Es ist eine idyllische Stichstraße, das Steinlein im Stadtteil Versbach. Hier fährt nur, wer dort wohnt oder im kleinen Discounter einkaufen will, der aber schon vorne an der vierspurigen Hauptstraße größer und moderner gebaut wird. Aber schon bald soll hier der Durchgangsverkehr nach Oberdürrbach laufen, das will zumindest eine Vorlage der Verwaltung, die an diesem Donnerstag im Stadtrat behandelt wird.
Darin geht es um die lang geplante Erweiterung der Grombühler Straßenbahnlinien 1 und 5 bis zu den Zentren für Innere und Operative Medizin (ZIM/ZOM) der Uniklinken. Sie soll nun endlich gebaut werden. Einer der Verhandlungspunkte zwischen der Stadt und der Uni war dabei gewesen, dass anschließend der Zinklesweg für den Durchgangsverkehr geschlossen werden soll.
Das Steinlein soll verlängert werden
Während der Besucherverkehr bereits jetzt schon über die Zufahrt am Schwarzenberg zu den Parkplätzen und dem neuen Parkhaus der Unikliniken gelangen kann, würden die Oberdürrbacher dann buchstäblich außen vor bleiben.
Also suchte man bei der Stadt schon seit längerem nach Auswegen und fand schließlich auch eine: das Steinlein, bislang eine Stichstraße, soll nun quer über die sogenannte Burgklinge bis zur Oberdürrbacher Straße verlängert werden und so eine Verbindung von der Versbacher Straße nach Oberdürrbach schaffen.
Schon 2007 waren dem Stadtrat Machbarkeitsstudien und Kostenberechnungen für verschiedene Trassenführungen vorgelegt worden. Der Umwelt- und Planungsausschuss hatte damals der Studie einer Verlängerung des Steinleins zugestimmt und die Verwaltung beauftragt, in einem Gesamtverkehrskonzept eine gute Verkehrsanbindung Oberdürrbachs an die Innenstadt mit möglichst geringer Verkehrbelastung Grombühls und Versbachs zu erreichen.
Dagegen hatte eine Bürgerinitiative „Versbach-Lindleinsmühle - Gegen mehr Durchgangsverkehr“ (BI) protestiert und Anfang 2008 rund 1000 Unterschriften an die damalige Oberbürgermeisterin Pia Beckmann übergeben. „Passiert ist nichts“, sagt Thomas Jarausch, Anwohner im Steinlein und Mitglied der BI.
Der bevorstehenden Neubau der Kopfkliniken verschärft die Situation
Auf Anfrage von Sabine Wolfinger (CSU) im Stadtrat im Januar dieses Jahres nach dem Sachstand, hatte Stadtbaurat Christian Baumgart berichtet, dass es alte Anträge dazu gebe. Der bevorstehenden Neubau der Kopfkliniken verschärfe die Situation jedoch weiter. Dies sei ein Anlass, erneut Überlegungen zur Steinlein-Trasse anzustellen, so Baumgart weiter. Er halte die Trasse für am ehesten realisierbar, denke aber auch, dass es hier Pro- und Kontra-Stimmen geben werde.
Eine Beschlussvorlage zur Weiterführung der Strabalinien 1 und 5 im Hauptausschuss vergangene Woche ruft nun die Kontra-Stimmen, also die Anwohner auf den Plan. Darin hieß es nämlich unter anderem: „Für die verkehrliche Anbindung von Oberdürrbach im motorisierten Individualverkehr während der Bauzeit und danach, wird die sogenannte Steinleintrasse weiterverfolgt. Die Verwaltung wird beauftragt, ein Förderverfahren und den Grunderwerb anzustoßen.“ Allerdings gefiel diese Verknüpfung nicht allen Ausschussmitgliedern, und so wurde darüber kein Gutachten gefasst. Dies soll nun im Stadtrat geschehen.
Anwohner bieten zwei Gegenkonzepte an
„In Grombühl gab es Infoveranstaltungen der Uni und der Stadt für die Anwohner, mit uns hat niemand geredet. Alle Infos müssen wir uns selber besorgen“, beklagt Thomas Hofmann, einer der betroffen Anwohner am Steinlein. Dabei bieten die Anwohner im Gespräch mit der Redaktion zwei Gegenkonzepte an. Zum einen eine unterirdische „Troglösung“ über das Unigelände vom Schwarzenberg zur Oberdürrbacher Straße. Der Zinklesweg soll nur noch als Zufahrt zu den Kliniken und für Anwohner genützt werden. Als zweites könnten sie sich eine Einbahnstraßenregelung vorstellen, bei der der Verkehr aus Oberdürrbach über den Schwarzenberg abfließt, der Zinklesweg dient als Einbahnstraße Richtung Oberdürrbach und zum ZIM/ZOM.
„Alternative Wege im Bereich der Uniklinik sind denkbar“, sagt Stefan Baron, ebenfalls betroffener Steinlein-Anwohner. „Das geht aber nur mit Zutun der Universität“, sagt Baron. „Man muss diese beiden Beschlüsse trennen, die Verquickung ist nicht richtig“, fordert Thomas Jarausch. „Was nicht entstehen darf, ist eine neue Verkehrsachse im Würzburger Norden, die eine Verkürzung der Strecke über die Nordtangente darstellen würde.“
SPD-Ortsverein Würzburg-Nord fordert übergreifendes Verkehrskonzept
Der SPD-Ortsverein Würzburg-Nord fordert jetzt in einer Pressemitteilung ein übergreifendes Verkehrskonzept, um die Versäumnisse der Vergangenheit rund um die Uni-Klinik wenigstens nachträglich auszugleichen,heißt es. Dieses Konzept müsse auch die Verlängerung der Strabalinien und die daraus folgende verstärkte Nutzung der Straßenbahn berücksichtigen, heißt es. Einfach ohne sorgfältige Prüfung und Planung eine neue Straße zu bauen schaffe nur neuen Verkehr und neue Probleme.
ZfW-Vorsitzender Wolfgang Bauman hingegen sieht im Ausbau eine Chance. Er kann sich auf den bislang landwirtschaftlichen Flächen zwischen Steinlein und dem Rotkreuzhof Wohnbebauung vorstellen. Einen entsprechenden Antrage stellt er in der Stadtratssitzung an diesem Donnerstag.