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UETTINGEN: Abschied: Letzte Saison für „Schwimmbad-Dagi“

UETTINGEN

Abschied: Letzte Saison für „Schwimmbad-Dagi“

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    Kiosk-Betreiberin Dagmar „Schwimmbad-Dagi“ Wander zieht einen Schlussstrich: Nach 32 Saisons gibt sie ihren Kiosk im Uettinger Freibad schweren Herzens auf.
    Kiosk-Betreiberin Dagmar „Schwimmbad-Dagi“ Wander zieht einen Schlussstrich: Nach 32 Saisons gibt sie ihren Kiosk im Uettinger Freibad schweren Herzens auf. Foto: Foto: Sophia Scheder

    Schnell noch die Ladenfenster öffnen und alles vorbereiten – dann kann er beginnen, einer der vielen Sommertage im Uettinger Freibad. Die ersten Schwimmer ziehen schon ihre Bahnen, als Dagmar Wander ihren Kiosk herrichtet. Seit 32 Jahren ist sie die Hüterin des Häuschens am Beckenrand, die „gute Seele“ des Freibades. Nach dieser Saison aber nimmt sie schweren Herzens Abschied, sie möchte kürzer treten, mehr Zeit für sich und ihre Familie haben.

    Schon früh um Neun stehen sie Schlange: alle möchten ein leckeres Frühstück von „Schwimmbad-Dagi“, wie sie liebevoll von ihren Badegästen genannt wird. „Ich mach alles frisch, backe sogar selber und nehme nichts aus der Dose“, erzählt die 54-jährige Helmstadterin. Mit Sicherheit ist das ein Grund für den großen Ansturm jeden Morgen, doch ein anderer, vielleicht noch wichtiger Grund ist Wander selbst. „Wir sind alle sehr traurig, wenn Dagi nicht mehr im Kiosk steht“, sagt ein Badegast.

    Mädchen für alles

    23 Jahre war sie alt, als sie das Geschäft von ihrer Mutter Waltrud Müller 1986 übernahm. „Es ist Mamas Vermächtnis“, sagt sie, „der Kiosk war ihr Baby. Und mittlerweile ist es auch meins, kann man sagen.“ Heute, nach 32 Saisons, steht sie immer noch täglich von 8 bis 20 Uhr hinter der Theke und auch der Eintrittskasse. Nach Ladenschluss putzt sie noch Toiletten und Kabinen, ein „Mädchen für alles“ also, wie sie sich selbst auch nennt. Oft komme sie erst um 23 Uhr nach Hause. „Mit duschen, Abendessen und schlafen bleibt da nicht mehr viel Zeit für mich oder meine Familie“, verrät sie. Grund genug für Dagi nach all den Jahren einen Schlussstrich zu ziehen. „Ich habe mittlerweile fünf Enkelkinder und bei keinem Sommergeburtstag konnte ich kommen.“

    Doch trotz alledem fällt es „Schwimmbad-Dagi“ alles andere als leicht. Mit Tränen in den Augen hält sie sich an ihrer Tasse Cappuccino fest. Man kann nicht übersehen, wie schwer sie sich tut, über den Abschied zu reden. Bereits als sie ihre Kündigung bei der Gemeinde abgegeben hat, habe sie geweint. „Hier sind so viele Freundschaften entstanden,“ erinnert sie sich, „Viele, die heute mit ihren eigenen Kindern kommen, habe ich schon aufwachsen sehen.“ So kam es auch schon oft vor, dass ihr Badegäste Souvenirs aus dem Urlaub mitgebracht haben. Regelmäßig bekomme sie auch selbst gemachte Marmeladen geschenkt.

    Ein kleines Familienunternehmen

    So ist auch den Badegästen anzusehen, wie sehr sie an ihrer „Schwimmbad-Dagi“ hängen. „Dagi macht alles mit Liebe“, habe mal eine Kundin gesagt. Eine junge Frau läuft vorbei, bleibt bei ihr stehen: „Dagi hat uns schon sehr verwöhnt. Wir werden sie sehr vermissen.“

    Der Kiosk ist ein wahres Familienunternehmen, umso schwerer fällt es natürlich loszulassen. Dagmar Wanders Mann ist bei der Gemeinde Uettingen als Badeaufsicht angestellt, außerdem kümmert er sich um die Technik und die Rasenpflege. Neben ihren beiden Töchtern und dem Sohn hilft auch ihr Vater Klaus noch viel mit. „Seit 47 Jahren turnt er schon hier rum“, erzählt sie. Ohne die Unterstützung ihrer Familie hätte Wander schon früher aufgegeben. Auch Freunde und Bekannte springen kurzfristig mal ein. „So kommt es auch mal vor, dass schnell eine Freundin zum Großmarkt für mich fährt“, erwähnt sie dankbar, „ohne sie alle wäre Vieles nicht machbar gewesen.“

    Weiterhin Adventscheune

    Doch ganz aus der Welt wird Dagi nicht sein. Jeden Winter betreibt sie eine Adventscheune in Helmstadt, verkauft dort unter anderem Kränze, Glühwein und Kuchen. Den Erlös der Getränke und des Essens spendet sie für einen guten Zweck. So kann man sie auch in diesem Jahr wieder dort antreffen. Wie es sonst beruflich für die 54-Jährige weitergeht, wisse sie noch nicht, beworben habe sie sich aber bereits.

    Auch die Zukunft des kleinen Kiosks ist noch ungewiss, denn die Gemeinde hat noch keinen Nachfolger gefunden. „Viele sagen, dass ich die Kunden sehr verwöhnt habe und dass es mein Nachfolger erst einmal schwer haben wird“, plaudert Dagi lachend. Trotzdem hoffe sie natürlich, dass der richtige Pächter gefunden werde.

    Dagi, die gute Seele vom Uettinger Schwimmbad – ihre Badegäste werden sie mit Sicherheit vermissen. Aber wer weiß? Vielleicht turnt sie ja ab nächstem Jahr selbst als Badegast im „Uettinger“ herum, liegt auf der Wiese und entspannt. All das, was sie die letzten Jahre nicht machen konnte.

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