Anna Adelmann kennt Thüngersheim wie ihre Westentasche. Zielstrebig läuft sie durch die beschaulichen Sträßchen auf die Pfarrkirche St. Michael zu und zeigt dabei immer wieder rechts und links auf historische Holztore und auf das Zierfachwerk der alten Häuser. Auf historische Gebäude zu achten ist Adelmanns Beruf, oder vielmehr: ihre Passion.
Anna Adelmann ist Kreisheimatpflegerin und berät das Landratsamt Würzburg in Fragen des Denkmalschutzes, unterstützt die Brauchtumspflege, vermittelt Kindern und Jugendlichen das Besondere von Heimat und betreut Heimatmuseen und private Sammlungen. Alles ehrenamtlich. Für ihre Arbeit bekommt Adelmann nur eine Aufwandsentschädigung.
Solarelemente
„Ich komme ins Spiel, wenn es um denkmalgeschützte Gebäude geht. Zum Beispiel wenn jemand darauf Solarelemente anbringen will“, erklärt Adelmann. Dann schaut sie ob es möglich ist, die Elemente so anzubringen, dass sie nicht auf den öffentlich einsehbaren Dächern historischer Häuser sind.
Seit drei Jahren ist Anna Adelmann Heimatpflegerin im Würzburger Norden. Dass es ihr Spaß macht, ist nicht zu übersehen. „Ich wusste auch nicht so genau, was mich da erwarten würde, aber in der Ausschreibung standen lauter Sachen, die mich interessieren“, beschreibt Adelmann ihren Impuls, sich als Kreisheimatpflegerin zu bewerben.
Vielseitig
Die Tätigkeit hat sich als sehr vielseitig erwiesen und selbst nach drei Jahren, nach denen man vielleicht sagen würde: „Jetzt weiß ich das meiste!“, kommt immer wieder etwas Neues hinzu, wundert sich Adelmann. Immer wieder geht sie mit Mitarbeitern der Denkmalschutzbehörde zum jeweiligen Gebäude, für das eine Anfrage vorliegt, und dann wird sich vor Ort angeschaut, was gemacht werden soll und in welchem Zeitraum.
Wenn viel Holz verbaut wurde, gibt es eine Holzaltersuntersuchung (Dendrochronologie) und für den Fall, dass auch sonst keine Unterlagen über das betroffene Gebäude vorhanden sind, kommt ein Restaurator und schaut, welche Farbe das Gebäude früher gehabt haben könnte. Erst danach gehe es in die Planung, beschreibt Adelmann den langwierigen Prozess. Am Ende wird noch ein Architekt hinzugezogen und häufig auch ein Statiker.
Sie selbst schreibt dann eine Stellungnahme für das Landratsamt. Das sei grob eine DIN A4 Seite, manchmal mehr. Um Kreisheimatpfleger zu werden, muss man neben dem Interesse am Thema Heimat noch einige andere Dinge mitbringen. „Man muss natürlich so fit sein, dass man auf einen Kirchturm kraxeln kann. Und zimperlich darf man auch nicht sein, wenn es mal eng wird“, weiß Adelmann aus Erfahrung. Im Winter kann es ordentlich kalt werden.
Kommunikationsdesignerin
Es sind oft Pädagogen und Historiker, die sich als Kreisheimatpfleger bewerben. Auch Adelmann ist pädagogisch tätig. Die gelernte Kommunikationsdesignerin ist seit vielen Jahren Kunstpädagogin und gibt regelmäßig Unterricht in Schulen. „Die Schulstunden haben bei mir immer einen heimatorientierten Touch“, schmunzelt sie. So geht sie mit ihren Schülern Burgen und Kirchen besichtigen und zeigt ihnen, wie sie ihre Erlebnisse künstlerisch festhalten können.
Die Mutter zweier Söhne findet es wichtig, dass die Jugend ein Heimatgefühl bekommt, und sie versucht bei ihren Schützlingen ein Interesse für die Umgebung zu wecken. „Die Kinder sollen wissen, was sich im Norden oder Süden befindet und was es alles außen drum herum gibt“, sagt sie. Das kommt nicht von ungefähr: „Mein Vater hat uns als Kinder jedes Wochenende ins Auto gepackt. Wir haben sämtliche Kirchen und Klöster im Umkreis gekannt, jedes Materl haben wir uns angeschaut“, berichtet Adelmann.
Heimatpflege
Sie kommt vom Land, aus dem Passauer Raum. „Da hat man immer geschaut, was es drum herum gibt.“ Und sie möchte dazu beitragen, „dass man die Landschaft ortstypisch erhält“. Außerdem ist ihr wichtig, dass es neben Gebäuden auch andere Bereiche gibt, die zur Heimatpflege gehörten. Zum Beispiel die Volksmusik. Sie selbst singt im neuen Chor vom Landratsamt Würzburg mit.
Als Heimatpflegerin ist sie zurzeit die einzige Frau im Bezirk Würzburg. Sie hat noch zwei Kollegen für den Westen und den Süden.
Die Details finden Sie unter: Tag des offenen Denkmals: 13 Objekte in acht Gemeinden
„Mein Chef hat mal gesagt: 'Sie sind mein drittes Auge im Landkreis!'“, sagte sie und lacht. Darauf ist sie schon ein bisschen stolz.