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WÜRZBURG: Aus Würzburg Hilfe für tansanische Bauern

WÜRZBURG

Aus Würzburg Hilfe für tansanische Bauern

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    Frauen bei der Feldarbeit: Die traditionelle Landwirtschaft – wie hier im tansanischen Ort Mpapa – sichert die Ernährung von 80 Prozent der Bevölkerung.
    Frauen bei der Feldarbeit: Die traditionelle Landwirtschaft – wie hier im tansanischen Ort Mpapa – sichert die Ernährung von 80 Prozent der Bevölkerung. Foto: Foto: Stephen Makinya

    Das Umweltgeschäft ist höchst umstritten: Über staatlich regulierten Emissionshandel sollen Industrieländer ihren CO2-Ausstoß und die damit verursachte Umweltverschmutzung kompensieren – zum Beispiel durch Baumpflanzungen in Entwicklungsländern. Dort werden Flächen auch für den wachsenden Bedarf an Biodiesel gebraucht. Die Folge: Kleinbauern in Afrika wird Land geraubt. Eine in Tansania tätige Initiative aus Würzburg will nun mit einer Aufklärungskampagne gegen das „Landgrabbing“ angehen.

    Der gemeinnützige Verein Tushikane hat durch die persönlichen Verbindungen des aus Tansania stammenden und seit vielen Jahren in Würzburg lebenden Stephen Makinya gute Einblicke. Mit gezielten Projekten will Tushikane die Entwicklung auf dem Land fördern, voran die Bildung von Kindern und Jugendlichen und die Versorgung mit sauberem Trinkwasser. Doch was nützen all die Anstrengungen, wenn den Bauern – 80 Prozent der tansanischen Bevölkerung leben als Selbstversorger von der Landwirtschaft – der Boden als Lebensgrundlage entzogen wird? Genau dies passiert immer häufiger, beklagt Stephen Makinya.

    Aktueller Hintergrund ist eine Bodenreform in Tansania. Eigentlich eine gute Sache: Erstmals soll es der ländlichen Bevölkerung möglich sein, Flächen formal in Besitz zu nehmen und in ein Grundbuch eintragen zu lassen. Doch Unwissenheit und Verunsicherung sind groß. Ausgenutzt wird dies von internationalen Konzernen, ergab eine Befragung von Tushikane. Im Zuge der Landreform, so das Ergebnis, wird traditionelles Ackerland von Kleinbauern unter der Hand an Investoren verkauft. Dort wachsen dann „Baumplantagen für den CO2-Ausgleich in Europa“ oder Reis für den nationalen und internationalen Lebensmittelmarkt.

    „Die Subsistenzbauern im ländlichen Tansania ziehen ohne Informationen und rechtliche Beratung immer den Kürzeren und verlieren ihre Existenzgrundlage – meist für immer“, schreibt Tushikane in einem warnenden Bericht. Wurden bisher vor allem große unbewohnte Landstriche von Investoren aufgekauft, so werden nun auch kleinteilige Flächen dörflichen Ackerlands bedroht. „Die bekannten Folgen wie Armut und Hunger sind absehbar und wirksam über Generationen“, kritisiert der Würzburger Verein.

    In Tansania wird gerade ein Grundbuch eingeführt. Wenn die Bauern als Landbesitzer eingetragen sind, könnte das den Zugang zu Krediten für eine stärkere private Wirtschaftstätigkeit verbessern. „Ein gutes Anliegen, das allerdings nur dann Wirklichkeit wird, wenn die Bauern um ihre Rechte und Möglichkeiten wissen“, sagt der Jurist und Leiter der Studie, Florian Makinya. Tatsächlich zeige sich, dass das Unwissen über die Landreform groß ist. „Damit sind den 'windigen Händlern und feinen Investoren' Tür und Tor geöffnet, sich unkontrolliert das fruchtbare Land für eigene Zwecke anzueignen.“

    So baue in einem Dorf mittlerweile eine europäische Firma Bäume für den CO2-Ausgleich an. In einem anderen Dorf seien Mais- und Reisplantagen entstanden. In Kapunga im Südwesten habe ein Dauerstreit zwischen Investor und Dorfbevölkerung zu abgeschnittenen Wasserwegen und brennenden Häusern geführt.

    Auf diese Herausforderung möchte Tushikane e.V. reagieren. Zusammen mit Jurist Florian Makinya aus Tansania hat der Verein eine Informations- und Bildungskampagne entwickelt, die er nun in einer Modellregion im Südwesten umsetzen wird. Mit diesem spendenfinanzierten Auftaktprojekt sollen Ansätze erprobt werden, die örtliche Verwaltung zu qualifizieren und die Dorfbewohner über ihre Rechte und die Verfahren der Grundbucheintragung zu informieren.

    Ausgehend von diesem Modell strebt der Würzburger Verein für die Folgejahre den Einstieg von großen Stiftungen und Hilfswerken für eine eine landesweite Kampagne an. „Es muss jetzt gehandelt werden, weil jetzt das Grundbuch eingeführt wird“, ist Stephen Makinya, Gründungsmitglied von Tushikane, überzeugt. Und die Ärztin und Vorstandskollegin Monika Weikert ergänzt: „Nachsorgende Hilfeleistungen für verarmte Tagelöhner sind weniger wirksam und weitaus teurer als die direkte Sicherung des angestammten Ackerlandes für die Familien.“

    Tushikane e.V.

    Der Name Tushikane kommt aus der ostafrikanischen Sprache Kisuaheli und bedeutet „Gemeinsam sind wir stark“. Der Name des Würzburger Vereins soll verdeutlichen, dass sich das Leben in Tansania nur verändern kann, „wenn wir auch unser Leben in Deutschland verändern.“ Etwa durch einen anderen Ressourcenverbrauch oder auch, „indem wir einen Teil unseres Lebensstandards spenden.“

    Der Verein bittet um Spenden, damit die Aufklärungskampagne für Kleinbauern in den Dörfern Tansanias durchgeführt werden kann:

    Tushikane e.V., Konto 30 11 844 Liga Bank Würzburg (BLZ 750 903 00) Kontakt: kontakt@tushikane.net

    Information im Internet: www.tushikane.net

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