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WÜRZBURG: Alltägliches Stolpern über NS-Verbrechen

WÜRZBURG

Alltägliches Stolpern über NS-Verbrechen

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    Einer der ersten Steine in Würzburg – er erinnert seit Juli 2006 an Leopold Obermayer, der im KZ Mauthausen starb. ArchivFoto: Theresa Müller
    Einer der ersten Steine in Würzburg – er erinnert seit Juli 2006 an Leopold Obermayer, der im KZ Mauthausen starb. ArchivFoto: Theresa Müller Foto: Ruppert (MainPost)

    Der politische Wille im Stadtrat war eindeutig, die Unterstützung in der Gesellschaft groß: Vor zehn Jahren, im Juli 2006, wurden in Würzburg die ersten Stolpersteine zur Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus verlegt.

    Mittlerweile liegen 457 quadratische Würfel mit Messingplatten vor früheren Wohnhäusern und Arbeitsstätten der meist jüdischen Mitbürger. Sie wurden wegen ihrer Religion, ihrer politischen Einstellung, sexuellen Orientierung oder im Zuge der so genannten „Euthanasie“ verfolgt und ermordet. An diesem Dienstag, 5. Juli, werden weitere 16 Steine in Würzburg gesetzt.

    Während in anderen Städten die Aktion des Kölner Künstlers Gunter Demnig teilweise auf Bedenken oder Widerstände stieß, wurde in Würzburg 2006 die Initiative fast ausnahmslos positiv aufgenommen. Sie ging damals von Grünen-Stadträtin Benita Stolz, Helmut Försch und dem Arbeitskreis Stolpersteine aus – und Oberbürgermeisterin Pia Beckmann (CSU) machte das Gedenkprojekt politisch und persönlich zu ihrer Sache.

    Auch Josef Schuster, heute Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, hatte schon damals die Stolpersteine begrüßt. Die Opfer würden aus der Anonymität gerissen, „sie bekommen einen Namen, eine Identität“, sagte er bei der Verlegung der ersten Steine. Museen und Gedenkstätten seien zwar unverzichtbarer Teil einer Gedenkkultur. Doch würden sie in der Regel von Menschen besucht, die sich für das Thema schon geöffnet haben. Die Stolpersteine dagegen könnten gerade Jugendliche zum Nachdenken anregen.

    Viele Schulen beteiligt

    Das haben sie in den vergangen zehn Jahren in vielfacher Weise getan: Zahlreiche Schulen und Klassen sind Paten für Stolpersteine geworden, haben sich mit den Biografien und Schicksalen der Opfer auseinandergesetzt und aktiv an Verlegungen teilgenommen.

    Zum 21. Mal werden an diesem Dienstag weitere Stolpersteine in den Boden eingelassen. Von Routine will Künstler und „Spurenleger“ Gunter Demnig aber nichts wissen. „Jede Verlegung ist einzigartig“, sagt der Künstler. Schließlich erinnern die Stolpersteine an konkrete, einzelne Schicksale ermordeter Mitbürger.

    Eine von ihnen war Anna Ebermann aus Rottenbauer. Ihr wird – neben jüdischen und „Euthanasie“-Opfern – diesmal als politisches Opfer gedacht: Die Kommunistin wurde am 19. November 1943 wegen „Wehrkraftzersetzung“ zum Tod verurteilt. Am 17. März 1944 wurde sie im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee, der zentralen Hinrichtungsstätte in Berlin, ermordet. Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake und Chanson-Sängerin Silvia Kirchhof werden die Verlegung des Stolpersteins für Anna Ebermann am Dienstag um 11.15 Uhr im Lilienweg 6 mitgestalten. Pate und Stifter dieses Steins ist Holger Grünwedel.

    Bereits am Montagabend findet ab 19.30 Uhr im „Shalom Europa“ in der Valentin-Becker-Straße die Abendveranstaltung zur 21.Verlegung statt. Dabei geht es um Erinnerungskultur in Polen und die deutsch-polnische Geschichte. Schüler des Deutschhaus-Gymnasiums werden von Erfahrungen ihres deutsch-polnischen Projektes berichten. Die beiden Historiker Dr. Renata Skowronska und Prof. Matthias Stickler von der Uni Würzburg vertiefen das Thema.

    ONLINE-TIPP

    Der Arbeitskreis Stolpersteine hat die Biografien der Opfer aufgearbeitet und gibt viele Informationen zu dem Projekt:

    www.stolpersteine-wuerzburg.de

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