Wenn in den letzten Jahren von Stadtentwicklung in Würzburg die Rede war, hörte man immer wieder, dass diese eher von einem – zumindest gefühlten – Stillstand geprägt sei anstelle von Dynamik. Doch nun scheint sich das Blatt gewendet zu haben. Es ist Aufbruchstimmung zu spüren in der Stadt und das ausgerechnet in einer Situation, in der wirtschaftliche Stagnation und Rezession allerorts jeden Fortschritt zu bremsen scheinen. Was ist geschehen? Seit dem erfolgreichen Bürgebegehren für den FH-Neubau im Juli 2008 scheint ein Ruck durch die Stadt gegangen zu sein, eine Art „Yes we can-Gefühl“. Zudem hat die CSU als stärkste Stadtratsfraktion erkannt, dass sie sich nicht ins Schneckenhaus der Opposition zurückziehen kann, sondern im Sinne der Stadtentwicklung mit SPD-OB Georg Rosenthal an einem Strang ziehen muss, wo sie es für richtig hält. Erstes sichtbares Zeichen, dass sich in Würzburg etwas rührt, wird im Frühjahr die Inbetriebnahme des sanierten Kiliansbrunnens sein, auch wenn dies mehr ein symbolischer Akt ist. Immerhin haben aber hier die Bürger ihren Beitrag geleistet, sonst wäre die teure Finanzierung wohl gescheitert. Das Engagement der Bürgerschaft wird auch künftig gefragt sein, beispielsweise beim mutigen Vorhaben, die Frankenhalle für Veranstaltungen wieder auf Vordermann zu bringen.
Weitere Zeugnisse, dass der Stillstand überwunden ist, sind die attraktive Mainpromenade und der endlich fertig gestellte neue Marktplatz. Beide werden für gesteigerte Aufenthaltsqualität sorgen. In der Geschäftswelt setzen der Ikea-Möbelmarkt an der B 19 und der s.oliver-Flagshipstore mitten in der Stadt Ausrufezeichen und werden für die Einkaufsstadt Würzburg neue Attraktivität und Impulse bringen. Deutet man alle Zeichen richtig, darf man zudem die begründete Hoffnung haben, dass auch die längst überfällige Umgestaltung des Bahnhofs in absehbarer Zeit in Angriff genommen wird. Beim Konversionsprojekt auf den Leighton Barracks ist die Stadt auf einem guten Weg. Alle Weichen wurden rechtzeitig gestellt und man darf gespannt sein, welche Ergebnisse der groß angelegte Architekturwettbewerb bringen wird. Und man kann nur hoffen, dass die Stadt den Zuschlag für die Landesgartenschau 2016 erhält, um dieses Gelände frühzeitig in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Bei allem Optimismus bleiben aber auch Fragen offen. Nach wie vor ungeklärt ist die Zukunft des unvollendeten Hotelturms. Hier ist der Handlungsspielraum der Stadt freilich minimal. Gespannt sein darf man indes, wie es mit der Entwicklung des Mozarteareals weitergeht, um die es zuletzt still geworden ist. Dass dort ein Einkaufszentrum entsteht, scheint inzwischen eher unwahrscheinlich. Vorstellbar scheint aber ein hochwertiges Hotel mit attraktiven Geschäften, anspruchsvoller Gastronomie und kulturellen Veranstaltungsräumen in Nachbarschaft des Theaters. Dass sich so etwas nicht in schwindelerregendem Preisniveau abspielen muss, beweist beispielsweise das Ellington Hotel im Herzen Berlins.