auch die sozialdemokratischen Bundeskanzler Willy Brandt, Helmut Schmidt, Gerhard Schröder ("für sein Nein zum Irakkrieg") und Olaf Scholz, den "Organisator  der Zeitenwende", die sich um Deutschland verdient gemacht hätten.

Zahlreiche Mitglieder und Mandatsträger der SPD in Unterfranken erklärten bei der Festveranstaltung in Würzburg, warum sie der geschichtsträchtigen Partei angehören.
Foto: Michael Czygan | Zahlreiche Mitglieder und Mandatsträger der SPD in Unterfranken erklärten bei der Festveranstaltung in Würzburg, warum sie der geschichtsträchtigen Partei angehören.

Wie vielfältig die Sozialdemokratie in Unterfranken aufgestellt ist, machte gleich zum Einstieg eine Gesprächsrunde deutlich, in der einige noch nicht so bekannte Genossinnen und Genossen zu Wort kamen, so unter anderem Polizeikommissar Samuel Herrmann (25) aus Kleinwallstadt (Lkr. Miltenberg), der die Themen Recht und Gerechtigkeit nicht allein den Konservativen überlassen möchte, Simon Dümig (34) aus Sailauf (Lkr. Aschaffenburg), der über sein Engagement beim Roten Kreuz zur SPD kam, oder Ingrid Stryjski (73), die sich als Anwältin der kleinen Leute im Stadtrat von Ochsenfurt (Lkr. Würzburg) versteht.

Chefarzt mit syrischen Wurzeln will in den Bezirkstag

Und Hamdan Alhussein (45), der Chef-Gynäkologe am Bad Kissinger St. Elisabeth-Krankenhaus. Seit 2007 lebt der gebürtige Syrer in Deutschland, 2013 hat er in der SPD eine politische Heimat gefunden. "Füreinander da zu sein", dieses seit der Gründung vor 160 Jahren gültige Motto habe ihn überzeugt, so Alhussein. Im Oktober kandidiert er für einen Sitz im Bezirkstag von Unterfranken.      

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