Die Leiter der Einrichtungen, Peter Brückner und Klaus Miller ließen die vergangenen Jahrzehnte in bebilderten Rückblicken wiederaufleben.
Bezirksrat Dr. Peter Motsch erinnerte an die Gründungsphase der beiden Einrichtungen. Ende der 1970-er Jahre sei die Psychiatriereform auch in Würzburg angekommen. Der Verein „Würzburger Brücke“, der aus einer Studentenbewegung hervorging, forderte „dass etwas anders werde in der Psychiatrie“.
Neben der psychiatrischen Versorgung in Kliniken oder Praxen solle es gemeindenahe Hilfeangebote geben, damit Menschen mit psychischer Erkrankung auch nach einem stationären Aufenthalt in ihrem Alltag begleitet werden könnten.
So kam es 1980 zur Gründung einer therapeutischen Wohngemeinschaft in der Scanzonistraße und wenige Monate später eines sozialpsychiatrischen Dienstes, der sich heute in der Juliuspromenade befindet.
Die Therapeutische Wohngemeinschaft, die inzwischen in die Scharnhorststraße umgezogen ist, begleitet als Übergangseinrichtung zur sozialen Rehabilitation zehn, vor allem junge Menschen in die Selbstständigkeit.
Dort lernen sie neue realistische Lebens- und Berufsperspektiven für sich zu entwickeln. Der Sozialpsychiatrische Dienst hat inzwischen Außenstellen in Gemünden und Marktheidenfeld.
„Er bietet Menschen nicht nur kurzfristige kompetente Beratung, sondern begleitet auch langfristig erkrankte Menschen, aber auch deren Angehörige und Bezugspersonen“, erklärte Geschäftsführer Bernhard Götz.
Wie vielschichtig diese Arbeit sein kann, bewiesen die Organisatoren der Feierstunde durch ein interessantes Filmquiz. Anhand von bewegenden Ausschnitten aus Psychiatriefilmen führten sie den Anwesenden vor Augen, wie herausfordernd, aber auch bereichernd die Arbeit mit psychisch kranken oder behinderten Menschen sein kann.
In einem Fachvortrag stellte Diplom-Soziologe Christian Zechert die Zukunftsaufgaben der gemeindenahen Psychiatrie in den Mittelpunkt: Im Sinne der These „ambulant vor stationär“ zeigte er den derzeitigen Reformbedarf der psychiatrischen Versorgung auf.
Viele Hilfeleistungen, so Zechert, die derzeit fast ausschließlich stationär erbracht würden, könnten auch in den ambulanten Bereich verlegt werden.
Wissenschaftliche Umfragen bei Patienten belegten, dass dies nicht nur gewünscht sei, sondern auch als subjektiv nachhaltiger empfunden würde.