Nasskaltes, trübes Winterwetter prägt in den nächsten Tagen die Region Würzburg. Da geht doch höchstens mal ein Ausflug auf den Würzburger Weihnachtsmarkt. Doch wenn die Besucher die Nase voll vom Wetter haben und sich in ihre warmen Wohnungen zurückziehen, bleiben die Marktkaufleute weiterhin im Freien und das an Werktagen zwischen 10 und 20.30 Uhr. Wie schützen sich die Verkäufer an den Ständen gegen Kälte und Erkältung?
Ein Kältetrotzer ist Rolf Baumeister, langjähriger Standbetreiber in Sachen Mandeln und Nüsse und in diesem Jahr zusätzlich mit dem Heißmacher Glühwein aus fränkischen Reben gegenüber des Schleckermarktes dabei. Glühwein klingt nach dem idealen Überlebensrezept in kalten Zeiten. Doch der Kaufmann setzt nicht auf seinen Alkohol, sondern auf lange Unterhosen, drei Paar Socken und mehrere Schichten Klamotten übereinander. „Die Luft dazwischen hält einen warm.“ Zusätzlich wird der Kopf durch Infrarotstrahler von oben warm gehalten. Mitarbeiterin Sonja Schulznig trägt unförmige Moonboots und dicke Unterhosen ihres Gatten, wie sie leicht verschämt als Mittel gegen die Kälte herauslässt. Glühwein trinkt auch sie nicht während der Arbeit: „Dann kann ich nicht mehr rechnen.“
Schräg gegenüber sitzt die 73-jährige Renate Schäfer dicht an ihrem Gasofen, der ein wenig Wärme spendet. Die Würzburgerin verkauft zehn Stunden lang bunte Nackenkissen von Kuschel-Maxx. Und die Kälte? „Ich laufe auf dem Holzboden im Stand oft auf und ab, um den Kreislauf anzuregen.“ Und die Kleidung? „Na, die hat bisher nur mein Mann gesehen“, schmunzelt die Zellerauerin, die seit ihrem 70. Lebensjahr auf dem Weihnachtsmarkt verkauft. Sehen lassen wollte sie ihren Kälteschutz natürlich nicht, beschreiben aber schon: Acht Lagen schützen sie, unter anderem zwei Strumpfhosen, lange Unterhosen, dicke Jacke, Mütze und Wollhandschuhe. Einen Geheimtipp hat sie von der Großmutter: „Abends auf keinen Fall baden, das weicht die Haut auf und man friert am Morgen um so mehr.“
Christa Wagner sitzt in einem Stand mit viel Hochprozentigem. Da wird es einem doch automatisch warm, oder? „Bei mir gibt es tagsüber keinen Alkohol“, sagt sie. Ihr Tipp ist heißer Tee und ein Gasofen im Rücken. Mit ihren 75 Jahren sorgt sie immer für einen sicheren Stand. So haben ihre warmen Stiefel angeschnallte Spikes, wenn sie in der Kälte 'raus vor den Stand muss zum Schneeräumen. Nach zehn Stunden Frost am Weihnachtsmarkt freut sie sich auf ein Essen mit ihrem Mann zum Aufwärmen. „Der hat dann für mich gekocht.“
Der Spezialist im Kampf gegen Kälte ist Oliver Opl. Mit seinem Schafwollstand lockt er jede Menge Kunden an, wenn der Winter in Würzburg herrscht. Er macht an seinem Stand die perfekte Werbung für seine Ware. Während Kollegen viele Lagen Kleidung mit sich herumschleppen, trägt er eine Schafwolljacke und ein T-Shirt. Die Füße werden lediglich geschützt von Hausschuhen aus dem gleichen Material. Von Frostbeulen keine Spur. „Ich vertraue auf unsere Schafwolle“, sagt Opl, dessen Familie eine lange Weihnachtsmarkttradition hat. Schon in der vierten Generation sind sie in Nürnberg präsent, seit 1973 mit verschiedenen Produkten in Würzburg.