"Alle sollen dabei sein. Alle gehören dazu." Das ist die Übersetzung von Inklusion in "Leichte Sprache", eine spezielle sprachliche Ausdrucksweise des Deutschen, die besonders einfach zu verstehen sein soll. Inklusion ist eines der Ziele des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Bayern, dessen Bezirksverband in Unterfranken am Freitag in der Mönchbergschule von der Luise-Kiesselbach-Stiftung mit dem Preis für Inklusion 2018 ausgezeichnet wurde. Dotiert war der Preis mit einem Preisgeld von 4000 Euro.
Den Preis erhielt der Paritätische für die Projekte "Inklusive Fahrradwerkstatt" in Gaukönigshofen sowie für seine Sprach- und Kommunikationstrainings in Zusammenarbeit mit der Mönchbergschule in Würzburg. Beide Projekte setzen dort an, wo klassische Integrationsklassen an ihre Grenzen stoßen. Einige der neu zugewanderten Kinder und Jugendlichen müssen erst alphabetisiert werden oder haben große Schwierigkeiten beim Erlernen der neuen Sprache. "Wenn wir echte Integration wollen, dann funktioniert das nicht nach dem Motto ‚friss oder stirb‘. Wir müssen die Menschen dort abholen, wo sie es brauchen", stellte Karin Braun, stellvertretende Vorsitzende des Stiftungsrats der Luise-Kiesselbach-Stiftung fest.
"Die Deutsche Sprache ist Zugang zu allem"
Die Inklusive Fahrradwerkstatt und die Sprachtrainings des Paritätischen in Unterfranken richten sich besonders an Kinder und Jugendliche, die zuvor noch nie eine Schule besucht haben. Statt Frontalunterricht wird Deutsch beim gemeinsamen Fahrradreparieren oder mit Anschauungsmaterial und anderen aktiven Methoden geübt. "Die Deutsche Sprache ist Zugang zu allem", erklärte Viktoria Ün vom Jugendmigrationsdienst des Paritätischen in Unterfranken. Die Projekte seien also wichtig, um die Teilhabe der zugewanderten Kinder und Jugendlichen an der Gesellschaft zu fördern.

Die jugendlichen Teilnehmer der Integrationsprojekte zeigten sich dankbar und geehrt: Gemeinsam hatten Nasah Muhamad, Ghaida Hasan, Raman Daowdo, Ritaj Almardeni und Elaf Gamal-Elbbin ein großes Schild gebastelt, auf dem sie in den verschiedenen Sprachen "Danke" sagten. In einer kurzen Ansprache präsentierten sie außerdem ihre neu erworbenen Deutschkenntnisse und bekräftigten ihre Dankbarkeit.
Schirmherr des Preises für Inklusion ist der Schauspieler Michael Fitz
Schirmherr des Preises für Inklusion ist der Schauspieler Michael Fitz (Tatort, Die Schwarzwaldklinik). Inklusion ist für ihn ein wichtiges Thema, seit er vor etwa zehn Jahren die Rolle eines Vaters eines behinderten Kindes spielte: "Diese Menschen leben wie in einer Parallelwelt mit ihren eigenen Fahrern, ihren eigenen Schulen. Wie sollen sich junge Menschen so gegenseitig begegnen?" Inklusion bedeutet für ihn nicht nur die gleichberechtigte Teilhabe behinderter Menschen an der Gesellschaft, sondern auch die gesellschaftliche Einbindung von Migranten: "Inklusive Arbeit an Schulen ist die einzige Chance, der Spaltung unserer Gesellschaft entgegenzuwirken."
Vergeben wurde der Preis für Inklusion seit 2013 zum dritten Mal. In Würzburg werden mit dem Preisgeld von 4000 Euro Trainings in unterschiedlichen Schulen weitergeführt und Ausflüge für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund organisiert. Außerdem wird das Paritätische Projekt "Willkommen in Würzburg!" unterstützt, das unter anderem Sprach- und Kulturmittler für Elternabende in Kindergärten und Schulen vermittelt.