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GROMBÜHL: An der Universitätsklinik: Mitarbeiter – auch mit Handicap

GROMBÜHL

An der Universitätsklinik: Mitarbeiter – auch mit Handicap

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    Sie arbeiten trotz Behinderung: Renate Beuschel, die Schwerbehindertenbeauftragte des Klinikums, und Oberarzt Dr. Axel Krein auf Station im Haus 16 der Würzburger Universitätsklinik.
    Sie arbeiten trotz Behinderung: Renate Beuschel, die Schwerbehindertenbeauftragte des Klinikums, und Oberarzt Dr. Axel Krein auf Station im Haus 16 der Würzburger Universitätsklinik. Foto: Foto: THERESA MÜLLER

    Oberarzt Dr. Axel Krein sitzt in seinem Büro an der Uniklinik am Computer. Haus „C 16“ an der Josef-Schneider-Straße: Dies ist die Zentrale des Comprehensive Cancer Center für Mainfranken, des Tumorzentrums. Im Haus C 16 befindet sich auch das Interdisziplinäre Onkologische Tagestherapiezentrum (IOT), wo krebskranke Patienten ambulant Chemotherapie erhalten.

    Axel Krein war früher Arzt in der Herzthoraxchirurgie. Von den inzwischen 25 Jahren, die er an der Würzburger Uniklinik arbeitet, operierte er 17 Jahre lang – täglich. Die Arbeit im Stehen sei für ihn aber zunehmend schwieriger geworden, sagt der Mediziner. Er hat Morbus Bechterew, eine Erkrankung, bei der die Wirbelsäule versteift. Manche Betroffenen bleiben dabei gerade. Bei anderen entsteht eine Verkrümmung – wie bei Krein.

    Der Oberarzt fand beim Direktor des Universitätsklinikums, Professor Christoph Reiners, und seinen Kollegen Verständnis dafür, dass er nicht mehr so lange stehen konnte. Die Klinik ermöglichte ihm eine Fortbildung über die Landesärztekammer zum Arzt im Qualitätsmanagement des Comprehensive Cancer Center. In dem Zentrum, das eine gemeinsame Einrichtung verschiedener medizinischer Fachrichtungen ist, werden wöchentlich Tumorkonferenzen für alle medizinischen Fachdisziplinen abgehalten, bei denen es um Qualitätssicherung und Fortbildung geht. Wo Bereiche personell aufgestockt oder unterstützt werden müssen, wie Dokumentationen oder Informationen aus Konferenzen weitergeleitet und umgesetzt werden und wie dies kontrolliert und weiterentwickelt werden kann – das sind Fragestellungen im Qualitätsmanagement. „Ich habe auch Lungenkrebs operiert“, erläutert der Mediziner seine frühere Tätigkeit und schlägt so die Brücke zu seiner aktuellen Arbeit. Das Universitätsklinikum gilt heute als eines von elf onkologischen Spitzenzentren in Deutschland.

    Viele behinderte Menschen sind genauso qualifiziert wie nicht behinderte Kollegen und können das in ihrer täglichen Arbeit wie Axel Krein beweisen. Möglich machen das auch Arbeitgeber, die entsprechende Behindertenarbeitsplätze schaffen. Die Uniklinik ist einer davon. Am Dienstag ist sie – siehe Artikel unten – dafür ausgezeichnet worden.

    Rund 5600 Mitarbeiter hat das Klinikum, darunter sind etwa 350 bis 370 Menschen mit Handicap, erläutert die Schwerbehindertenbeauftragte Renate Beuschel. Sie selbst ist fast blind, mit einem Sehrest, der kaum noch Umrisse in der Nähe ermöglicht. Renate Beuschel war schon als Kind von Behinderung bedroht und wurde 1995 als Behinderte von der Uniklinik eingestellt, damals als Sekretärin beim Personalrat.

    „Jeder sollte im Hinterkopf haben, dass es auch ihn jederzeit treffen kann.“

    Renate Beuschel Schwerbehindertenbeauftragte

    Sie habe einen Vergrößerungsmonitor und Vergrößerungssoftware erhalten, berichtet Beuschel, außerdem eine blindentechnische Ausstattung mit Sprachausgabe. 2006 wurde sie erst stellvertretende Schwerbehindertenbeauftragte. Als ihre Kollegin in den Ruhestand ging, rückte sie nach. Seit Januar 2010 ist Beuschel für ihre Tätigkeit freigestellt.

    Das Wichtigste ist für sie vertrauensvolle Zusammenarbeit und die gute Kooperation mit der Klinikverwaltung. Zu ihr kommen Mitarbeiter, die von Behinderung bedroht sind, die Unterstützung brauchen, wenn sie Anträge stellen, oder jene, die wegen ihrer Behinderung Hilfsmittel am Arbeitsplatz brauchen – einen ergonomischen Stuhl etwa oder Hilfsmittel aufgrund von Seh- oder Hörstörungen.

    Ihr Büro hat Renate Beuschel im Zentrum für Operative Medizin (ZOM) im Verwaltungsbereich im Erdgeschoss. Mit ihrem fünfeinhalb-jährigen Shaggy hat sie den bayernweit einzigen zum Blindenhund ausgebildeten Berner Sennenhund – und der darf als einziger Hund mit in die Klinik, wenn auch nicht in die Pflege- oder die sterilen Bereiche. Aber dorthin muss Beuschel ohnehin selten, und wenn, dann findet sich ein menschlicher Begleiter.

    Die erblindete Frau hat für sieben Stunden wöchentlich eine Arbeitsassistentin, die wichtige Unterlagen in Ordner abheftet oder Briefe schreibt, wenn Beuschel zu Begehungen oder Sitzungen muss. „Alleine würde ich das alles nicht bewältigen“, erklärt sie und ist dankbar für das Entgegenkommen der Klinikleitung. Schließlich sollte auch „jeder im Hinterkopf haben, dass es auch ihn jederzeit treffen kann.“

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