„Ich hatte mündliche Prüfung in Englisch“, erinnert sich Schöpplein. Und es ging um die Wurst. Damals, Ende der 70er. Er fühlte sich allein, als er mit dem Wissen, dass er es nicht geschafft hatte, das Klassenzimmer verließ. Dann ging er hinaus auf den Gang. Und alle waren da und haben auf ihn gewartet: seine sechs Freunde aus dem Julianum. Mit einer Kiste Bier. Aus dem geplanten Freude-begießen wurde einfach nur begießen und Leid teilen.
Dieses Erlebnis ist bei Schöpplein hängen geblieben. „Hier sind echte Freundschaften entstanden“, sagt auch Armin Hackl. Der heutige Schulleiter des Deutschhaus-Gymnasiums am Zeller Berg war von 1973 bis 1980 Seminardirektor am Julianum, der „Chef“ quasi.
Die Jungs sahen sich jeden Tag. Sie standen früh gemeinsam auf, aßen, lernten, spielten, machten Blödsinn. „Man lernte sich durch den gemeinsam verbrachten Alltag tiefer kennen als das bei normalen Freundschaften so ist“, meint Hackl. So konnte jeder sein, wie er ist. Ohne sich verstellen zu müssen.
„Wir sieben kannten uns einfach irgendwann so gut, dass wir uns nicht mehr weh taten“, erzählt Alfons Lesch. Diese Freundschaft wuchs im Laufe der Zeit noch, was keiner vorhersehen konnte. Was mit einem ersten gemeinsamen Besuch des Nürnberger Christkindlesmarkts noch während der Internatszeit begann, wurde eine mittlerweile fast 30-jährige Tradition: mindestens einmal im Jahr trifft sich „der harte Kern“ – die sieben Freunde. Meist im November in Würzburg. In diesem Jahr kamen noch zwei dazu, Edmund Rössy und Karl Amon.
„Das Internatsleben war geprägt von einem Zusammenspiel von Freiheit und Verantwortung“, schildert Armin Hackl. Der ehemalige Seminardirektor lebte mit seiner Familie im Haus und konnte erst dann ein Auge zu tun, wenn alle seine Zöglinge daheim waren. Wie man das von Hanni und Nanni so kennt. Das war manchmal erst nachts um halb zwei, lacht er.
Die Schüler konnten sich im Großen und Ganzen ihre Tage selbst einteilen. Zum Unterricht waren sie an verschiedenen Würzburger Gymnasien, zum Leben dann im Julianum. Man durfte sein eigenes Auto mit ins Internat bringen und die Oberstufenschüler hatten manche Privilegien: Einzelzimmer, längeren Ausgang, eigene Schlüssel zur Pforte. „Manche von den Älteren gerieten so etwas 'out of control'“, schmunzelt Hackl. Doch es sei auch bemerkenswert, wie sich die Schüler gegenseitig erzogen haben. „Ich hatte schon damals das Gefühl, aus euch würde etwas Anständiges werden“, verkündet er.
„Unsere Freundschaft ist schon etwas Besonderes“, meint Lesch. Das muss daran gelegen haben, dass die Zeit im Internat die Schüler gestärkt hat. Man musste sich behaupten lernen und seine Stärken innerhalb der Truppe ausbauen. Das ist den Jungs der Abschluss-Jahrgänge 1977 bis 1980 scheinbar gelungen: die meisten arbeiten heute in Führungspositionen oder sind selbstständig.