Altstadt In der "Marktbärbl" herrscht wildes Durcheinander. Am 8. August war in der Küche des Traditionslokals an der Blasiusgasse Feuer ausgebrochen. Nun wird aufgeräumt und umgebaut.
In der Küche steht Wirtin Hella Meyer, reinigt und sortiert ihre Gerätschaften. Am Samstag soll das Inventar verkauft werden. "Es ist schon traurig", sagt sie, und man sieht es ihr an, dass der Abschied nach neun Jahren schwer fällt. Aber die Wirtin steht nicht allein da. Alle sind sie gekommen, um ihr zu helfen: Irmgard Blatz, die hier 28 Jahre gearbeitet hatte und jetzt wegen "Oma-Pflichten" aufhört, Inge Pöhlitz, die 21 Jahre dabei war, Dorothea "Dorle" Endres, die es hier auf 30 Jahre gebracht hat, und Hilde Ort, die fast ebenso lange dabei gewesen ist. Auch Willi Endes ist gekommen, die rechte Hand der Wirtin und Nothelfer bei allen technischen Problemen - 130 Jahre versammelte Betriebstreue - ein außergewöhnliches Bild in einer schnelllebigen Branche.
Eigentlich wollte Hella Mayer ihren Pachtvertrag verlängern. Doch dann hat der 8. August eine Ära in der "Marktbärbl" beendet. Der Brand, ausgelöst durch überhitztes Fett, hatte sich durch den Dunstabzug ins Obergeschoss gefressen und alle Vorräte vernichtete.
Mit dem abziehenden Rauch wurde für Hella Meyer klar, dass sie nicht noch einmal die Kraft haben würde, von vorne anzufangen. Und so endet nun die ungewöhnliche Laufbahn einer ungewöhnlichen Wirtin. Aufgewachsen ist sie in Albertshausen, wo sie im elterlichen Hof gearbeitet hat, bis sie mit 23 in die Gastronomie wechselte. 15 Anstellungen haben sie durch ganz Deutschland gebracht, von Garmisch bis nach Noderney und Sylt, und ein Jahr ist sie auch zur See gefahren. In Würzburg hat sie serviert im Kaufhof, in der Klosterschänke, in der Schiffsbäuerin und im Ratskeller Veitshöchheim. Nach der Hotelfachschule in Regensburg kam sie als Hausdame in ein Frankfurter Hotel, schließlich zur "Wittelsbacher Höh" in Würzburg.
Vor neun Jahren hat Hella Meyer die "Marktbärbel" übernommen. Das Lokal war 1979 von der Familie Hauter gegründet worden als Nachfolger von "Walters Grillstuben". Davor gab es hier im Café Stock die besten Hörnchen der Stadt. In der "Marktbärbl" traf sich alles, was in Würzburg einen Namen hat. Hier saßen am Stammtisch die Journalisten und die "Schreihäls", hier waren Bürgermeister, Abgeordnete, Schauspieler und "ganz normale Menschen" zu Gast. Sie alle schätzten "ihr Wohnzimmer" mit der freundlichen Bedienung und die gutbürgerliche Küche von Werner Joa, der auch schon 23 Jahre im Haus ist: saure Nieren und Lüngerl, hausgemachte Semmelknödel, blaue Zipfel - und die beste Pizza in Würzburg".
Im Dezember werden Helga und Philipp Lotz ein neues Kapitel der "Marktbärbl" aufgeschlagen. Beide haben sich einen guten Namen gemacht mit ihrer "Krone" in Hettstadt.