85 Jahre danach - nach ihrer Schändung und Zerstörung durch die Nationalsozialisten fand in der ehemaligen Synagoge in Aub wieder ein Gottesdienst statt. Pfarrerin Elke Gerschütz und Pfarrer François Tiando zelebrierten eine emotionale ökumenische Gedenkfeier in dem Raum, in dem die jüdische Bevölkerung vor der Nacht der Zerstörung ihre Gottesdienste gefeiert hatte.
In dem nur von Kerzen erleuchteten Raum hatten sich ungefähr achtzig Menschen eingefunden, um der Ereignisse dieser Nacht vor 85 Jahren zu gedenken. Bürgermeister Roman Menth sah es gerade in einer Zeit, in der in Israel Terroristen unschuldige Menschen getötet werden und die israelische Armee in nicht gekannter Härte gegen die Hamas vorgeht, in der in Deutschland wieder Menschen auf die Straße gehen und sich darüber freuen, dass Menschen jüdischen Glaubens getötet würden und selbst im Landtagswahlkampf Politiker aus dem bürgerlichen Lager Täter- und Opferrollen umkehren, als notwendig an, sich an die Ereignisse von damals zu erinnern. Dass die Kolpingjugend nicht nur die Gedenkfeier in der Synagoge mitgestaltete, sondern sich auch im Anschluss daran in einer weiteren Veranstaltung im Roßsaal einbrachte, lobte der Bürgermeister.
Geschichte geht bis ins 13. Jahrhundert zurück

Georg Pfeuffer, der Vorsitzende des Fränkischen Heimatvereins, schilderte die Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Aub, die sich lückenlos bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. An der Kreuzung wichtiger Handelswege gelegen und aufgeteilt in verschiedene Herrschaftsbereiche war Aub ideal für die Juden, die überwiegend vom Handel, insbesondere auch vom Viehhandel lebten. Wurden sie in einem Herrschaftsbereich verfolgt, konnten sie einfach in einen anderen wechseln.
Eva Wulftange berichtete, wie die Juden in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg in Aub lebten, wie sie sich in den Vereinen einbrachten und sogar in den Stadtrat gewählt wurden. Dies alles hatte ein Ende, als die Nationalsozialisten die Macht übernommen hatten.
Aus den Gerichtsprotokollen verlasen junge Menschen der Kolpingjugend, was 1945 vor Gericht über die Ereignisse von damals festgehalten wurde. Erschreckend war wohl, zu erkennen, dass die Ereignisse nicht nur von außen gesteuert wurden, sondern dass sich Nachbarn und Mitbürger nicht nur an den Zerstörungen und Misshandlungen beteiligten, sondern auch dazu aufgerufen hatten.
Georg Pfeuffer konnte anhand von Fotos aus den Personalausweisen der Juden den Opfern Gesichter geben und schilderte, was aus ihnen wurde. Die meisten der rund sechzig Auber Juden, Männer, Frauen und Kinder, hatten die Jahre des Terrors nicht überlebt, sondern kamen in den Vernichtungslagern ums Leben.
