Goldene Hochzeit feiern heute in ihrem Haus im Frauenland Alexander und Janet Ün. Ihre spannende Lebensgeschichte ist Teil der Neuordnung in Europa nach dem Krieg und ein Beispiel einer guten Integration. Ün, gelernter Schneider, stammt aus Midjat in Ostanatolien und gehörte 1961 zu den ersten Gastarbeitern, die nach dem Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und der Türkei in Deutschland Arbeit suchten.
Auf einigen Umwegen kam er 1965 als Schneider nach Unterfranken und arbeitete in den Zweigwerken Aub und Würzburg der Greiff-Werke, wo er auch als Dolmetscher gebraucht wurde. Bei einem Freund hat er das Bild dessen Schwester gesehen und sofort beschlossen, sie zu heiraten. Umgehend hat er seinen Chef gebeten, Janet übers Arbeitsamt anzuwerben. Sie war damals gerade 18. Dennoch wagte sie die Reise nach Würzburg und lernte bald ihren Alexander kennen. Es war Liebe auf den ersten Blick.
Weil sie in Würzburg ein Jahr auf die Trauung hätten warten müssen, fuhr Alexander Ün mit Janet in seinem gerade erst gekauften Opel drei Tage lang auf der Balkanroute nach Ankara. Ein katholischer Priester musste aus Istanbul herbeigebracht werden, um im Haus der Braut die Trauung zu vollziehen. 1969 wechselte Ün zur Tofana-Trachtenfabrik in die Hofstraße, später zur Kleiderfabrik Lindner in Grombühl, bis er sich mit einer kleinen Schneiderei im Frauenland selbstständig machte. 1978 war das Paar unter den ersten in Bayern, die sich einbürgern ließen.
Zu ihrem glücklichen Leben gehören drei Kinder, Tochter Belinda, die in Istanbul lebt, Matthias Ün, Mitinhaber der Mode-Boutiquen Stoffbar in Würzburg, und Gabriel Ün, der 2002 die kleine Schneiderei des Vaters im Frauenland übernommen hat. Foto: M. Hauck, POW / Text: Bert