190 000 Euro zahlt die Stadt Aub nun für das ehemalige Seniorenheim Gollachtal. Der Kreistag hatte am Montag in nichtöffentlicher Sitzung den Verkauf beschlossen (wir berichteten). Umstritten ist dieser Verkauf in zweierlei Hinsicht. Erstens, weil es ein zweites, viel höheres Kaufangebot gab. Und zweitens, weil der Verkehrswert der Immobilie von Sachverständigen auf rund 900 000 Euro geschätzt wird. In einer Stellungnahme kritisieren die Kreistagsfraktionen ödp und FDP nun, dass das „Altenheim hinter verschlossenen Türen verschenkt wurde“. Auch der zweite Investor, ein Ochsenfurter Geschäftsmann, meldet sich zu Wort und ärgert sich.
160 000 Euro verplempert?
300 000 Euro habe er für das ehemalige Kreisaltenheim geboten, sagt der Ochsenfurter – und sei sogar bereit gewesen, noch einmal 50 000 Euro drauf zu legen. „Wie kann es sein, dass der Landkreis 160 000 Euro einfach so verplempert? Schließlich seien das Steuereinnahmen.“ In das ehemalige Seniorenwohnheim in Aub wollte er Wohnungen bauen, günstigen Wohnraum für Studenten. Landrat Eberhard Nuß aber hatte die Befürchtung, dass dort auch anerkannte Flüchtlinge einziehen würden und wollte das verhindern.
Dabei unterstreicht er: „Ich habe nichts gegen Feelüchtlinge.“ Aber der Helferkreis in Aub sei mit der Betreuung der Gemeinschaftsunterkunft im Schloss eh' schon gefordert. „Noch einmal 70 Flüchtlinge, das hätte der Helferkreis nicht geschafft“, ist sich Nuß sicher.
Die Mehrheitsentscheidung des Kreistags, das Altenheim an die Auber zu verkaufen, stößt vor allem den Fraktionen ödp und FDP sauer auf. Zusammen sind beide mit drei Mandaten im Kreistag vertreten. „Die Kreistagsmehrheit verhindert öffentlichen Wohnungsbau“, schreibt Wolfgang Kuhl (FDP) dazu in einer Stellungnahme. Weiter heißt es: „Es ist mir unbegreiflich, wie der Landkreis ein deutlich höher lautendes Angebot verbunden mit dem Bau von Sozialwohnungen ablehnt und über die Nachnutzung nicht einmal in der Öffentlichkeit diskutieren will.“
Kuhl und die beiden ödp-Kreisräte wollten die Debatte um die Nachnutzung des ehemaligen Kreisaltenheims in öffentlicher Sitzung führen. „Um den Bürgern die Entscheidung transparent zu machen.“ Die Mehrheit habe dies aber abgelehnt. „Hier steht der Wunsch nach politischer Kungelei offensichtlich über der Bürgernähe“, schreibt Kuhl. FDP und ödp wollen den Sachverhalt auch juristisch von Rechtsaufsicht und Verwaltungsgericht prüfen lassen.
„Unfassbar viel Geld verspielt“
Kuhl kritisiert auch, dass das Gebot der Gleichbehandlung dadurch außer Kraft gesetzt worden sei, dass offensichtlich nur mit einem möglichen Käufer nachverhandelt wurde. Die Stadt Aub bot zunächst eine Summe von 170 000 Euro, legte dann noch einmal 20 000 Euro drauf. Das Argument, man wolle keine zusätzlichen Flüchtlinge in der Stadt unterbringen, lässt Kuhl nicht gelten: „Wer wie die CSU im Bund den Kurs der Kanzlerin mitträgt und von Willkommenskultur spricht sollte auf kommunaler Ebene keinen privaten Wohnungsbau verhindern, erst recht nicht dann, wenn ein Landkreis damit unfassbar viel Geld verspielt.“