Wer Samstagabend eine Veranstaltung plant, die nichts mit Fußball zu tun hat, könnte spätestens ab 20.45 Uhr Probleme bekommen. Da ist Anpfiff zum Championsleague-Finale zwischen dem FC Bayern und dem FC Chelsea in München. Das „Finale dahoam“ wird auch in Würzburg und Umgebung wohl Tausende vor Leinwände und Bildschirme locken – und einstimmen auf die am 8. Juni beginnende Europameisterschaft.
Sebastian Bayerl musste bereits die Erfahrung machen, dass am Samstag außer Fußball anscheinend nichts geht. Der Wirt von „Erks Stube“ in Lengfeld hatte für den 19. Mai einen kulinarischen Abend samt einer Lesung von vier Autorinnen geplant. „Ein schöner Geschenktipp für alle Männer, die ohne ihre Frauen in Ruhe das Champions-League-Endspiel sehen wollen“, dachte Bayerl. Doch da hat der Wirt die Rechnung ohne den Gast gemacht. Mangels Resonanz sagte Bayerl die Veranstaltung kurzfristig ab und rätselt nun, ob es zu wenig Literaturfans gibt oder ob Frauen fußballbegeisterter sind als gedacht.
Anzunehmen ist letzteres, erinnert man sich allein an das Finale 2010: Da strömten dutzendweise junge Frauen im Dirndl in die Posthalle, um dem FC Bayern zuzujubeln. Damals ohne Erfolg, bietet sich in der Halle am Bahnhof am Samstag erneut die Gelegenheit, die Münchner anzufeuern. Platz vor der Großleinwand ist für rund 2000 Fans bei Stehplätzen und freiem Eintritt. Ab 19 Uhr ist Einlass. Für den Veranstalter Posthalle ist es gleichzeitig eine Generalprobe für die EM.
Public Viewing für das Champions League-Finale kündigt auch Ralf Gaber, Pächter des „24-Autohof Gramschatzer Wald“ bei Erbshausen an der A 7 an. Die Zuschauer können das Spiel dort auf einer „Mediengondel“ mit drei 46-Zoll großen Monitoren verfolgen. Zudem zeigen zahlreiche Gaststätten und Biergärten das Spiel. Ein beliebter Anlaufpunkt für Fußballfans ist beispielsweise das „Loma“ in der Würzburger Sanderstraße. „Spätestens bis 19 Uhr hier sein“, rät Wirt Carsten Schmitt seinen Gästen. „Die Sitzplätze sind schon seit zwei Wochen reserviert.“ Bei vollem Haus verfolgen über 100 Zuschauer die Partie auf vier Bildschirmen beziehungsweise Leinwänden. Schon öfters gab's einen Einlassstopp wegen Überfüllung. Bayern-Fan Schmitt hofft auf „gute Stimmung“ und natürlich einen Sieg des FCB. „Wird aber schwierig. Wer's erste Tor schießt, gewinnt“, so sein Prognose.
„3:1 für die Bayern“ tippt Helmut Weiniger. Der Vorsitzende des Bayern-Fanclubs „Höchberg 94“ mit seinen 85 Mitgliedern ist einer der Glücklichen, der sich das Spiel live in der Allianz-Arena ansehen kann – zusammen mit 14 weiteren Clubmitgliedern, darunter seinem 13-jährigen Sohn Simon.
Vier Karten hat der Fanclub bekommen, die anderen Karten wurden Vereinsmitgliedern „zugelost“. Der Höchberger Fanbus rückt mit 65 Leuten in München an. „Die anderen, die nicht ins Stadion können, haben Karten für das Public Viewing im Olympiastadion“, erzählt Weiniger. Es ist sein viertes Champions-League-Finale mit den Bayern, das er als Zuschauer im Stadion erlebt: „1999 Barcelona, 2001 Mailand, 2010 Madrid, immer dabei gewesen.“ Und was machen die Fanclub-Mitglieder, die hier bleiben? „Die schauen meistens in der 'Pinocchio Sportsbar' in der Bahnhofstraße die Bayern-Spiele“, sagt Weiniger.
Wer sich noch passend einkleiden will, dem liefert FC Bayern-Sponsor s.Oliver die passende Fan-Bekleidung. Speziell zum Finale haben die Modemacher aus Rottendorf ein weißes T-Shirt bedruckt mit den roten Zahlen der Jahre, in denen die Münchner Europacup- oder Champions League-Sieger (1974, 1975, 1976, 2001) wurden. Wer's anzieht, ist Optimist: 2012 steht auch schon drauf.