Betritt man den Kunst- und Designladen „Herr Pfeffer“ in der Oberen Johannitergasse 10, wird man wie ein langjähriger Freund begrüßt. „Der Laden ist unser Herz“, sagen die Besitzerinnen Jule Bruns und Manou Wahler. Und das spürt man.
2009 schafften die beiden Künstlerinnen eine Kunst- und Designplattform für junge Kreative aus der ganzen Welt. Das Konzept des kleinen Unternehmens ist der ständigen Bewegung der Kunst- und Designszene angepasst: Jeder Künstler oder Designer kann seine Werke ausstellen und verkaufen, muss seinen Platz aber nach drei Monaten räumen, um neuen Ideen Platz zu machen. Im Laden wird alles angeboten, was Jule und Manou gefällt, von Fotografien über Geschirr bis hin zu Kleidung und Schmuck.
Wichtig ist den Chefinnen nur, dass alle ausgestellten Arbeiten „mit Liebe“ handgefertigt wurden. Außerdem sollte ein großer Prozentsatz der angebotenen Kunstwerke Unikate sein. So wie die eigenen Arbeiten der Inhaberinnen, die natürlich auch bei „Herr Pfeffer“ zu finden sind. Jule Bruns ist Grafikerin und Illustratorin „mit Hang zu Stoff“, so entwirft sie neben ihren Illustrationen auch Taschen. Manou Wahler ist Kunstethnologin und Streetart-Künstlerin und „bemalt alles mit der Hand“.
Die ungewöhnliche Namenswahl „Herr Pfeffer“ ist vor allem darauf zurückzuführen, dass sich die beiden einen Namen wünschten, hinter dem man ein Gesicht vermuten könne, was wohl das „Herr“ im Namen erklärt. „Pfeffer“ ist ein „Überbleibsel“ des „Kräutersepp“, der sich vor ihnen in ihren alten Verkaufsräumen in der Büttnerstraße befand.
Die entspannte Haltung der beiden ist in der lockeren und herzlichen Atmosphäre des Ladens zu spüren. So gibt es weder ein elektronisches Kassensystem noch ein großes Lager. Da die meisten der Kleidungsstücke Unikate sind, sind viele Größen zum Monatsende weg. „Spätestens dann merken die Leute, dass wir kein normaler Laden sind“, bemerkt Manou grinsend.
Ein ungewöhnliches Geschäft ist „Herr Pfeffer“ noch aus einem anderen Grund. Neben dem sich ständig ändernden Sortiment bieten die Kunstschaffenden auch verschiedene „Do it yourself“-Workshops an. Jeder Kunde kann dabei eigene Vorschläge für Themen einbringen. Die Workshops finden im Möbel-Pendant zu „Herr Pfeffer“ statt, in „Frau Salz“ in der Burkarderstraße 9.
„Frau Salz war schon die ganze Zeit in unseren Köpfen“, erklären die Chefinnen, die ihre Idee 2011 schließlich in die Tat umsetzten. Nun verschönern und verkaufen die beiden selbst alte Möbel, ebenso wie die handgefertigten Möbel anderer junger Künstler. „Frau Salz“ ist anders als „Herr Pfeffer“ nur samstags oder nach Vereinbarung geöffnet, dafür sind die Möbel schon im Voraus auf der Internet-Seite von „Herrn Pfeffer“ zu sehen.
Längst kein Geheimtipp mehr
Über die Facebook-Seite laufen auch immer wieder Aktionen, wie Verlosungen einzelner Stücke. „Besonders Facebook macht Spaß, weil man direkt den Kontakt zu Kunden hat“, erzählt Jule. So haben sie es auch den sozialen Netzwerken zu verdanken, dass „Herr Pfeffer“ längst kein Geheimtipp mehr ist, wie das am Anfang der Fall war.
Mit der gleichen Lässigkeit, mit der sie ihren Betrieb aufgebaut haben und führen, sehen Manou Wahler und Jule Bruns der Zukunft entgegen: „Wir lassen uns immer treiben.“ Das einzige, was sich Manou wirklich für die Zukunft vorstelle, sei ein eigener Raum für ein Bällchenbad, erklärt sie augenzwinkernd. Und obwohl das wieder einer der Scherze war, die mit zu der freundschaftlichen Atmosphäre im Laden beitragen, wäre man von einem mit bunten Plastikbällen gefüllten Becken in diesem außergewöhnlichen Geschäft kein bisschen überrascht.
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