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MARKTBREIT: Am Donnerstag ist letzter Schultag für Toni Gernert

MARKTBREIT

Am Donnerstag ist letzter Schultag für Toni Gernert

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    Geht in den Ruhestand: Schulleiter Toni Gernert hatte während seiner Zeit als Schulleiter am Gymnasium Marktbreit vor allem die Generalsanierung der Schule zu stemmen.
    Geht in den Ruhestand: Schulleiter Toni Gernert hatte während seiner Zeit als Schulleiter am Gymnasium Marktbreit vor allem die Generalsanierung der Schule zu stemmen. Foto: Foto: Thomas Fritz

    Vor 46 Jahren hat Toni Gernert am Gymnasium Marktbreit sein Abitur gemacht. Dann ging er seinen Weg. In Würzburg hat er Germanistik, Geschichte und Sozialkunde studiert und nach dem Referendariat den Beruf des Lehrers ergriffen. Immer wieder führte sein Weg zurück ans Marktbreiter Gymnasium, zunächst als Lehrer, dann als Schulleiter. Jetzt geht Toni Gernert wieder seinen Weg. Der Ruhestand steht an. Am Donnerstag wird er verabschiedet.

    Frage: Für Sie fangen jetzt die ganz großen Ferien an. Haben Sie Angst vor der großen Leere?

    Anton Gernert (lacht): Nein. Ich war bisher immer offen für neue Lebensabschnitte, habe mich aber nicht planerisch darauf eingelassen. Insofern glaube ich schon, dass ich meinen Ruhestand gestalten kann.

    Hätten Sie gerne noch mehr Zeit gehabt, um an der Schule etwas voran zu bringen?

    Die hätte ich gerne noch gehabt, ja. Weil wir jetzt mit der fertigen Generalsanierung des Gymnasiums die Hardware hergestellt haben. Die Software ist in der Entstehung – und da wäre es schön gewesen, wenn ich manches noch hätte weiter entwickeln können.

    Was denn zum Beispiel?

    Gernert: Die Medienentwicklung, beispielsweise. Unsere Gesellschaft steht vor großen Herausforderungen. Man könnte auch sagen, vor einer Medienrevolution. Die Kinder für diese Zeit fit zu machen, ist für mich immer ein Anliegen gewesen. Darüber hinaus: Kunst, Kultur und Sport. Vor allem in der Musik wäre ich gerne noch dabei gewesen, wenn die Ansätze mit unseren Chören und Orchester jetzt zur vollen Entfaltung kommen. Auch in Zusammenarbeit mit der Musikschule Marktbreit.

    Wenn Sie sich selbst ein Abschlusszeugnis ausstellen dürften, was würden Sie als Bemerkung reinschreiben?

    Gernert: Ich würde mir gerne attestieren, dass ich mich bemüht habe. So wie es auf dem Grabstein von Willy Brandt steht: „Man hat sich bemüht.“ Im Ernst: Wenn ich erreicht habe, dass die Schule gut läuft, dann bin ich voll zufrieden.

    Ist Willy Brandt ihr Vorbild?

    Gernert: Nein. Aber er ist ein Mann, der mit seiner Menschlichkeit viele berührt hat – und mich auch.

    Sie haben ja selbst vor 45 Jahren am Gymnasium Marktbreit Abitur gemacht. Wo lagen denn Ihre Stärken und Schwächen als Schüler?

    Gernert: Ich habe ein ausgeglichenes Leistungsspektrum gehabt. Meine Vorlieben lagen im gesellschaftswissenschaftlichen Bereich. Geschichte war immer mein Lieblingsfach. Und Sozialkunde hat mich auch interessiert. Und natürlich Deutsch. Ansonsten habe ich alle Schulfächer mit der nötigen Nachhaltigkeit bearbeitet.

    Auch Mathematik?

    Gernert: Auch die, ja. Ich bin ja von der Realschule gekommen und hatte da ein sehr solides Fundament. Doch der Mathematikunterricht am Gymnasium war natürlich ausdifferenzierter. Da musste man sich schon auf den Hosenboden setzen, um mitzuhalten.

    Wenn Sie sich die Schule heute und damals anschauen, was hat sich verändert?

    Gernert: Die Schule ist wesentlich offener geworden. Auch Lehrer haben sich gewandelt. Wobei ich sagen muss, dass ich schon damals Lehrer hatte, die mit Offenheit und Schülernähe gearbeitet haben und durch Menschlichkeit viele Freunde unter den Schülern gewonnen haben. Bis heute bin ich mit einem Lehrer von damals befreundet. So wie auch ich mittlerweile viele Freunde unter meinen ehemaligen Schülern habe. Was Schule ausmacht, soll nicht von Angst geprägt sein.

    Waren Sie ein strenger Lehrer?

    Gernert: Würde ich schon sagen. Vor allem habe ich von den Schülerinnen und Schülern erwartet, dass sie das, was in ihnen steckt, auch einbringen. Ich wollte aber auch immer ein fairer Lehrer sein. Ob ich das erreicht habe, müssen meine Schüler/-innen beurteilen. Vor allem wollte ich, dass sie sich so behandelt sahen, wie die Lehrer sich behandelt sehen

    wollten.

    Und als Chef?

    Gernert: Da habe ich mich immer als primus inter pares gesehen. Also als jemand, der in der Gemeinschaft arbeitet – lösungsorientiert.

    Gerade in den letzten zehn Jahren gab es ja viele Veränderungen im gymnasialen Schulsystem. Was sehen Sie denn als die gravierendste?

    Gernert: Verändert hat sich die Schule. Sie hat sich geöffnet und bezieht Schülerinnen und Schüler jetzt stärker ein. Auch versuchen wir jetzt mehr auf die Interessenlage der jeweiligen Generation einzugehen. Dabei ist sicher die eine oder andere Reform überhastet eingeführt worden. Aber jede Schule, die gut arbeitet, kommt mit solchen Herausforderungen zurecht und federt sie so ab, dass sie für die Schüler akzeptabel sind – und das ist nicht immer ganz einfach.

    Es ist ja kein Geheimnis, sie sind Sozialdemokrat. Hat das Ihrer Karriere geschadet?

    Gernert: Gemerkt habe ich das nie. Jede Entscheidung über eine Direktorenstelle landet auf dem Tisch des Kultusministers. Und da ich trotzdem Schulleiter geworden bin, hat es mir sicher nicht geschadet. Ich kenne in meiner Generation mehrere Schulleiter, die in der SPD engagiert sind. Aber ich weiß nicht, wie es vor dieser Zeit war.

    Wie kam es denn dazu, dass Sie in die SPD eingetreten sind?

    Gernert: Das ist in meiner Jugend gewachsen. Das war eine sehr offene Gesellschaft. Ich erinnere mich noch gut daran, dass vor dem Ochsenfurter Rathaus Blumenkästen aufgebaut wurden, damit sich dort keine Hippies mehr hinsetzen. Wir haben dann Unterschriften dagegen gesammelt und sie dem damaligen Ochsenfurter Bürgermeister übergeben. Das war für mich der Anlass, in dieser öffentlichen Auseinandersetzung mitzumachen.

    Für die SPD saßen Sie ja auch 30 Jahre im Ochsenfurter Stadtrat. Jetzt sind Sie im letzten Jahr nicht mehr gewählt worden. Woran lag?s?

    Gernert: Ich habe geglaubt, dass ich in 30 Jahren ein Vertrauenspotenzial aufgebaut habe, das einen auch in solchen Zeiten hoher beruflicher Anspannung trägt. Aber dem war nicht so. Und das war für mich das eigentlich Überraschende – und auch Ernüchternde.

    Hat Sie das sehr getroffen?

    Gernert: Das hat mich sehr getroffen. Aber der Wähler ist der Souverän – und damit muss man immer rechnen.

    Wenn Sie die Möglichkeit hätten, in den Stadtrat nachzurücken, weil jemand sein Mandat abgibt. Würden Sie nachrücken wollen?

    Gernert: Das kommt auf die Situation an. Ich habe ja schon eingangs gesagt, ich plane nie lange vorher. Sondern nehme die Situation an. Grundsätzlich war die Kommunalpolitik immer ein wesentliches Element neben der Schule.

    Interessant ist für Sie auch die Geschichte der Stadt Ochsenfurt. Sie haben den Arbeitskreis Geschichte mitbegründet. Die Leere, in die Sie jetzt fallen, ist dann also doch nicht so groß,oder?

    Gernert: Nein. Eine große Leere wird es schon deshalb nicht sein, weil ich nach wie vor viele Interessen habe. Ich möchte aber auch neue Momente aufgreifen, die bisher etwas zu kurz gekommen sind.

    Welche?

    Gernert: Die Musik. Ich spiele Akkordeon. Aber viel lieber singe ich. Und das interessiert mich sehr. Abgesehen davon, meine Frau freut sich natürlich auch, dass ich jetzt mehr Zeit für die Familie habe.

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