„Wir verstehen die Welt nicht mehr“, sagen Anwohner in dem Würzburger Wohngebiet, „den Amtstierärzten kann doch der Gestank, der über dem Anwesen der Lehrerinnen liegt, nicht entgangen sein“. Als die Veterinäre in der vergangenen Woche in dem Haus war, habe „zum ersten Mal seit Jahren ein Fenster offen gestanden“. Die Nachbarn, die namentlich nicht genannt werden wollen, haben die angemeldete Kontrolle des Veterinäramts beobachtet. Und offenbar auch die Vorbereitungen, die die Schwestern dafür getroffen haben.
„Es war wie immer, wenn eine Kontrolle ins Haus stand“, erzählen sie. Vor dem Besuch der Amtsveterinäre hätten die Lehrerinnen „Autos voller Tiere weg gefahren“ und „Tag und Nacht wie wild“ ihr Haus geputzt. „Der saubere Eindruck, den die Damen den Kontrolleuren vermittelt haben, hat nichts mit dem Normalzustand im Haus und auf dem Grundstück zu tun.“ Den Tierärzten sei „Sand in die Augen gestreut worden“.
Der Würzburger Amtstierarzt Dr. Winfried Ueckert hatte gegenüber der Redaktion erklärt, die Kontrolle in der vergangenen Woche habe „in entspannter Atmosphäre stattgefunden“. Die Lehrerinnen hätten ihn und seine Kollegen „in alle Räume des Hauses gelassen“. Alle 155 Meerschweinchen, Kaninchen und Ratten seien in einem guten Zustand, kranke Tiere würden behandelt.
Die Nachbarn leiden nach eigenen Worten unter der Tierhaltung. Der Garten der Schwestern sei „ein einziger Tierfriedhof“, sagen sie, „überall schwirren Schmeißfliegen herum“. Auch die vielen Tiere der Schwestern tun den Anwohnern leid. „Sie vermehren sich ins Unendliche und die beiden Damen sind mit ihrer Versorgung hoffnungslos überfordert.“ Menschen, die den Lehrerinnen wohl gesonnen sind, berichten, dass die Frauen sich „immer weiter zurück ziehen“ und durch die Versorgung der vielen Tiere „psychisch, physisch und finanziell am Ende ihrer Kräfte“ seien.
Versuche, mit den Lehrerinnen über die Tierhaltung zu sprechen, sind bislang offenbar gescheitert. Mit vernünftigen Argumenten seien die Frauen nicht zu überzeugen, sagen die Nachbarn. „Sie sind völlig uneinsichtig, reden alles schön und verdrehen das Elend.“ Amtstierarzt Ueckert berichtet, dass die Schwestern sich zu seinem Rat, „mittelfristig von einem Teil der Tiere abzugeben“, nicht geäußert hätten. „Die Tiere sind ihnen ans Herz gewachsen“, sagt Ueckert.
In ihr Haus lassen die Schwestern nach Aussagen der Nachbarn „schon seit Jahren niemand mehr“. Wenn der Kaminkehrer, dem sie Einlass gewähren müssen, vorbei käme, hängten sie „Vorhänge vor das Tierelend“.
„Wir hätten gerne wieder normale Zustände in unserer Straße“, sagen die Nachbarn und wünschen sich „Hilfe für die Lehrerinnen“ und für „die armen Tiere“.
Wie berichtet halten die Schwestern weit mehr als die 155 vom Würzburger Amtstierarzt in ihrem Haus gezählten Nagetiere. Seine Kollegen vom Landratsamts haben bei einer Kontrolle in einem angemieteten Stall in Reichenberg weitere 65 Kaninchen und Meerschweinchen gefunden. In einem Stall in Euerfeld (Lkr. Kitzingen), der in dieser Woche kontrolliert werden soll, sollen mehrere Hundert Tiere untergebracht sein.
Die Behörden waren von Tierschützern auf die ausufernde Tierhaltung aufmerksam gemacht worden. Von dieser Seite kommen ebenfalls Vorwürfe gegen die Amtsveterinäre: „Weil sie ihren Besuch angemeldet hatten, blieb den Besitzerinnen Zeit genug, kranke und tote Tiere weg zu schaffen, die leeren Futter- und Wassernäpfe zu füllen und die Behausungen zu reinigen.“
Ueckert weist darauf hin, dass ihm nichts anderes übrig geblieben sei, als seinen Besuch bei den Schwestern anzukündigen. Er dürfe ein Haus nur dann gegen den Willen der Bewohner betreten dürfe, wenn „Gefahr im Verzug ist“. Das sei aber hier nicht der Fall gewesen.
Die Schwestern waren für eine Stellungnahme trotz vieler Versuche wieder nicht zu erreichen.