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WÜRZBURG: Ameisen retten Ameisen

WÜRZBURG

Ameisen retten Ameisen

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    Sie kribbelt und krabbelt und ihr kennt sie aus dem Wald oder dem eigenen Garten: die Ameise. Ameisen sind soziale Insekten, das heißt, sie leben in einem Staat. Jeder Staat hat seine eigene Königin. Sie entscheidet zwar nicht, was gemacht wird, doch sie ist die einzige, die Nachwuchs bekommen darf. Ameisen kommen fast überall in der Welt vor. Es gibt 20 000 verschiedene Arten. Das ist eine ganze Menge.

    Ameisen fressen ganz unterschiedliche Dinge. Manche sammeln Honig, Nektar oder Samen von Blumen, andere schneiden Blätter und tragen die Blattstückchen durch die Gegend. Diese verfüttern sie an einen Pilz, den sie anschließend verspeisen. Das ist wie eine Art Bauernhof. Es gibt aber auch Arten, die lieber Fleisch mögen. Manche von ihnen machen Jagd auf andere Insekten. Sie haben einen Stachel, mit denen sie ihre Beute töten. Wenn ihr genau hinschaut, könnt ihr diesen Stachel auch bei unseren Waldameisen erkennen. Sie haben ihn zu einer Art Wasserpistole umgebaut, aus der sie Gift spritzen, um sich zu verteidigen. Doch Vorsicht: Das kann ganz schön brennen!

    Krieg gegen die Termiten

    Die Ameise, die den Ameisenexperten Erik Frankbesonders interessiert, heißt Matabele-Ameise und lebt an der Elfenbeinküste in Afrika. Seit vier Jahren reist der Biologe von der Universität Würzburg immer wieder für ein paar Monate in den tropisch heißen Comoe-Nationalpark. Dort sitzt er manchmal stundenlang auf dem Boden und starrt auf ein Erdloch; denn es ist der Eingang zu einer Ameisenkolonie.

    Was er dabei beobachtet, ist sehr spannend. Denn diese Ameisen führen einen Krieg gegen die Termiten. Termiten fressen gerne totes Holz und Laub. Sie stammen von den Kakerlaken ab. Matabele-Ameisen dagegen sind richtige Krieger. Sie sind - wie alle Ameisen - verwandt mit den Bienen und Wespen. Einige von ihnen sind nur fünf Millimeter groß (also etwa so groß wie eine Müsliflocke), andere zwei Zentimeter (vergleichbar mit einem Radiergummi).

    Vor einer Schlacht schicken sie zuerst ihre Späher raus. Die einzelnen Ameisen kundschaften aus, wie viele Termiten da sind, kehren in den Ameisenstaat zurück und führen dann die Raubzugskolonne gegen die Termiten an. Die Termiten lassen sich natürlich nicht gerne fressen. Deshalb haben sie ihre eigenen Soldaten entwickelt. „Das sind Termiten mit starken Köpfen und Beißwerkzeugen, die man „Mandibel“ nennt“, erklärt Erik Frank. Die Soldaten wollen ihr Nest und die Futterstelle der Termiten verteidigen. Sie beißen den angreifenden Ameisen oft eines oder mehrere Beine ab.

    Verletzte Ameisen rufen um Hilfe

    Seit die Termiten sich so gut wehren können, haben die Matabele-Ameisen einen Sanitätsdienst eingerichtet. Erste Hilfe bei den Ameisen ist eine ganz neue und überraschende Entdeckung. Müssten die verletzten Ameisen während des Raubzugs alleine zurückhumpeln, wären sie ein gefundenes Fressen für größere Tiere, die genau auf solche einzelne Ameisen lauern. Deshalb rufen die verletzten Ameisen um Hilfe. Das könnt ihr nicht hören, denn sie rufen mit Düften aus ihrer „Mandibeldrüse“, die sie am Kopf haben.

    Den Hilfe-Geruch riechen die anderen Ameisen. Sie gehen zur verletzten Ameise hin, untersuchen sie, heben sie auf und tragen sie aus dem Schlachtfeld zurück ins Nest. Dort kann sie sich in Ruhe erholen. Dort wird ihre Wunde gereinigt. Wie die anderen das machen, das erforscht der Biologe gerade. Erik Frank glaubt, dass die Ameisen es ähnlich machen wie beim täglichen Waschen: Eine Ameise leckt einer anderen über den Körper, um sie sauber zu halten und zu verhindern, dass Pilze auf ihr wachsen.


    Wenn sich die verletzte Ameise erholt hat, kann sie bei späteren Raubzügen wieder mitmachen. Es gibt zwar keine Holzbeine für Ameisen, doch jede Ameise hat sechs Beine, das heißt, sie kann gut stehen und ist extrem stabil. Wenn ein oder zwei Beine fehlen, gewöhnt sich die Ameise im Nest daran, mit weniger Beinen zu laufen. Am Anfang fällt sie immer wieder um, weil sie denkt, sie hätte noch ein Bein. Aber nach etwa 24 Stunden hat sie sich daran gewöhnt. Ob es einer Ameise weh tut, wenn sie ein Bein verliert, darüber streiten sich die Wissenschaftler immer noch. Die meisten sind der Meinung, dass Insekten keinen Schmerz fühlen.

    "Jede einzelne Ameise hat ihren Wert für den Ameisenstaat" (Erik Frank)

    Doch ein Leben lang ausruhen darf sich eine verletzte Ameise auch nicht. Hat sich eine Ameise erholt und daran gewöhnt, mit weniger Beinen zu laufen, macht sie bei der nächsten Schlacht wieder mit. „Wenn man sich so eine Schlacht anguckt, dann hat fast jede dritte Ameise weniger als sechs Beine“, berichtet Erik Frank. Er hat in Afrika Folgendes herausgefunden: „Schon für die kleinsten Tiere wie für die Ameisen lohnt es sich, ihren Verletzten zu helfen. Jede einzelne Ameise hat einen Wert für den ganzen Ameisenstaat.“

    Nationalpark und Forschungsstation:

    Jedes Mal, wenn Erik Frank für mehrere Monate im Comoe-Nationalpark im Nordosten der Elfenbeinküste seine Ameisen beobachtet, ist er ganz weit weg von seiner Familie und seinen Freunden. In der Forschungsstation gab es am Anfang weder Strom, noch fließendes Wasser. Am Abend saßen die Biologen bei Kerzenlicht zusammen.

    Die Station ist fünf Stunden mit dem Auto von der nächsten Stadt entfernt. Die Straßen sind immer wieder überflutet und kaputt. Manchmal müssen die Forscher mit ein paar Ästen ihre eigenen Brücken bauen, um mit dem Auto weiter zu fahren.

    In der tropischen Savanne gibt es ganz viele Tiere, zum Beispiel Elefanten, Löwen, Leoparden, Antilopen, Büffel und Schimpansen. Wenn die Sonne aufgeht, gegen halb sechs Uhr morgens, stehen die Forscher auf. Tagsüber müssen sie ganz viel trinken, denn es ist bis zu 40 Grad heiß. Abends, wenn es dunkel wird, gehen sie sehr früh ins Bett. Außer bei Vollmond: „Da kann man draußen ohne Licht herumlaufen und sogar Zeitung lesen.“

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