Für das Jubiläum 925 Jahre Theilheim wählten Bürgermeister Thomas Herpich und die Gemeindevertretung einen kleinen Festakt, auch weil zeitlich und personell gar nichts Großes zu stemmen gewesen wäre. Um so wichtiger war ihnen, diejenigen zu ehren, die nicht in der ersten Reihe stehen, aber immer da sind und mit Ausdauer im Dorf, im sozialen und kulturellen Leben die Dinge am Laufen halten.
Dem Blick zurück auf die letzten 25 Jahre und ein wenig nach vorn, auf die nächsten 25 Jahre galt die Festrede des Bürgermeisters. Vorbei die Zeiten, als zu jedem Anlass, selbst zu jeder Hochzeit ein Festzug die Dorfstraßen entlang zog. Etwas Wehmut schwang schon mit bei dem, was über die letzten 25 Jahre an Infrastruktur und Vereinsleben verloren gegangen war – und das, obwohl Theilheim stetig weiter gewachsen ist, auf inzwischen 2530 Einwohner.
Der Wandel tut auch gut
Gesellschaftlicher Wandel mit "Vollbeschäftigung" machte Herpich unter anderem als Ursache für den grassierenden Personalmangel aus, für fehlende Helfer und Vorstände sowie rückläufige Mitgliederzahlen der Vereine – und damit auch für die Absagen, zum Beispiel für das Waldfest oder die Weinbergswanderung. Selbst große, etablierte Vereine wie der SV Theilheim kamen so ins Straucheln. Dort war im letzten Jahr nur mit etlicher Mühe ein neuer Vorstand zu finden gewesen. Es drohte die Auflösung. Gleichwohl tat der Wandel mitunter auch gut: beispielsweise habe das jetzt wesentlich kleinere Weinfest im Dorfpark, so Herpich, an Atmosphäre gewonnen. Und wenn es darauf ankomme, wie bei der Unterbringung von Geflüchteten, dann sei großer Zusammenhalt da, freute er sich. Wertschätzung und echte Freude zollte er weiter funktionierenden Gruppierungen und aufstrebenden Initiativen wie der Blaskapelle, dem Jugendfußball und den Waldpiraten. Die Blaskapelle hatte am Abend auf konzertant hohem Niveau für festlich-frohe Stimmung gesorgt.
Das Innehalten mit dem Festakt mitten im Jahr, der Rückblick, vor allem auf die Turbulenzen der letzten drei Jahre mit Corona und Ukraine-Krieg sowie auf das, was Dank vieler Menschen, die sich kümmern, an Dorfgemeinschaft funktioniert – die Festrede von Bürgermeister Thomas Herpich war mit mehr als freundlichem Applaus quittiert worden. Präsentiert hatte er die Idee, dass die steten Veränderungen vielleicht einen "Verein für Vereine" interessant machen könnten, bei dem alle an einem Strang ziehen. Mehr Gemeinwohl, weniger Einzelinteressen galt sein Apell. Ein Investor sei zu suchen, der auch in Theilheim angemessenen Wohnraum für ältere Alleinstehende schafft, vielleicht mit Gemeinschaftsraum und Dorfladen. Sobald der Kindergarten fertig ist, könne das Sportheim wieder ein Treffpunkt werden. 17 Geburten sind bereits für 2023 gemeldet. Das heißt: es müsse weiter mit Priorität an der Kinderbetreuung gearbeitet werden.
21 Teilheimer bekamen eine Ehrenkurkunde
Veränderung war auch das Thema im Grußwort von Weinprinzessin Vanessa Nüßlein bezüglich des Weinbaus und die Zuversicht, dass der Genuss bleibe. Ortschronist Siegfried Faulhaber hatte über die kleine Entstehungsgeschichte von "Daleheim" eine umfangreiche Präsentation vorbereitet, mit vielen früher zu heute Bildern aus den letzten 100 Jahren. Beide waren dann auch unter den 21 Theilheimern, denen die Gemeinde für ihr Engagement mit Ehrenurkunden dankte.
Siegfried Faulhaber dürfte dabei derjenige sein, der als Gemeinderat, Sänger, Liederkranz-Vorsitzender, Mitorganisator der großen 900-Jahr-Feier, als treibende Kraft und über Jahrzehnte Aktiver für die Kirchengemeinde, die Gemeindepartnerschaft und als Feldgeschworener das breiteste Engagement aufweist.
Ehrenurkunden der Gemeinde Theilheim erhielten zumeist für jahrelangen, unermüdlichen und selbstlosen Dienst im Ehrenamt: Ludwig Düll, Freiwillige Feuerwehr seit 1967; Ludwig Wallrapp, Obst- und Gartenbauverein; Siegfried Faulhaber, Ortschronist, Gesangsverein Liederkranz 1883, Freundeskreis Theilheim - Vigolana; Sieglinde Vierheilig als Herz des VdK; Elisabetha Wolf, VdK; Gertrud Kamm, Vorsitzende Seniorenteam der Pfarrgemeinde sowie aus dem Team: Doris Metz, Veronika Beck, Waltraud Düll-Schneider und Maria Lang; Manfred Kamm, Seniorenwander-Gruppe; Jürgen Heßmann, KJG und KJG-Zeltlager; Robin Henig, KJG und Johannisfeuer; Teresa Weißenberger, KJG; Manfred Wegmann, Tischtennis-Club und Altpapiersammlung; Rainer Höhn, Tischtennis-Club und Grundschulrektor Florian Hock als "Doppeldirektor", der seit 25 Jahren den Kinderzirkus "Allemallach" leitet.
Ehrenurkunden für herausragende Einzelleistungen, die Glanzpunkte auf Theilheim warfen, erhielten Reinhold Wallrap für Zivilcourage gegenüber mutmaßlichen Enkeltrick-Betrügern, die festgenommen wurden; Marius Ganz, "einer der besten Baggerfahrer Theilheims" mit der Bagger-Fußball-Wette in der ARD-Sendung "Klein gegen Groß"; Miriam Mark, als ganz junge, erfolgreiche Kleintierzüchterin, Deutsche Jugendmeisterin Farbentauben 2022 und Vanessa Nüßlein, für die außerordentlich lange Amtszeit als Weinprinzessin des Weinbauvereins und somit auch als kulturelle Imageträgerin der Gemeinde Theilheim.


