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Auber Himmel hängt voller Geigen

Ochsenfurt

Auber Himmel hängt voller Geigen

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    Christian Pabst (links) und Frank Rittwagen bauen in Aub Geigen, Celli
und Bratschen. Auf dem Tisch sind auch die Bretter-Rohlinge zu sehen, die
später zu Decke und Boden der Instrumente verarbeitet werden.
    Christian Pabst (links) und Frank Rittwagen bauen in Aub Geigen, Celli und Bratschen. Auf dem Tisch sind auch die Bretter-Rohlinge zu sehen, die später zu Decke und Boden der Instrumente verarbeitet werden. Foto: FOTO JÜRGEN HAUG-PEICHL

    Wo früher unter dem Namen Schimmer Kolonialwaren verkauft wurden, geht es heute um Edles und Hochwertiges: Geigen eben. Lange stand der Laden in der Etzelstraße leer, bis Rittwagen (41) und Pabst (32) ihr Herz an ihn verloren und ihre Geigenbau-Werkstatt dort einrichteten.

    Von außen kaum zu erahnen, ist es das wohl außergewöhnlichste Geschäft in Aub geworden. Aber warum ausgerechnet Aub? Warum nicht eine Metropole der Musik? Für Frank Rittwagen ist die Erfolgsformel einfach: "Wenn's in Aub nicht läuft, dann läuft's auch in der Stadt nicht." Als Erster wurde Rittwagen auf den Ladenraum in der Etzelstraße aufmerksam, der 2004 Teil des Projektes "Leerstand" gewesen war. Rittwagen lebte schon damals in Waldmannshofen, sein befreundeter Kollege Pabst in Italien, trug sich aber mit dem Gedanken, nach Deutschland zurückzukehren. So entstand die Idee, in Aub gemeinsame Sache zu machen. Offizielle Eröffnung des Ladens ist im Übrigen am Sonntag um 11 Uhr mit einem Konzert des Violinisten Florian Meierott (Erlach) im benachbarten Ars Musica.

    Trotz der einheitlichen Adresse sehen sich Rittwagen und Pabst als eigenständig agierende Unternehmer. Das sei wichtig, "um unnötige Konkurrenz zu vermeiden", sagt Pabst. Weiterer Aspekt: Der Beruf hat viel Künstlerisches, der Künstler und seine alleinige Handschrift zähle. "Man baut seinen Namen als Marke auf", erklärt Rittwagen.

    Das ist hartes Brot. Eineinhalb Monate könne es dauern, bis eine Geige fertig wird, erzählt Christian Pabst. Die kann dann schon mal den Wert eines Mittelklassewagens haben. Das werde aber von Laien oft falsch verstanden, schickt Rittwagen gleich hinterher. Denn den Summen, die man mit den Instrumenten einnehmen kann, stehe viel Aufwand und mitunter Leerlauf gegenüber. Allein ein Drittel des Erlöses gehe laut Pabst normalerweise für Material- und Arbeitsaufwand drauf. Die fertigen Geigen, Bratschen und Celli bewahren die beiden Meister an einem sicheren Ort auf, in der Werkstatt befinden sich nur die unfertigen Instrumente. Der Bau einer Geige ist Handwerk in seiner Urform. Benutzt werde dazu so genanntes Tonholz von Ahornbäumen oder Fichten, wie Pabst erklärt. Die wie Kuchenstücke gesägten Bretter werden für Decke und Boden des Instrumentes zusammengeklebt. Dann werde die Dicke des Holzes mit Hobel und Stemmeisen behutsam abgetragen, bis der Resonanzkörper die richtige Struktur hat. Dieser Schritt sei entscheidend für die Güte der Geige.

    Zwischenzeitlich müssen die Seitenteile des Instrumentes, die Zargen, zurechtgebogen werden. Hals, Griffbrett und "Schnecke" drauf, Schalllöcher gesägt, lackiert und bespannt - fertig ist das Meisterwerk.

    Weil Profimusiker noch Töne hören, die es für Laien nicht mehr gibt, zählt beim Bau einer Geige jeder Millimeter Holz. Maßarbeit ist die Seele des Instruments.

    Zur Person

    Frank Rittwagen
    Ausbildung in einer Geigenbau-
    schule in Wales. Berufliche Statio-
    nen in Bubenreuth (Geigenmanu-
    faktur), Erlangen und Weikers-
    heim. Schwerpunkt: moderne In-
    strumente.
    Internet: www.rittwagen.de
    Christian Pabst
    Ausbildung in Markneukirchen/
    Sachsen. Berufliche Stationen in
    Deutschland, England und Cre-
    mona/Italien. 1996 Studium des
    Musikinstrumentenbaus. Schwer-
    punkt: Barockinstrumente.
    Internet: www.violini.altervista.org

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