Als Dr. Bernd Köhler 1981 seinen sicheren Job an der Missionsärztlichen Klinik in Richtung Afrika verließ, war das für ihn „kein Kindheitstraum“. Gerade hatte er mit seiner Frau Päivi, ebenfalls Ärztin, und den zwei Kindern ein Haus gemietet und jetzt sollte er ins ferne Afrika, wo man ihm einen Job angeboten hatte. Viel mehr nach Afrika gezogen fühlte sich Bernd Köhlers Frau. Nachdem sie in ihrem Heimatland Finnland studiert und dabei die 1968er-Turbulenzen erlebt hatte, war für sie klar, dass sie als Ärztin in nach Afrika wollte. Also machten sich die beiden auf den Weg, auch wenn Bernd Köhler, dem gebürtigen Unterfranken, „alles ziemlich unheimlich“ war.
Ziel war das Kagondo Hospital, eine ländliche Klinik in der tansanischen Stadt Bukoba an der Westküste des Viktoriasees, wo der 1950 in Würzburg geborene Mediziner die nächsten vier Jahre als Chirurg und Geburtshelfer tätig war. „Wir waren dort damals die einzigen Europäer weit und breit“, erzählt Päivi Köhler. Als Europäer, die zum Helfen kamen, genossen sie großes Ansehen bei der einheimischen Bevölkerung.
Mit ihren beiden ersten Kindern, zwei und fünf Jahre alt, waren die Köhlers nach Afrika aufgebrochen. Das dritte wurde in Afrika geboren. Für die Kinder seien die Jahre in Tansania ein Gewinn gewesen und hätten sie geprägt, berichten die Köhlers. Der ältere Sohn heiratete später eine Tansanierin.
Das Hauptproblem war die Kommunikation mit Freunden und Verwandten zu Hause. An Handys und E-Mails dachte damals noch niemand. Briefe aber dauerten zwei bis drei Wochen und auf die Antwort musste man ebenso lange warten. Was daheim eine Selbstverständlichkeit war, das Vorhandensein von Wasser und Strom, war im fernen Afrika oft Mangelware. „Aber man lernt schnell damit umzugehen“, sagt Bernd Köhler.
Befriedigende Tätigkeit
Aber nach vier Jahren Afrika war es dann fürs erste doch genug und die Köhlers wollten zurück in die fränkische Heimat und ans Missionsärztliche Institut. Das war 1985. 1990 wurde Bernd Köhler Oberarzt der internistischen und tropenmedizinischen Abteilung und Stellvertreter des Klinikdirektors Prof. Klaus Fleischer. Päivi Köhler war in dieser zeit in der inneren und der tropenmedizinischen Abteilung am Missio tätig.
Bereits seit 1986 war Köhler auch Berater der St. Luke Foundation in Moshi am Fuße des Kilimanjaro. Und als 2006 die Anfrage kam, ob er dort die Leitung übernehmen wolle, war dies für ihn und seine Frau der richtige Moment zum zweiten Mal nach Afrika zu gehen. Päivi Köhler betreut dort am Kilimanjaro Christian Medical Center Aids-Patienten und berichtet von guten Erfolgen. Die Zahl der Neuinfektionen ist zurückgegangen, berichtet sie, und die Sterberaten sind rückläufig. Es ist für sie eine befriedigende Tätigkeit, zu sehen, dass es vielen Patienten besser geht, die sie schon lange behandelt: „Das ist Motivation genug, um weiterzumachen.“ Daneben bildet Päivi Köhler auch Ärzte von anderen Kliniken aus.
Bernd Köhler hat in der St.Luke Foundation ein Infusions- und ein großes Ausbildungsprojekt unter sich. In der Schule erhalten etwa 120 Frauen und Männer vor allem aus ländlichen Gebieten eine pharmazeutisch-technische Ausbildung. Nach erfolgreichem Abschluss können sie Krankenhausapotheken leiten. Sie werden laut Köhler auch dringend gebraucht, damit Tuberkulose-, Malaria- und HIV-Programme durchgeführt werden können. Derart qualifiziertes Personal sei in Tansania noch immer zu wenig vorhanden, sagt er. Das Infusionsprojekt ermöglicht die kostengünstige Herstellung von Infusionslösungen und macht damit Krankenhäuser unabhängig von Importen. Mittlerweile werden mehr als 60 Hospitäler in Tansania und anderen afrikanischen Ländern bei der technischen Herstellung und der Ausbildung von Personal unterstützt.
Neu ist für ihn der umfangreiche bürokratische Teil seiner Tätigkeit. „Die vielen Anträge und der ganze Papierkrieg sind schon sehr anstrengend“, erzählt er „und bei immer knapperen Ressourcen wird es immer schwieriger das Projekt ökonomisch zu schaukeln“. Da ist er besonders dankbar für die Unterstützung durch Spenden, die ihn aus der Heimat erreichen. Es bedrückt ihn, dass er jeden Monat neu darüber nachdenken muss, ob die Mitarbeiter ihr Geld bekommen. Und auch aus einem anderen Grund ist er nicht glücklich über die ganze Verwaltungsarbeit: „Mir fehlt am meisten der Kontakt zu den Patienten.“