Wer denkt bei seiner Fahrt durch das Taubertal schon daran, dass hier eine Gießerei zu Hause ist, deren Produkte in aller Welt begehrt sind. Tatsächlich fertigt die Röttinger Metallgießerei seit Jahrzehnten schon Formteile aus Aluminium und Messing, die in allen Kontinenten im Einsatz sind. Bauteile für Kirchenorgeln haben diesen Ruf begründet. Dank ihres Know-how hat sich die Firma aber auch in der Oldtimer- und Motorrad-Szene einen Namen gemacht.
Die Gießerei gehört zur August Laukhuff GmbH in Weikersheim. Das Unternehmen ist weltweit Marktführer für eine Reihe von Orgelbauteilen und wird seit 1823 als Familienunternehmen geführt. Heute stehen die beiden Cousins Hans-Erich und Peter Laukhuff als Geschäftsführer an der Firmenspitze.
Verschiedene Einzelteile und Baugruppen von Kirchorgeln sind aus gegossenem Aluminium, unter anderem die Gehäuse der Winderzeuger. Seit 1963 setzt Laukhuff auf diesen Werkstoff wegen seines geringen Gewichts und des sehr guten Dämpfungsverhaltens.
Letztere Eigenschaft ist maßgebend für einen ruhigen Lauf des Gebläses. Der versierte Organist würde jedes noch so kleine Nebengeräusch aus der Mechanik der Orgel als störend empfinden. Deshalb haben die Spezialisten des Unternehmens in jahrelanger Arbeit die optimale Gebläseform entwickelt und ständig verbessert.
Als Partner fand sich die damals noch unabhängige Gießerei in Röttingen. Als die Gießerei 1976 in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, sicherten sich die beiden Cousins die Fertigung der wichtigen Gussteile durch den Kauf des Röttinger Unternehmens.
Diese – betriebswirtschaftlich ausgedrückt – vertikale Expansion erwies sich als goldrichtig. Durch massive Investitionen entstand eine moderne Fertigung mit insgesamt drei ölbefeuerten und einem elektrisch betriebenen Schmelzofen, sowie einer teilautomatisierten Maschinenabformanlage.
Das Unternehmen hat sich auf den Sandform- und Kokillenguss von Aluminium und Kupferlegierungen spezialisiert. Im Bereich Sandguss wird außer Kleinserien auch eine Handformerei betrieben. Sie erlaubt Einzelanfertigungen mit einem Stückgewicht von bis zu 400 Kilogramm, erzählt der kaufmännische Leiter der Gießerei, Jens Plackner.
Vor allem in letzterem Bereich liegt die Stärke der Mannschaft aus Röttingen. Handformerei ist ein Fertigkeit das außer Geschick viele Jahre Erfahrung erfordert. Die Formen bestehen aus Quarzsand, der mit einer geringen Menge Kunstharz verfestigt wird. Beim Kontakt mit der heißen Schmelze wird das Kunstharz zersetzt, so dass sich auch komplizierte Werkstücke leicht entformen lassen.
Es schaut einfach aus, wenn ein Modell mit Sand ummantelt wird, doch es bedarf eines großen Talents, die Form maßgenau und ohne Verzug abzubilden. Vor allem die Gestaltung des Einguss-Systems bestimmt, ob das Gussstück später ohne Lufteinschlüsse und Fehler ausgeformt werden kann.
Hohe Qualität ist ein zentrales Thema, sagt Jens Plackner. Nur so konnte es der kleinen Röttinger Metallgießerei gelingen, auch als Partner für Automobilzulieferer und den Maschinenbau Fuß zu fassen. Als Hersteller von Werkzeugen aus Aluminium für das Schäumen von Autositzen hat die Gießerei eine führende Position am Markt erobert. Die Rohlinge für die Schäumformen werden außer ins Inland auch zu Sitzherstellern in Österreich, Tschechien und Frankreich geliefert.
Im harten Wettbewerb kann nur bestehen, wer hohe Qualität zu günstigen Preisen anbieten kann. Voraussetzung dafür sind gute Mitarbeiter. In einer Region, in der es nur wenige Gießereien gibt, sind die schwer zu finden. „Aus diesem Grund bilden wir unsere Mitarbeiter vorzugsweise selbst aus“, sagt Hans-Erich Laukhuff, „nur so stellen wir sicher, dass wir das erforderliche Können in der Produktion langfristig sichern und ausbauen.“ 15 Mitarbeiter beschäftigt die Röttinger Metallgießerei.
Im letzter Zeit hat das Unternehmen viel in moderne Messtechnik zur Optimierung der Schmelze und in die Qualitätssicherung investiert, um höhere Standards garantieren zu können und so neue Märkte, wie die Herstellung von Gussrohlingen für Tiefzieh- und Rotationsformen zu erschließen.
Ein weiterer Schwerpunkt ist Jens Placknes Leidenschaft für Motorräder zu verdanken. Dank der Handformerei kann die Gießerei edle Zubehörteile herstellen, die es auf dem Markt nicht zu kaufen gibt. Ob es besonderes schmuckes Zubehör für schwere Maschinen oder Einzelteile für das Verdeck eines Oldtimers sind. Immer häufiger gehören Sammler und Restauratoren besonderer Fahrzeuge zu den Kunden der Gießerei. Dem Fachmagazin Biker-News war die Firma im vergangen Jahr sogar einen langen Artikel wert.
Für die Zukunft ist jedenfalls ist Hans-Erich Laukhuff äußerst zuversichtlich.