Der 13. November 1911 ist ein bedeutendes Datum in Thüngersheim: An diesem Tag wurde Adam Zeyer als drittes Kind von Johann und Babette Zeyer (geb. Kneitz) geboren. Der kleine Adam blieb allerdings nicht lange in seiner Heimatgemeinde. Bereits Anfang 1912 ging's auf eine Reise mit vielen Stationen durch Deutschland. Erst 1976 schloss sich der Kreis: Professor Adam Zeyer kam als hoch dekorierter Musiker nach Thüngersheim zurück. An diesem Sonntag wäre er 100 Jahre alt geworden.
Wie kam es also, dass aus einem gelernten Schmied ein international gefeierter Bach-Trompeter wurde? Der Thüngersheimer Hobby-Historiker Reinhold Leibold hat Einiges zusammengetragen. Begleiten wir Adam Zeyer auf seinem Lebensweg.
Aus familiären Gründen musste die Schmiede in Thüngersheim an Otto Grein verkauft werden. Die Familie zog nach Nürnberg, wo der Vater in einer großen Fabrik als Schmied Arbeit fand. Im Sommer 1924 packten die Zeyers wieder ihre Sachen, zogen nach Erlabrunn und übernahmen die Dorfschmiede in der Maingasse 154. Adam schloss die Volksschule ab und absolvierte im elterlichen Betrieb eine zweijährige Ausbildung zum Schmied.
Hoch begabt
Mit 13 Jahren bekam er seinen ersten Trompetenunterricht vom Leiter der Blaskapelle Kraft aus Thüngersheim. Der Bub machte schnelle Fortschritte und spielte fortan in dieser Kapelle. Sein Vater merkte bald, dass eine große Begabung in seinem Sohn steckt. So ging im Februar 1927 Adams großer Wunschtraum in Erfüllung. Beim Bayerischen Staatskonservatorium für Musik in Würzburg begann er mit einem Studium für Trompete unter der Leitung von Prof. Richard Stegmann und schloss es im März 1934 erfolgreich ab.
Was nun? Die Situation in dieser Zeit war auch für Musiker nicht rosig. Wirtschaftskrise, Inflation, fast alle Theater und Sinfonie-Orchester waren aufgelöst – nur das Militär bot eine Chance. Nach bestandenem Probespiel beim Musikkorps des 20. Infanterie-Regimentes und als erster Trompeter im Orchester der Stadt Ingolstadt war eine Stelle gefunden. Der junge Musiker musste sich allerdings für zwölf Jahre verpflichten.
Glücksgriff
Im Oktober 1935 wechselte er als 1. Trompeter zum Fliegermusikkorps nach Kitzingen, um bei Prof. Stegmann seine Studien weiter zu führen. Der Übertritt zur Luftwaffe sollte ein Glücksgriff für seine weitere Karriere sein. Am 1. November 1937 wurde Adam Zeyer 1. Trompeter an der Staatsoper in Berlin.
Der Krieg hatte gerade begonnen, als er im Oktober 1939 in Thüngersheim Dorothea Stumpf heiratete. Zwei Söhne gingen aus dieser Verbindung hervor: Rudolf, geboren 1947 und Wolfgang, geboren 1955.
Während der Kriegszeit machte Zeyer eine dreijährige Ausbildung zum Kapellmeister, Chorleiter und Musikmeister. Er übernahm die Leitung eines Musikkorps in Leipzig und wurde 1942 zur Betreuung von Soldaten nach Norwegen geschickt. Nach kurzer Gefangenschaft kehrte Adam Zeyer nach Thüngersheim zurück und dirigierte erst einmal den Kirchenchor.
Musiker-Karriere
Nun folgte der zweite Abschnitt seiner Karriere als Musiker: Ab Juli 1945 spielte Adam Zeyer als 1. Trompeter bei den Münchner Philharmonikern. Es war ein kurzes Gastspiel, schon im Oktober 1946 wechselte er als 1. Trompeter zum Sinfonie-Orchester von Radio Frankfurt, wo er drei Jahre blieb. Am 1. Oktober 1949 wurde er als 1. Solo-Trompeter und als Lehrer für Trompete an die Staatliche Hochschule für Musik nach Köln berufen.
Es ging immer weiter: Eine große Ehre wurde dem mittlerweile bekannten Musiker zuteil, als er ab Juli 1954 als 1. Trompeter in das Festspiel-Orchester nach Bayreuth berufen wurde. Insgesamt 18 Mal nahm er bei den Wagner-Festspielen teil und wirkte bei allen Opern von Richard Wagner mit: Lohengrin, Ring der Nibelungen, Meistersinger von Nürnberg, der fliegende Holländer, Parsifal, Tristan und Isolde sowie Tannhäuser.
Von Köln aus kristallisierte sich Adam Zeyers Begabung als „Bach-Trompeter“ heraus. Er beherrschte die gesamte Bachliteratur auf der „D-Trompete“. Im ganzen Bundesgebiet bekam er Engagements, wirkte darüber hinaus in vielen Kammerorchestern im In- und Ausland als Solist mit und konnte größte Erfolge verzeichnen.
Anerkennung
So blieb eine weitere Anerkennung nicht aus: Am 1. September 1969 wurde Zeyer an der Kölner Hochschule zum Professor ernannt. Einer seiner Schüler war unter anderem der Thüngersheimer Trompeter Roland Vornberger.
Mit seiner Pensionierung im September 1976 kehrte die Familie Zeyer nach Thüngersheim in die Sandgrubenstraße 280 zurück. Doch die Musik ließ Adam nicht los. Mit den Wallfahrern marschierte er von 1973 bis 1984 zum Kreuzberg und gab der Wallfahrtsmusik als deren Leiter neue Impulse. Das bestätigte auch der langjährige Wallfahrtsführer Günter Spahn. Von 1977 bis 1982 leitete der Heimkehrer wieder den Kirchenchor und war zudem bei der Fränkischen Trachtenkapelle Thüngersheim aktiv.
Trotz aller Erfolge in seinem Musikerleben ist Zeyer immer der „Adel“ geblieben. So nannten ihn die Thüngersheimer. Er starb am 19. August 1995 und fand auf dem Friedhof seines Heimatdorfes seine letzte Ruhestätte.
Erinnerungen
Die beiden Thüngersheimer Reinhard Leibold (Hobby-Historiker) und Max Wolf, der 20 Jahre mit Prof. Adam Zeyer musizierte, haben ein Gedenk-Wochenende organisiert.
Samstag, 18 Uhr: Vorabendmesse mit Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand.
Sonntag, 16 Uhr: Gedenkfeier im Consilium (Winzergenossenschaft). Zum Gehör kommt unter anderem das Brandenburgische Konzert Nr. 2, F-Dur, von Johann Sebastian Bach. Es spielt die Bläsergruppe der Musikhochschule Würzburg. Die Veranstaltung ist öffentlich.
Samstag und Sonntag: Fotoausstellung „100 Jahre Prof. Adam Zeyer“ jeweils von 14 bis 16 Uhr im Consilium-Probierraum.