Knapp zwei Wochen nach Umstellung der Buslinie 31 läuft in Reichenberg noch immer einiges quer. Manches ist sogar absurd. Thema Nummer eins sind derzeit die „Geisterbusse“, die regelmäßig und ohne zu halten durch Reichenberg fahren, ohne allerdings im Fahrplan zu stehen. Insgesamt 18 solcher „Leerfahrten“ pro Tag hat die Reichenberger Stadtplanerin Eva Liebich gezählt.
Liebich rechnet weiter: Jede dieser Geisterfahrten bringt täglich 107,6 gefahrene Kilometer, wöchentlich 538 Kilometer und jährlich die stolze Summe von 27 000 Kilometern, die Busse zwischen der Haltestelle Sommerrain in Würzburg und Reichenberg ohne einen Fahrgast unterwegs sind. Das wird von den Bürger als „Schikane“ empfunden.
Die Würzburger Straßenbahn (WSB) hat diese Fahrten bei einem Gespräch mit Vertretern der Regierung und der Gemeinde Reichenberg als „betrieblich notwendig“ gerechtfertigt. „Eine solch gewaltige Menge unproduktiver Kilometer so zu erklären, entbehrt jeder vernünftigen Kalkulation“, meint dagegen die Verkehrsplanerin.
Völlig kurios wird es vor allem dann, wenn ein leerer Bus auf seiner Geisterfahrt Richtung Würzburg größere Menschengruppen an einer Haltestelle in Reichenberg stehen lässt. „Die haben dort gewartet, weil der reguläre Bus eine enorme Verspätung hatte“, weiß stellvertretende Bürgermeisterin Judith Tewes. „Die betroffenen Fahrgäste hatten vor Wut gekocht.“
Die Reaktion der Reichenberger kann Ulrike Stöcker, Pressesprecherin der Würzburger Versorgungs- und Verkehrsbetriebe (WVV) durchaus nachvollziehen. Sie hat jedoch eine Erklärung für die Leerfahrten: „Das hängt mit unserem Umlaufsystem zusammen. Das heißt, wenn ein Bus der Linie 31 an der Reuterstraße in eine Linie 16 umgewandelt wird, muss er so schnell wie möglich und ohne Stopp von Reichenberg aus zurückfahren, damit er den Zeitplan einhält.“ Das sei aber nichts Neues, das habe es immer schon gegeben.
Dennoch hat die WVV zugesagt, eben dieses System zu prüfen und durch „eine Umlaufänderung die Versorgung Reichenbergs zu optimieren“. Weil aber das Umlaufsystem sehr komplex sei, könnten eventuelle Änderungen bis Ende Februar 2011 dauern, so Stöcker.
Bis Ende Februar gilt auch die „einstweilige, befristete Erlaubnis“ des neuen Fahrplans der Linie 31. Bis dahin muss die WSB „einige Hausaufgaben“ machen, sagte Bürgermeister Karl Hügelschäffer in der Gemeinderatssitzung über den Verlauf eines Gesprächs von ÖPNV-Trägern, Regierung und Gemeinde.
Der Regierung, die den Fahrplan genehmigen muss, gehe es um eine reibungslose Beförderung der Schüler. Es könne nicht sein, dass ein Jugendlicher zwei Stunden auf den Bus warten muss, bis er in die Schule oder nach Hause kommt. Die „Geisterbusse“ sind auch Heiko Brückner, Sachgebietsleiter Handel und Gewerbe, Straßen- und Schienenverkehr, ein Dorn im Auge. Die WSB habe daher den Auftrag bekommen, schnellstmöglich nachzubessern, so der Bürgermeister.
Einen verbesserten Fahrplan für die Linie 31 hat Eva Liebich unterdessen schon erarbeitet und an die ÖPNV-Träger versandt. Dieser Plan berücksichtigt die Bedürfnisse der Schüler, Senioren und Berufstätigen.
In Liebichs Vorschlag sind insgesamt 39 Fahrten in beide Richtungen zwischen Heidingsfeld und Reichenberg vorgesehen, dazu drei Fahrten mit dem Anruf-Sammeltaxi vorgesehen – und keine Leerfahrten. Der derzeitige Plan enthält 34 reguläre und 18 Leerfahrten.