Dass die sogenannte Antifa eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Rechtsextremismus in der Region spielt, darüber waren sich Teilnehmer und Besucher der Diskussionsveranstaltung im Blauen Adler einig. Das „Offene Aktionsbündnis gegen Rassismus und Repression“ hatte eingeladen. 150 Sympathisanten kamen – mehr als die Veranstalter um Eva-Maria Krumm und Jürgen Hofmann erwartet hatten.
Wer ist die Antifa? Eine Frage, die gar nicht so leicht zu beantworten ist. Zu bunt, zu divergent, sind die Akteure: Linke Sozialdemokraten und Grüne sind dabei, Linkspartei-Vertreter, Undogmatische – und auch gewaltbereite Autonome. Die Organisationsform ist eher lose. Wie groß die Szene in Würzburg ist, kann niemand so genau sagen. 150 schätzen die einen, bis zu 300 andere.
Öffentlich in Erscheinung treten sie vor allem dann, wenn Rechte demonstrieren, wie am 18. Februar. Begleitet von einem massiven Polizeiaufgebot zogen 160 Nazis von der Partei „Der III. Weg“ durch die Stadt. Antifa-Leute und ihre Sympathisanten waren es, die mit lauten Parolen und Trillerpfeifen den Rechten klarmachten, dass sie unerwünscht sind.
Unterschiedliche Protestformen
Ohne diesen Protest hätten die Nazis gar nicht so viel Aufmerksamkeit bekommen, sagen manche. Andere betonen, wie wichtig es ist, dass es neben Gottesdienst und Großkundgebung auch diese Form des Sich-in-den-Weg-Stellen gibt. Dass die Antifa hier einen wichtigen Beitrag für die Zivilgesellschaft leistet, darin waren sich im Blauen Adler die Politiker Georg Rosenthal (SPD-MdL) und Simone Barrientos (Linke), der katholische Hochschulpfarrer Burkhard Hose („Ich bin Christ und Antifaschist“) und Flüchtlingsaktivistin Eva Peteler einig.
Sie versprachen den Antifa-Vertretern, am Podium Tessa und Tobi, ihre Solidarität – auch in der Auseinandersetzung mit der Polizei und der Justiz. Viele beschleicht das Gefühl, sie stünden mehr im Fokus der Behörden als die Rechten. Während der „III. Weg“ im Februar mit Trommeln, Fahnen und sogar Bengalo-Fackeln durch die Stadt ziehen durfte, seien sie vielerlei Gängelungen ausgesetzt worden, etwa durch vorübergehende Festnahmen und aus ihrer Sicht übertriebene Kontrollen.
Vertreter von Polizei und Stadt hatten ähnliche Vorwürfe in der Vergangenheit mit Verweis aufs Demonstrationsrecht zurückgewiesen, gleichwohl hätte man sie gerne im Dialog mit den jungen Aktivisten erlebt. Man habe sie leider zu kurzfristig eingeladen und deshalb Absagen kassiert, bedauerten Krumm und Hofmann. Stadt und Polizei hätten aber Gesprächsbereitschaft signalisiert. Krumm: „Da kommen wir gerne drauf zurück.“ Ziel müsse sein, auf beiden Seiten Feindbilder abzubauen, betonte Hose.
Ziviler Ungehorsam?
Während Rosenthal die Antifa ermunterte, wachsam gegenüber rechten Umtrieben zu bleiben und behördliches Handeln gegebenenfalls durch das Einschalten der Politik oder auch auf dem Rechtsweg zu kontrollieren, äußerten die anderen am Podium Sympathie auch für „zivilen Ungehorsam“. Blockaden etwa seien „nicht legal“, so Pfarrer Hose, „manchmal aber trotzdem richtig“.