Einer, der die Umgehungsstraße in der geplanten Form nicht befürwortet, ist Friedrich Schmidt aus Herchsheim. Auf seinen Äckern hat der Landwirt eine Protest-Botschaft im ländlichen Stil installiert: eingesäte Buchstaben, nur aus der Luft erkennbar, zeigen den Schriftzug „B 19 – hier nicht!“
Schmidt hat Verständnis für die Menschen, die in Giebelstadt, Herchsheim und Euerhausen direkt an der stark befahrenen B 19 wohnen. Aber die Planungen, die bis ins Jahr 1975 zurückreichen, hält er für veraltet. Wie schon vor zwei Jahren Gemeinderatsmitglied Ulrich Pabst, so verweist auch Friedrich Schmidt auf die Möglichkeit, Giebelstadt statt im Westen auf der östlichen Seite des Ortes zu umfahren. Diese Trasse, betont Schmidt, existiere ja schon.
Dass die Planungsbehörden die so genannte Ostumfahrung wegen zu steiler Kurven als untauglich verworfen hatten, findet Schmidt bedauerlich. Denn durch die nun geplante Westumfahrung würden Gemarkungen zerschnitten, Ortsverbindungswege gekappt und wertvolle Ackerflächen vernichtet. Für Giebelstadts Bürgermeister Helmut Krämer wie auch für das Staatliche Bauamt in Würzburg ist das Thema Trassenverlauf allerdings erledigt. „Bei Abwägung aller Vor- und Nachteile ist klar, dass die Umgehung kommen muss. Und sie muss im Westen kommen“, sagt Krämer.
Klar ist aber auch, dass die Umgehung nur kommen wird, wenn die nötigen Ausgleichsflächen aufgetrieben werden können, die die Existenz von Feldhamster und Wiesenweihe in der Umgebung sichern sollen. 35 Hektar müsste der Bund kaufen, die im Sinne des Artenschutzes bewirtschaftet werden sollen. In Frage kommen Krämer zufolge nur hochwertige Flächen mit Lößböden, die nicht zwangsläufig auf Giebelstadter Gemeindegebiet liegen müssen.
Im Augenblick, so der Bürgermeister, sei es jedoch fast unmöglich, solche Flächen käuflich zu erwerben. Kein Landwirt wolle sich von seinen schönen Äckern trennen. Deshalb hat Helmut Krämer einen Lösungsvorschlag ausgearbeitet, den er Anfang Dezember dem bayerischen Innenstaatssekretär Gerhard Eck vorstellen möchte. Krämer plant, die nötigen Flächen nicht zu kaufen, sondern sie von den Bauern sozusagen nur zu pachten und hamster- beziehungsweise wiesenweihenfreundlich bewirtschaften zu lassen.
Um zu gewährleisten, dass das auch wirklich geschieht, sollen die Flächen im Grundbuch dinglich gesichert werden. Als Ausgleich für diese Belastung sollen die Bauern eine Entschädigung erhalten. Die müsste, sagt Krämer, über den Sätzen liegen, die der bayerische Bauernverband für die Ertragseinbußen vorsieht, die mit einer artenschutzgerechten Bewirtschaftung zwangsläufig einhergehen. Im Ergebnis koste das den Bund wahrscheinlich weniger als der Kauf von Flächen.
Krämer schildert, wie landwirtschaftliche Flächen im Sinne von Hamster und Wiesenweihe bewirtschaftet werden: Zwischen dem Getreide bleiben unbewirtschaftete Streifen stehen, in denen die Tiere Nahrung und Deckung finden. Wenn die Bauern Eigentümer der Ausgleichsflächen blieben, könnten sie diese Flächen von Zeit zu Zeit wechseln, um die Qualität des Ackerbodens zu erhalten, schildert Krämer einen weiteren Vorteil.
Bei verschiedenen Landwirten hat der Bürgermeister bereits vorgefühlt. Dort seien seine Pläne auf Zustimmung gestoßen, sagt er. Nun muss er noch die Bau- und Naturschutzbehörden von seiner Idee überzeugen, zu der ihn übrigens sein Bürgermeisterkollege Edwin Gramlich aus Bütthard inspiriert habe. Deshalb blickt er seinem Gespräch mit Gerhard Eck erwartungsvoll entgegen. Erst, wenn die Ausgleichsflächen gesichert sind, können die weiteren Planungen für die Ortsumgehung vorangetrieben werden.
Der Freistaat Bayern habe das Projekt als vordringlichen Bedarf gemeldet, sagt Helmut Krämer. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit werde es deshalb 2015 in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden. Endgültig werde sich das im Frühjahr 2015 entscheiden. Dann könne das Planfeststellungsverfahren erfolgen, was wohl an die zwei Jahre in Anspruch nehmen werde. Danach bestehe dann Baurecht. Wenn die Mittel bereitgestellt seien, könne gebaut werden. Helmut Krämer glaubt, dass ein Baubeginn im Jahr 2018 möglich sei.