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WÜRZBURG: Als Leonhard Frank noch Maler werden wollte

WÜRZBURG

Als Leonhard Frank noch Maler werden wollte

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    Am Kreuz: Lichtdruck aus der Reihe „Fremde Mädchen am Meer und eine Kreuzigung“ von Leonhard Frank, die jetzt im Kulturspeicher zu sehen ist.
    Am Kreuz: Lichtdruck aus der Reihe „Fremde Mädchen am Meer und eine Kreuzigung“ von Leonhard Frank, die jetzt im Kulturspeicher zu sehen ist. Foto: Foto: THOMAS OBERMEIER

    Bevor der 1882 in Würzburg geborene Leonhard Frank ein erfolgreicher Schriftsteller wurde, hatte er ganz andere – aber ebenfalls künstlerische – Ambitionen: Leonhard Frank wollte Maler werden. Deshalb besuchte er in seiner Heimatstadt Kurse im Polytechnischen Verein und erwarb sich dort Grundkenntnisse im technischen und freien Zeichnen. Wenig später zog er nach München, wo er 1904 als 22-Jähriger in die Schwabinger Salon-Künstlerschaft geriet und seine künstlerische Ausbildung in der privaten Kunstschule von Anton Azbe fortsetzte. Hier hatte unter anderem auch Wassily Kandinsky gelernt.

    Von Franks malerischen Gehversuchen sind nur sechs Blätter bekannt, die das Museum im Kulturspeicher jetzt anlässlich der Aktion „Würzburg liest ein Buch – Leonhard Franks 'Die Jünger Jesu'“ im Emy-Roeder-Saal ausstellt. „Fremde Mädchen am Meer und eine Kreuzigung“ sind die sechs Lichtdrucke betitelt, die Bestandteil der Städtischen Sammlung sind. Die Lithografienfolge erschien 1913 im Münchner Delphin Verlag.

    Obwohl Franks Vater gar nichts von den künstlerischen Plänen seines Sohnes hielt, war dieser von seiner Begabung überzeugt. Literarisch hat sich dies auch im Roman „Die Räuberbande“ niedergeschlagen, wenn die Mutter des Michael Vierkant (Franks alter ego in dem Buch) ihren Sprössling als „neuen Lenbach“ tituliert. Auf Franks „Fremden Mädchen“ sind deutlich Einflüsse aus Jugendstil und Symbolismus zu erkennen, erklärte die stellvertretende Museumsleiterin Henrike Holsing bei der Präsentation der Blätter.

    Was an den Mädchen-Bildern zunächst auffällt, ist die zarte Farbigkeit und Linearität der Aktfiguren in der Meereslandschaft, so Holsing. Außerdem sind sie sehr flächig angelegt und haben keine in die tiefe gehende Perspektive. Fast statuenhaft und sehr stilisiert wirken die schlanken und hochgewachsenen weiblichen Figuren.

    Henrike Holsing nimmt an, dass Frank in den Bildern den Freitod seiner Geliebten Sophie Benz verarbeitet hat, die ebenfalls bei Azbe studierte. Wie Frank gehörte sie dem Kreis um den Psychoanalytiker Otto Gross an, von dem sie völlig abhängig war und dessen Geliebte sie wurde. Sie wurde drogensüchtig und beging schließlich Selbstmord. Wie Frank diesen Freitod emotional zu verarbeiten suchte, zeigt sich nach Holsings Ansicht vor allem in dem Kreuzigungsbild, auf dem eine hockende Figur den Ausdruck von Trauer zwischen Schmerz und Zärtlichkeit symbolisiert. Während Franks Bücher besonders durch ihre kraftvolle Sprache bestechen, drücken die Bilder aus seinen jungen Jahren noch eine zurückhaltende Distanz aus.

    Zu sehen sind die Leonhard-Frank-Blätter bis 13. April zu den Öffnungszeiten des Kulturspeichers: Dienstag 13 bis 18 Uhr, Mittwoch 11 bis 18 Uhr, Donnerstag 11 bis 19 Uhr sowie Freitag, Samstag, Sonntag 11 bis 18 Uhr.

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